Weltweit höchste Zufriedenheitswerte für Deutschlands Wasserwirtschaft

Dieses Ergebnis dürfte nicht nur in der deutschen Wasserwirtschaft große Freude auslösen. Eine soeben veröffentlichte internationale Studie, der Global Infrastructure Index 2019, hat in der deutschen Bevölkerung die weltweit höchste Zufriedenheit mit der Qualität der Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung festgestellt. Auch innerhalb der betrachteten nationalen Infrastrukturen belegt die Wasserwirtschaft den ersten Platz.

Im internationalen Vergleich unter 28 Staaten die höchste Zufriedenheit

Schon seit Jahren attestieren die Kunden der Wasserwirtschaft Spitzenleistungen. Befragungen des VKU und des BDEW liefern regelmäßig hohe Zufriedenheitswerte. Jetzt gibt es auch einen internationalen Vergleich. Dessen Ergebnisse dürften noch mehr Begeisterung auslösen. Im Auftrag der Global Infrastructure Investor Association, einem weltweiten Zusammenschluss von Investoren mit dem Fokus Infrastruktur, hat das Marktforschungsinstitut IPSOS Bürger in 28 der führenden Industriestaaten – einschließlich der G8 – nach ihrer Zufriedenheit und ihren Prioritäten zu 14 unterschiedlichen Infrastrukturen befragt. Zur Abstimmung standen neben Trink- und Abwasser u.a. auch Straßen, Flughäfen, Stromnetze, Ladeinfrastrukturen, Radwege, Hochwasserschutz, Wohninfrastrukturen usw.. Das Ergebnis ist zumindest aus Sicht der Wasserwirtschaft grandios: Platz 1 und damit Spitzenklasse! Mit 76% haben Dreiviertel der rund 1.000 in Deutschland Befragten der Qualität der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung als „gut bis sehr gut“ bewertet. An zweiter Stelle liegen die Engländer, die zu 73% den Trinkwassernetzen und Kanälen Bestnoten gegeben haben und ein solch gutes Ergebnis wohl kaum erwartet haben dürften. Unter den 28 untersuchten Industriestaaten liegt die Zufriedenheit der Deutschen mit ihrer Wasser- und Abwasser-Infrastruktur beachtliche 21 Prozentpunkte über dem globalen Durchschnittswert in Höhe von 55% und immer noch 16 Punkte über den Schnitt der G8-Staaten. Während die befragten Bürger der Volksrepublik China ihren Infrastrukturen in fast allen anderen Bereichen Spitzenwerte bescheinigten, liegt die chinesischen Rohrnetze und Kanäle nur im oberen Mittelfeld.

In Deutschland können „Wasser und Abwasser“ ungehinderter fließen als „Daten“

Die Investoren wollten wissen, welche Infrastrukturen national die höchste Zufriedenheit auslösen. Daher fragten die Marktforscher nach ingesamt 14 Infrastruktursektoren. Auch hier setzte sich die Wasserwirtschaft deutlich von der Konkurrenz ab. Die 76% „gut bis sehr gut“ für Wasser & Abwasser liegen 10 Prozentpunkte vor den Fußgängerwegen mit 66%, auch diese deutlich über dem weltweiten Durchschnitt. Lediglich die Flughäfen, mit 63%, sind international unterdurchschnittlich.

Die geringste Zufriedenheit äußern die befragten Bundesbürger bei der Elektro-Ladeinfrastruktur mit nur 16%, dieser Wert liegt 27 Prozentpunkte unter dem nationalen Durchschnitt mit 43% und deutlich unter jenem der 28 Staaten mit 224%. Überraschend schlecht schneidet das Thema Wohnen in Deutschland ab. Lediglich 22% der Deutschen vergaben hierbei die Note gut oder sehr gut. Dass es bei der digitalen Infrastruktur in Deutschland viele weiße Flecken gibt, offenbart das Feedback zur Digitalinfrastruktur. Während Süd-Korea und China mit 82% bzw. 75% die Zufriedenheitsskala anführen (gefolgt von Ungarn mit 69%), bildet Deutschland hier mit 29% das Schlusslicht, 26 Prozentpunkte unter dem 28-Staaten-Durchschnitt. Zusammengefasst könnte man resümieren, dass in Deutschland Wasser und Abwasser ungehinderter fließen können als Daten.

Bei Entscheidungen über die Infrastruktur genießen Experten ein höheres Vertrauen als Politiker

In 28 Ländern ist die Mehrheit der Befragten der Ansicht, dass Investitionen in die Infrastruktur für das künftige Wirtschaftswachstum von entscheidender Bedeutung sind und noch viel mehr erforderlich sind. Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage im Einzelnen:

  • 76% der Bürger sehen Investitionen in die Infrastruktur als entscheidend für das Wirtschaftswachstum an, aber 60% glauben nicht, dass ihr Land genug tut.
  • Europa erzielte mit 29% die niedrigste Zufriedenheitsbewertung aller Regionen, hinter Asien-Pazifik (47%), Naher Osten und Afrika (44%), Nordamerika (38%) und Lateinamerika (31%).
  • In einer Liste von 14 Infrastruktursektoren wiesen Flughäfen mit 67% die höchste Zufriedenheit auf, gefolgt von der digitalen Infrastruktur (55%) und der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung (ebenfalls 55%), während das Aufladen von Elektrofahrzeugen mit 24% zuletzt erfolgte.
  • Bei der Frage nach den künftigen Prioritäten für die Infrastruktur führten die Investitionen in Solarenergie mit 42% die Liste an.
  • 64% der Menschen auf der ganzen Welt fühlen sich wohl mit privaten Infrastrukturinvestitionen, wenn dies bedeutet, dass das Land das bekommt, was sie brauchen, während diejenigen, die ausländische Investitionen unterstützen, zahlenmäßig überlegen waren, wenn dies zu einer besseren Infrastruktur führt
  • 59% der Befragten würden technische Experten vorziehen, um Entscheidungen über neue Infrastrukturen zu treffen, während nur 21% der Meinung sind, dass Politiker diese Entscheidungen hauptsächlich treffen sollten.

Deutschlands Infrastrukturen haben Nachholbedarf

Trotz der Begeisterung für das Abschneiden der Wasserwirtschaft im internationalen wie nationalen Vergleich, darf doch nicht übersehen werden, dass die Bundesbürger jenen Infrastrukturen, die die mitentscheidend für die globale Wettbewerbsfähigkeit sind, keine hohe Zufriedenheit bescheinigen. Überraschen kann die „rote Laterne“ bei der Lade-Infrastruktur nun wahrlich nicht. Dass wir bei den Zukunftsenergien immer weiter zurückzufallen scheinen, wird auch in der Befragung offenbar. Bemerkenswert scheint, dass die alten Infrastrukturen „toppen“, während die neuen „floppen“. Klagen hilft nicht, Handeln ist gefragt. Denn allen Befragten ist klar, dass der zukünftige Erfolg und der Lebenswert von intakten und modernen Infrastrukturen abhängt.

Bei der Frage, wem das höchste Vertrauen entgegengebracht wird, mag es überraschen, dass international die Politik schlecht abschneidet. Wer auf manch deutsches Projekt schaut, wird sich dagegen vorstellen können, woher diese Einstellung stammt. Schließlich schneiden wir bei den Flughäfen ebenfalls unterdurchschnittlich ab, auch wenn hierzulande die Zufriedenheit hoch ist. Eine Frage, die auch hierzulande Emotionen schürt, ist jene nach „Privat“ oder „Staatlich“. Hier wird international gesehen den Privaten (60%) mehr Vertrauen entgegen gebracht, als es in Deutschland der Fall ist (55%). Wenn es darum geht, Projekte zu treiben und umzusetzen, halten sich hierzulande das Vertrauen in die Privatwirtschaft und in den Staat die Waage. Nicht sonderlich überraschend, dass dort, wo die Grenzen zwischen Privat und Staat so fließend sind, wie in Russland und China mit 77% für das private Engagement so eindeutig sind – oder auch nicht.

Blicken wir zum Abschluss auf das Positive: Trink- und Abwasser sowie Hochwasserschutz in Deutschland. Gerade letztgenannte Infrastruktur wird in Zeiten des Klimawandels stärker gefordert werden. Mit 47% ist deren Zufriedenheit zwar nicht ganz so hoch, aber dennoch liefert sie einen Spitzenwert. Diesen gilt es für die Zukunft auszubauen. So wird es auch bei Wasser und Abwasser sein müssen. Waren es in der Studie von 2017 noch 74%, so sind es zwei jähre später schon 76%. Da geht noch was….

Ein kleiner Hinweis in eigener Sache: den Blog LebensraumWasser gibt es seit Mitte 2016, dies war seit dem Start mein 500. Beitrag. Hoffe, auch dieser hat Ihnen gefallen.

Quellen/Weiterführendes

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