Wasserkrise schafft Innovationen und lockt Investoren

Kaum vorstellbar, aber die Wasserkrise in Kalifornien hat auch etwas Gutes. Die wirtschaftlichen Folgen der historischen Dürre in Höhe von rund 2,7 Milliarden US-Dollar motivieren Industrie, Agrarbetriebe, Wasserversorger und Investoren, innovative Technologien für effizienteres Wassermanagement zu entwickeln. Einiges dürfte auch in Europa und in Deutschland Auswirkungen auf die technologische Ausstattung der Wasserversorgungssysteme und Haushalte haben.

„American Way to Manage a Challenge“ 

Die Dürre hat Kalifornien auf im November fest im Griff
Die Dürre hat Kalifornien auch im November 2015 fest im Griff

Die Dürre in Kalifornien ist von historischer Dimension und fordert heroische Leistungen. Um die Wasserprobleme in den Griff zu bekommen, erließ der kalifornische Gouverneur Brown Notstandsregeln mit restriktiven Wassersparvorgaben für die betroffenen Kommunen und Versorger. Aber, keine „politische Peitsche ohne Zuckerbrot“. Im November 2014 wurden zusätzlich öffentliche Finanzmittel in Höhe von 7,5 Milliarden US-Dollar für Investitionen in effizienteres Wassermanagement bereitgestellt. Diese sollte Investitionen und Innovationen bewerkstelligen.

„Typisch kalifornisch“, könnte das Fazit lauten, „Probleme werden als Herausforderung verstanden, gelöst und schon steht das lukrative Geschäftsmodell. Wasserversorger investieren in neue Technologien beim Wassermanagement. Um den Wasserverbrauch zu reduzieren und neue Quellen zu erschliessen, werden Wasserspartechnologien und Recyclingsysteme entwickelt. Intelligente Wasserzähler schaffen Transparenz (auch für die Behörden) und Sparanreize für die Konsumenten. Dabei werden auch neue Preissysteme entwickelt, die – begleitet von Wasserpreiskommunikation – das Sparen honorieren sollen. Wenn alles nicht hilft und die Ziele dennoch verfehlt werden, folgen Bußgelder. Aber auch mit nicht-tarifären Anreizen wird gearbeitet und gekämpft: Wasserrechte sind ein scharfes Schwert. Die Verteilung obliegt – wie in Deutschland – den Regierungsstellen. Dort wo nötig und genügend Einfluss besteht, werden die Entnahmerechte gekürzt. Dadurch ist schon manches Feld während des heissen Sommers trocken geblieben. Bei den neuen Technologien importiert man die Tropfenbewässerung aus Israel, dem Land mit der größten Erfahrung im Umgang mit Agrarwirtschaft unter Wüstenbedingungen. Auch setzt man auf Wassergewinnung aus dem Ozean. Die Meerwasserentsalzungstechnologie, lange Zeit aufgrund der Energieintensität der Aufbereitung und wegen hoher Ölpreise das Stiefkind der Wasserversorgung in den USA, kommt dank der Knappheit am Land und dem Fracking-Boom zu neuen Ehren. Auch wenn diese aufgrund der Umweltfolgen durch die Salzrückstände eher zweifelhafter Natur sind.

Investoren finden Dank der Wasserkrise in Kalifornien einen fruchtbaren Boden 

Das Expertengremium „California Council on Science and Technology“ (CCST) hatte schon im vergangenen Jahr unter dem Titel „Achieving a Sustainable California Water Future Through Innovations in Science and Technology“ eine Reihe von strategischen Zielsetzungen für die politische Arbeit und die Entwicklung von Technologien, Systemen und Prozessen aufgestellt, um die Wasserprobleme zu bewältigen. Eine der zentralen Empfehlungen galt dem Gesamtprozess des Wassers und der Wiedernutzung (Re-Use). Auch das Data Management, also die Erfassung und Verarbeitung der Wassernutzungen  und Intensitäten bei den Verbrauchern bietet ungenutzte Potenziale. Denn die Experten hoffen, dass die mit Hilfe von intelligenten Zählern erhobenen Daten in integrierte Prozesse an die Versorger zurückgekoppelt werden, damit diese die Versorgungs- und Vorhalteleistung bedarfsgerechter gestalten können. Zugleich können Verbraucher „ihre Erfolge“ messen und können gemessen werden. Zu den Pionieren dieser Anwendungen gehört Unternehmen WaterSmart. Das in San Francisco ansässige Unternehmen will mit Software und verhaltenswissenschaftlichem Instrumentarium die Versorgungsunternehmen und Konsumenten bei der Effizienzsteigerung unterstützen. Hierbei spielen Data Management und Social Benchmarking-Plattformen bereits eine große Rolle. Damit können sich Nachbarschaften bei der Erreichung von Sparzielen vergleichen. Die Zähler-Technologien entwickeln Unternehmen, die auch in Europa aktiv sind (z. B. ITRON, Sensus). Die Grundlage für die Einbeziehung intelligenter Zähler bieten Smart-Home-Systeme. Diese, so berichtete jüngst der FOCUS unter Bezugnahme auf  Statista, werden bis 2020 in den USA auf bis zu 24,5 Millionen Installationen geschätzt. Dabei ist es eigentlich nahe liegend, dass die findigen US-Amerikaner darin auch Wasserspar-Applikationen über Smart Meter integrieren werden.
Infographic: U.S. Leads the Way in Smart Home Adoption | Statista

Derartige Rahmenbedingungen und Entwicklungsrichtungen erhöhen natürlich die Attraktivität des Wassermarktes. Wasserversorgungs- und sog. Point-of-use-Systeme beim Konsumenten sind anspruchsvoller geworden. Allein dem SmartMeter-Markt in den USA werden enorme Wachstumspotenziale zugeschrieben. Finanzinvestoren und Innovative Unternehmen finden in Kalifornien angesichts der Wassersparziele und der politischen Rückendeckung für Innovationen einen „fruchtbaren Boden“. Wasser ist in den USA ein Big Business. Der Markt kommt jetzt durch Kaliforniens Dürre richtig in Schwung. Hier findet man die Kaufkraft, den politischen Willen und den Druck etwas zu verändern. Immerhin wäre dieser US-Staat mit seinen 37 Millionen Einwohnern die weltweit achtgrößte Volkswirtschaft. Und der Bedarf ist nicht nur in diesem Wachstumsstaat gigantisch. Denn das Bevölkerungswachstum ruft bei schrumpfenden Ressourcen zusätzliche Probleme und Verteilungskämpfe hervor. Die Lösung  liegt in Innovationen.

Und damit ist Kapital gefragt. Es sind die Venture Capital Fonds und andere Investoren, die den Wassermarkt für sich erkannt haben. Neue Ideen finden schneller als andernorts ihre Kapitalgeber. Gerade innovative Technologien brauchen kreative Finanziers. Insoweit ist es nicht überraschend. dass kalifornische Technologie- und Wasserunternehmen in 2014 mit 97 Millionen US-Dollar die höchsten Kapitalzuflüsse für neue Technologien erhielten, was einen Anteil von 38 Prozent der Gesamtbeträge in den USA ausmachte. Natürlich lässt sich nicht alles realisieren. So scheiterte die Idee, mit der Crowd-Funding-Plattform Kickstarter die 30 Milliarden Dollar einzusammeln, um eine Wasser-Pipeline vom wasserreichen Seattle nach Kalifornien zu bauen. Aber auf Kickstarter es gibt aktuell noch 47 andere Wasser-Projekte aus Kalifornien. Ein großer Teil will dabei helfen, mit Wasser in Haus und Garten effizienter umzugehen.

Foto: FLUIDMASTER
Foto: FLUIDMASTER

Eine Frage, die sich angesichts der Investitionen und der Sparerfolge beim Wasserverbrauch natürlich auch in den USA stellt, ist wie angesichts der Preissysteme die Kostendeckung sicher gestellt werden kann. Das ist Thema eines nachfolgenden Beitrages. Da gibt es interessante Parallelen zum deutschen Markt.

Herausforderungen für deutsche Versorgungsunternehmen

Innovationen und Märkte werden dort gemacht, wo die Nachfrage ist. Von moderner Messtechnik und Sensoren, bis zu Kommunikationsnetzwerken und Data Management sowie Analytik und Software, die integrierten Lösungen ermöglichen ein systemisches und intelligentes Wassermanagement, das es es den Wasserversorgern ermöglicht, bedarfsgerechte und effiziente Entscheidungen zu treffen. Dabei spielen die Konsumenten an der Abnahmestelle ein immer wichtiger werdende Rolle. Wenn es um das Wassersparen und um Wassereffizienz beim Verbraucher geht, werden sich viele Regionen der Welt immer besser aufstellen (müssen). Anwendertechnologien wie Haushaltsgeräte, Armaturen und Wasserzähler werden immer sparsamer oder bieten immer mehr Anreize, das Wasser sparsamer zu nutzen.

Warum geht uns das etwas an?

Auch wenn unsere Wasserressourcen in vielen Regionen Deutschlands gut gefüllt sind, werden wir uns dem allgemeinen Trend nicht entziehen können. Effiziente und intelligente Wassertechnologien werden wie heute schon die Energie-Technologien in Zukunft immer wichtiger werden. Je eher sich die Unternehmen für diese Entwicklungen und den Blick auf den Endkunden öffnen, desto größer sind die Chancen, diese Prozesse mit zu gestalten. Bremsen lassenBildschirmfoto 2015-11-10 um 19.21.24 sie sich ehedem nicht mehr, dazu gibt es zu viele Weltregionen in denen die Wassereffizienz eine immer größere Bedeutung erlangt – auch wenn sich nicht alle Staaten diese Technologien werden leisten können.

Quellen: BusinessWire, Next10, Marketwatch

 

1 Kommentar

  1. Hallo Herr Barandat, leider liefern uns viele Weltreligionen interessante und beängstigende Inhalte für unsere Blogs. Habe Ihr Waterintake wieder einmal mit Interesse gelesen. – Recherchiere zur Zeit zu Dubai. Haben Sie dazu Informationen?
    Viele Grüße
    Siegfried Gendries

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