
Nein, bei „Cash for Grass“ handelt es sich nicht um ein Vertriebssystem für Cannabis. Mit „Grass“ ist grüner Rasen in den USA gemeint. Hinter dem Slogan verbirgt sich ein kommunales Subventionsprogramm zum Wassersparen. Städte im trockenen Süden der USA geben finanzielle Anreize für den Rückbau von grünen Rasenflächen und den Umbau von privaten Landschaftsgärten. Damit soll der Bewässerungsbedarf reduziert werden.
Die Wasservorräte in Kalifornien sind aufgrund des Bevölkerungswachstums, periodischer Dürreperioden und des Klimawandels bis an die Grenze der Belastbarkeit ausgereizt. Der kalifornische Gesetzgeber hat erkannt, dass das Angebot am besten durch eine Senkung der Nachfrage erhöht werden kann. Daher wurde 2009 das Gesetz zur Wassernutzungseffizienz (Water Use Efficiency Senate Bill 7, SBx7-7) unterzeichnet. Das Gesetz verpflichtete die Kommunen und ihre Wasserversorger, den Pro-Kopf-Wasserverbrauch bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent zu senken. Um diese Vorgabe zu erfüllen, suchten die Wasserversorger nach innovativen Wegen, um den Wasserverbrauch zu senken. Da der größte Teil des Wasserverbrauchs der Haushalte auf die Gestaltung der Außenanlagen entfällt, hatten die Kommunen neben zeitweiligen Bewässerungsverboten unter anderem Maßnahmen zur Wassereinsparung für traditionelle Rasenflächen ergriffen. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl derartiger Programme, die ihre Wirkung offenbar nicht verfehlen.
Zahlreiche Städte haben „Cash for Grass“-Programme aufgelegt
Phoenix (Arizona) ist eine der heißesten Städte der USA mit gravierender Wasserknappheit und rasantem Bevölkerungswachstum. Die Stadt lässt Neubaugebiete nur noch in solchen Regionen zu, in denen eine sichere Wasserversorgung nachgewiesen werden kann. Vor kurzem hat Phoenix ein Programm zur Entfernung von grünem Rasen gestartet. Grundstücksbesitzer erhalten für die dauerhafte Entfernung des durstigen Grüns in ihren Gärten und Landschaften Zuschüsse von der lokalen Wasserbehörde. So soll der Wasserverbrauch für die Nutzungen in den Aussenbereichen der Privathäuser reduziert werden. Für den Rückbau der Rasenflächen werden rd. 6 Dollar pro Quadratmeter in Aussicht gestellt. Dadurch lassen sich schätzungsweise 200.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr einsparen (rd. eine Million Badewannen). Das Programm wurde mit einem Budget von fünf Millionen finanziert, womit die Stadt die Hoffnung verbindet, den Wasserbedarfs dauerhaft zu reduzieren.

In Sacramento (Kalifornien) können Kunden der Sacramento County Water Agency (SCWA) Zuschüsse erhalten, wenn sie ihren Garten umstellen. Dazu müssen sie ein bestehendes Rasen- und Sprinklerbewässerungssystem abschaffen und anstelle dessen auf ein Tropfbewässerungssystem und auf einheimische und trockenheitstolerante Pflanzen umstellen. Privatkunden von SCWA können einen Zuschuss von drei US-Dollar pro Quadratmeter umgewandelter Rasenfläche bis zu einem Höchstbetrag von 2.000 US-Dollar pro Haushalt beantragen.
Um die Förderung in Sacramento zu erhalten, müssen die Grundstücksbesitzer einige Anforderungen erfüllen. So muss die neue Landschaftsgestaltung mit trockenresistenten Pflanzen erfolgen, die nur einen geringem bis mittlerem Wasserverbrauch zur Folge haben. Die Pflanzen dürfen zudem nicht invasiv sein, das heißt es müssen einheimische Bäume, Sträucher, Sukkulenten und Bodendecker verwendet werden. Zur Bewässerung müssen Tropfbewässerungssysteme eingesetzt werden, allerdings sind auch Schlauchbewässerungen möglich. Auch Kunstrasenflächen sind als Ersatz des grünen Rasens zulässig, allerdings müssen diese von einem lizenzierten Bauunternehmer installiert werden. Nicht förderfähig sind dagegen Rasenflächen mit kahlem Boden ohne Gras. Ebenso dürfen keine wasserundurchlässige Flächen wie Beton oder Asphalt als Ersatz eingebaut werden.
In Denver (Colorado) bietet der lokale Wasserversorger Denver Water den Grundstückseigentümern einen Rabatt von 500 US-Dollar für die Entfernung von mindestens 200 Quadratmetern (2,50 US-Dollar pro Quadratmeter) Rasenfläche.

Las Vegas dürfte wohl mindestens USA-weit eine Vorreiterrolle einnehmen, indem Hausbesitzer dafür bezahlt werden Rasenflächen zu entfernen und stattdessen eine wüstenfreundliche Landschaft anzulegen. Denn in der Wüstenstadt werden rund 60 Prozent des Wassers für die Gartenbewässerung und Poolbefüllung verwendet.
In einem Jahr wird es ehedem zu drastischen Maßnahmen kommen: Rasen am Straßenrand und andere nicht-parkähnliche Nutzungen werden in den südlichen Gebieten des US-Bundesstaates Nevada ab dem Jahr 2027 verboten sein. Das im Jahr 2021 erlassene Gesetz gilt für Gewerbe-, Mehrfamilien-, Regierungs- und andere Grundstücke im Süden Nevadas. Es gilt nicht für Gras in Einfamilienhäusern, wie z. B. Gras in Vorgärten und Hinterhöfen. Viele Gemeinden haben bereits begonnen, derartige Rasenflächen zu entfernen und durch eine wüstenfreundliche Landschaft mit geringem Verbrauch zu ersetzen.
Da das Gesetz zum verpflichtenden Rückbau der Rasenflächen in privaten Gärten nicht greift, hat Las Vegas zu einem Anreizsystem gegriffen. Um den Bewässerungsbedarf in den teilweise sehr üppigen privaten Gärten zu verringern, subventioniert Las Vegas den Rückbau des grünen Rasens nach dem Motto „Cash for Grass“ mit 2 US-Dollar pro Quadratmeter, vor einem Jahr gab es dafür noch 3 US-Dollar. Wer die Zuschüsse in Anspruch nimmt, verpflichtet sich auch in Zukunft auf grünen Rasen zu verzichten – das gilt auch für nachfolgende Grundstücksbesitzer.
Mehrere Wasserbezirke im Gebiet von Salt Lake City bieten seit 2023 Ausgleichszahlungen für die Beseitigung des grünen Rasens in einer Bandbreite von 0,50 bis 3 Dollar pro Quadratmeter an.
Für Gartenbesitzer, die auf ihren grünen Rasen nicht verzichten wollen, bieten Landschaftsgärtner trockenresistente Rasenarten an, die mit einem Bruchteil des Wassers auskommen.
Diese Programme zum Rückbau von Rasenflächen stellen oft eine kostengünstige Strategie im Vergleich zu den Kosten für die Sicherung und den Ausbau kommunaler Wasserversorgungssysteme dar. In Kalifornien variiert der Wasserverbrauch je nach Region und Jahreszeit. In den Privathaushalten liegt der Verbrauch bei 77 Gallonen pro Person und Tag, etwa 290 Liter. Das entspricht in etwa dem 2,4-fachen dessen was die Bundesbürger täglich an Wasser brauchen.
Ein beträchtlicher Teil des Wassers, das die kalifornischen Haushalte von ihrem Wasserversorger beziehen, fließt und verdunstet in den großen und nicht selten üppigen Gartenanlagen. Da scheinen die Programme eine erfolgversprechend Lösung zu sein, den Verbrauch in den Gärten zu reduzieren. Im Dezember 2021 drohte in manchen Städten Kaliforniens ein „Day Zero“, also ein Tag an dem die Versorgung mangels Wasser hätte eingestellt werden müssen.
Die „Cash for Grass“-Kampagne ist nicht das einzige Instrument, mit denen die Kommunen auf den Wasserverbrauch Einfluss nehmen. Kalifornien setzt auch auf technologische Innovationen bei der Wasserbeschaffung wie dem Abwasserrecycling und dem Bau von Meerwasserentsalzungsanlagen, den Einsatz von intelligenten Zählern und Gadgets als Anreize zum Wassersparen, aber auch strenge gesetzliche Regeln wie Größenbeschränkungen für Pools in privaten Gartenanlagen.
Beitragsfoto: mit KI erstellt (ich habe nämlich keinen grünen Rasen)
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