Was bei Verbrauchsspitzen gegen Wasserverschwendung unternommen wird

„Wasserengpässe in Deutschland“! Undenkbar? Leider nicht! Die Hitze der vergangenen Wochen bringt vielerorts Einschränkungen mit sich. Was dies bedeutet, erleben auch 115.000 Wasserkunden des Wasserverbands Garbsen-Neustadt unweit von Hannover. Kein Autowaschen! kein Rasensprengen! Pools dürfen nicht befüllt werden! Auch in anderen Regionen hat die Hitze der letzten Wochen für ein neues Verhältnis zum Wasser geführt – und zu den Versorgungssystemen.

Wasserversorgung wird gesperrt

Der Wasserverband Garbsen-Neustadt musste reagieren und rigorose Beschränkungen erlassen. Deren Missachtung soll sogar Wassersperrungen zur Folgehaben. Daher habe ich bei der Verbandsleitung nachgefragt. Prompt erhielt ich die Antworten von Lars Burgdorff, dem Teamleiter Öffentlichkeitsarbeit: „Bei Verstößen bzw. Meldung eines Verstoßes wird dem nachgegangen und der Kunde ermahnt. Sollte dies nicht ausreichen so würde als nächster Schritt bei dem Kunden eine Wassersperre durchgeführt, d. h. der Hausanschluss abgestellt. Wir hoffen natürlich auf die Vernunft der Kunden“, relativiert Burgdorff. „Daher gehen wir davon aus, diesen Schritt nicht anwenden zu müssen.“ Garbsen ist nur ein Beispiel für die Vielzahl der Kommunen mit Wasserbeschränkungen in Deutschland.

Wasserversorger trifft Vorsorge

Der letzte Sommer müsste viele Versorger sensibilisiert haben. Ich wollte daher von Garbsenern wissen, wie sie sich auf die Sommerspitzen bei der Wassernachfrage vorbereitet hatten. Burgdorff gibt auch dazu Auskunft: „In den letzten Jahren wurden die Anlagen des Verbandes kontinuierlich modernisiert und teilweise erweitert. So wurden bereits die Speicherbehälter der Wasserwerke vergrößert und Pumpenanlagen erneuert. Zudem wurden neue Brunnen und Druckerhöhungsstationen gebaut oder modernisiert.“ Viele Versorger berichten gegenwärtig von einer Überlastung ihrer Systeme. Teilweise seien diese Probleme auch hausgemacht, ist zu vernehmen, weil Investitionen in die Speichersysteme zurückgefahren worden waren.

Spitzenabgabe auf Rekordniveau

In den Hitzeperioden sind die täglichen Abnahmespitzen das Problem. Wenn abends alle gleichzeitig duschen, kochen, waschen, den Pool befallen und den Garten bewässern, dann entsteht „Stress“ in den Versorgungssystemen. Immer wieder hört man aus der Branche, dass dann „die Vorräte in die Knie gehen und die Systeme heiß laufen“. Das bestätigt auch Burgdorf: „Generell ist die Lage bei uns so, dass es grundsätzlich genug Trinkwasser gibt, die verbrauchte Menge aber den Spitzenwert von 2018 noch einmal um ca. 2.000 Kubikmeter übertroffen hat. Die Spitzenabgabe lag letzten Dienstag (Anm. den 26.6.) der ca. 23.000 Kubikmeter (gegenüber ca. 16.000 Kubikmetern an Sommertagen in den vergangenen Jahren). Der Großteil der Wasserversorgung erfolgt durch zwei verbandseigene Wasserwerke. Für Notfälle und in Spitzenzeiten (wie jetzt aktuell) beziehen wir Wasser von einem Vorlieferanten.“

Ordnungsbehördliche Verordnung im ostwestfälischen Löhne

Im ostwestfälischen Löhne wurde sogar zur „Ordnungsbehördlichen Verordnung“ gegriffen, um die Nutzung von Trinkwasser im Stadtgebiet den einzuschränken. Wegen des sprunghaften Anstiegs der Trinkwasserentnahme aufgrund der Heißwetterperiode, war es zu einer Situation gekommen, die zu einem kompletten Ausfall der Trinkwasserversorgung hätte führen können, wie es in der Präambel der Verordnung des Bürgermeisters zu lesen ist. Diese Löhne trat am 27.06.2019 in Kraft. Die Einhaltung des Verbotes werde durch Kräfte des Ordnungsamtes und der Polizei kontrolliert, heißt es dort weiter. Ebenso wie Garbsen hoffte auch die Stadt Löhne auf „die Einsicht der Bürgerinnen und Bürger, sodass keine Bußgelder festgesetzt werden müssen“.

Verhaltensänderung bei Verbrauchern unerlässlich

Am Ende haben es auch die Verbraucher selber in der Hand, wie sich die Nachfrage entwickelt und die Systeme in Anspruch genommen werden. Dabei reicht es schon aus, wenn nicht alle zur gleichen Zeit die Gärten bewässern (siehe auch Tip zur Gartenbewässerung unten). In Garbsen hat es letztendlich funktioniert. Am 2.7. wurden die Verwendungsbeschränkungen von Trinkwasser nach § 22 AVB WasserV (Verordnung Allgemeine Versorgungsbedingungen für Wasser) in Garbsen aufgehoben. Der Verband hat sich auf der Website „bei allen Kunden für ihr Verständnis und Beachtung der notwendigen Beschränkungen“ bedankt.

Höhere Vorhalteleistung nicht zum Nulltarif

Auch wenn sich in diesen Tagen die Situation schon wieder ein wenig entspannt hat. Die nächste Hitzeperiode steht vor der Tür. Die Wasserversorgung in Deutschland wird sich anpassen und angesichts der Folgen des Klimawandels stärker auf Vernetzung setzen müssen. Gemeinsam mit Netzwerkpartnern und Vorlieferanten könnten Stadtwerke und Wasserverbände vorsorgen. Mit Verbundsystemen könnten sie die Leistungsfähigkeit ihrer Trinkwassersysteme absichern. Ein Restrisiko bleibt, wenn alle von der Hitze betroffen sind, kann es dennoch eng werden.

Der größte Vorlieferant in Niedersachsen, die Harzwasserwerke, hatte erst vor wenigen Tagen mit einer Klimastudie auf die drohende Dürre hingewiesen. Die Reservehaltung muss für die Eventualitäten gesteigert werden. Damit steigen auch die Anforderungen an die Vorhalteleistung – und die Konkurrenzsituation. Sicherheit wird es nicht zum Nulltarif geben. Höhere Bezugskosten dürften eine Folge sein, denn Sicherheit kostet. Das wird auch zu veränderten Preissystemen für die Vorhalteleistung führen (müssen). Es dürfte einleuchten, dass große Systeme nicht vorgehalten werden können, ohne die Mehrkosten auf die Nutznießer zu übertragen. Das dürfte in erster Linie die industriellen Großabnehmer treffen. Schon jetzt fragen Versorger vermehrt nach Möglichkeiten, die Wasserpreise an dem Abnahmeverhalten auszurichten. Die „atypische Systemnutzung“ beschreibt die Gegebenheiten sicher treffend. Das ist keine Zukunftsmusik mehr. Es wird bereits an derartigen Modellen gearbeitet. Die digitalen Funkwasserzähler bieten hierfür schon heute eine hervorragende Unterstützung. Wer Spitzenbedarfe nicht vermeiden kann, der wird dafür auch die höheren Kosten tragen müssen.

Weiterführendes und Quellen

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