Mil­li­ar­den­schä­den durch geplatzte Rohre. Alle 30 Sekunden ein Leitungswasserschaden in Gebäuden

Geplatzte Rohre, leckende Armaturen oder auslaufende Heizboiler: Leitungswasserschäden waren 2019 für die Versicherer so teuer wie noch nie. Die Wohngebäudeversicherer leisteten dafür zum ersten Mal mehr als drei Milliarden Euro – bei gleich bleibender Anzahl der Schäden. Am stärksten betroffen von Leitungswasserschäden war erneut Köln. In Ostdeutschland scheint sich dagegen eine bessere Substanz auszuzahlen.

Schäden von rund 3,4 Milliarden Euro im Jahr. Leitungswasserschäden bedeutendste Schadengruppe

Im Jahr 2019 zählten die Wohngebäudeversicherer deutschlandweit rund 1,1 Millionen Leitungswasserschäden. Die Kosten in der Wohngebäudeversicherung summierten sich auf 3,1 Milliarden Euro. Hinzu kommen 280 Millionen Euro Schäden in der Hausratversicherung. Bemerkenswert, dass auch Jahr 2015 die Gebäudeversicherer ebenfalls deutschlandweit rund 1,1 Millionen Leitungswasserschäden zählten, allerdings summierten sich damals die Regulierungskosten auf „nur“ 2,3 Milliarden Euro. Hinzu kamen 230 Millionen Euro Schäden in der Hausratversicherung. Zum Vergleich: 2005 betrugen die Leitungswasserschäden in der Gebäudeversicherung rund 1,6 Mrd. Euro. Diese Kosten beinhalten nicht jene, die beim Gebäudeeigentümer entstehen und nicht vom Versicherer übernommen werden.

Mit diesen Zahlen dürfte bereits nachvollziehbar sein, dass hier ein eminenter Handlungsbedarf für Prävention besteht. Das wird auch durch einen weiteren statistischen Aspekt unterstrichen: Obwohl die elementaren Schäden wie Sturm, Hagel und weitere Naturgefahren bundesweit durch den Klimawandel in der Häufigkeit weiter voranschreiten, sind die Leitungswasserschäden in Deutschland die bedeutendste Schadengruppe. Von 2002 bis 2019 leisteten die Gebäudeversicherer für alle versicherten Gefahren (Sturm/Hagel, Feuer, Leitungswasser und weitere Naturgefahren) insgesamt 77 Milliarden Euro. Mit 38 Milliarden Euro entfielen fast die Hälfte der Leistungen auf Leitungswasserschäden.

Do-it-yourself als Risikofaktor? Wartung mangelhaft!

Hauptursache für Leitungswasserschäden sind laut Versicherungswirtschaft Installations- und Montagefehler. Mangelhafte Rohrverbindungen und kaputte oder falsche Dichtungen sorgen für jeden vierten Schaden. Damit könnten der Trend zum Do-it-yourself, aber auch der häufige Griff in das „Billig-Regal“ in den Baumärkten ursächlich für die Anstiege bei den Schadenskosten sein. Aber nicht nur im Einbau bzw. Umbau liegt ein Risiko. Die Wartung von Hausinstallationen im Trinkwasser und Sanitärbereich ist eine Schwachstelle. Während das Auto regelmäßig zum TÜV gebracht werden muss, sparen Hauseigentümer bei der Überprüfung und Wartung der Hausinstallation. Auf die Notwendigkeit regelmäßiger Wartungen der Trinkwasser-, Heizungs- und Sanitäranlagen weisen auch die Versicherer hin. „Um Leitungswasserschäden zu begrenzen, müssen Absperrventile leicht zugänglich und klar gekennzeichnet sein und vor allem im Notfall auch funktionieren“, sagt Oliver Hauner, Leiter der Abteilung Sach- und Technische Versicherung im GDV. Man möchte ergänzend hinzufügen, dass auch mehr Vorsorge betrieben werden sollte. Möglicherweise ist den Eigentümern gar nicht bewußt, welche tickenden Zeitbomben in ihren Wänden schlummer. Alle 30 Sekunden, berichtet der GDV, kommt es in Deutschland zum Leitungswasserschaden!

Köln ist „Spitzenreiter“ – deutliche regionale Unterschiede

Die Auswertung der Schadenzahlen zeigt ein deutliches West-Ost-Gefälle. Während im Westen zahlreiche Städte wie Köln, Krefeld, Karlsruhe oder Mannheim überdurchschnittlich viele Leitungswasserschäden verzeichneten, war Ostdeutschland wesentlich seltener betroffen. Hier lagen alle Stadt- und Landkreise unter dem Bundesdurchschnitt von 100. Der Indexwert für Leitungswasserschäden war in der Kölner Innen- und Südstadt mit 204 mehr als doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt (100). Das geht aus Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor.

Am besten schnitt der brandenburgische Landkreis Oberspreewald-Lausitz mit einem Indexwert von 40 ab, gefolgt von den Brandenburger Landkreisen Spree-Neiße und Elbe-Elster mit Indexwerten von jeweils 45.

„Nach der Wiedervereinigung sind in Ostdeutschland viele Gebäude saniert worden. Dies dürfte einer der Gründe sein, warum die Schäden im Westen erheblich häufiger sind als im Osten“, sagt Hauner.

Stichwort: Schdenindex

Für den Schadenindex hat der GDV die Leitungswasserschäden pro Landkreis ermittelt. Grundlage ist der Schadensatz, also das Verhältnis des Schadenaufwandes zur Versicherungssumme. Für größere Städte berechneten die GDV-Statistiker den für Versicherer unverbindlichen Index mit Hilfe der Postleitzahl-Dreisteller noch feiner. Datenbasis sind die Leitungswasserschäden der Jahre 2006-2015. Der Schadenindex schwankt selbst in Städten und zwischen benachbarten Kreisen zum Teil deutlich.

Q: GDV

Quellen / Weiterführendes

1 Kommentar

  1. Unter dem Motto „Leitungswasserschäden vermeiden, Mieterzufriedenheit erhöhen“ haben technische Entscheider der Wohnungswirtschaft und führende Experten der Schadenverhütung seit 2017 regelmäßig im „FORUM LEITUNGSWASSER“ der „Initiative Schadenprävention“ mit Unterstützung der AVW-Unternehmensgruppe eine Strategie zur Verhütung von Leitungswasserschäden entwickelt und praktikable Lösungen für die Wohnungswirtschaft erarbeitet.

    Das Thema wurde speziell für die Wohnungswirtschaft aufbereitet. Es ist ein LEITFADEN für die Schadenprophylaxe entstanden. Die Erkenntnisse der Versicherungswirtschaft aus den über 1 Million Leitungswasserschäden jährlich flossen in das FORUM LEITUNGSWASSER mit ein, wie auch die Erfahrungen der Wohnungsunternehmen, der Versicherer mit ihren Instituten und des Handwerks. Neben Ausführungen zu den Ursachen der Schäden, sind Empfehlungen für eine ganzheitliche Präventionsstrategie in den Wohnungsunternehmen erarbeitet worden. Abgerundet wird der Leitfaden mit Checklisten für die tägliche Arbeit.

    Mit den im FORUM LEITUNGSWASSER erarbeiteten Maßnahmen geben die Initiative Schadenprävention und die AVW Gruppe Wohnungsunternehmen nun ganz konkrete Präventionsmaßnahmen an die Hand. Denn nachhaltig zu wirtschaften heißt eben auch: Schäden möglichst zu vermeiden. Die Umsetzung der Strategie ist grundsätzlich jedem Wohnungsunternehmen möglich unter dem Motto:

    Das Wissen aus Millionen Schäden nutzen – Konkrete Präventionsmaßnahmen in der Wohnungswirtschaft umsetzen.

    Kontinuierlich erscheinende Informationen finden Sie in „Wohnungswirtschaft heute“

    https://wohnungswirtschaft-heute.de/tag/leitungswasser/

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