Wasser im Garten – Wie nachhaltige Bewässerung und Regenwassernutzung unsere grüne Oase lebendig halten

Ein Gastbeitrag von Ing. Matthias Jünger, MBA , garden-shop.at

Wie du mit smarter Bewässerung und Regenwassernutzung nicht nur Wasser sparst, sondern deinen Garten zukunftsfähig machst – praktische Ideen für mehr Verantwortung in deiner grünen Oase.

Ob als Rückzugsort nach einem langen Arbeitstag oder als Gemüsequelle im Sommer – unser Garten liegt uns am Herzen. Doch gerade in trockenen Zeiten wird deutlich: Ohne Wasser geht nichts. Und genau deshalb lohnt es sich, über unseren Umgang mit dieser lebenswichtigen Ressource nachzudenken – nicht nur im großen Maßstab, sondern direkt vor der eigenen Haustür.

Durststrecken im Garten – und was wir daraus lernen sollten

2022 war das Jahr, in dem mein Regenfass den ganzen Juli über leer blieb. Wo früher üppiges Grün den Garten erfüllte, blieben Stauden stehen, die ihre Blätter hängen ließen – trotz täglicher Gießgänge. In diesem Moment wurde mir klar, dass Wasser im Garten keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Es geht nicht mehr nur darum, dass Pflanzen wachsen. Es geht darum, wie wir sie versorgen – und was das für den Umgang mit einer unserer wertvollsten Ressourcen bedeutet.

Dass unser Trinkwasser zunehmend unter Druck gerät, ist längst kein fernes Zukunftsszenario mehr. Der Garten, so romantisch er oft erscheint, ist ein Spiegel unserer Beziehung zum Wasser. Und gleichzeitig ein Raum, in dem wir aktiv etwas verändern können – durch kluges Sammeln, gezieltes Gießen und nachhaltige Systeme, die Verantwortung und Gartenfreude verbinden.

Wasser im Garten ist mehr als nur Gießen

Wasser ist Leben – im Garten wird das besonders deutlich. Doch wer denkt, es ginge beim Gießen nur darum, den Durst der Pflanzen zu stillen, greift zu kurz. Es geht um weit mehr: um Bodenstruktur, Nährstoffaufnahme, Mikroorganismen und das komplexe Zusammenspiel zwischen Klima, Standort und Pflege. Ein gut bewässerter Garten lebt nicht nur – er atmet, er reagiert, er reguliert sich selbst besser. Und genau da beginnt die Verantwortung.

Denn während wir vielleicht mit der Gießkanne in der Hand stehen und glauben, etwas Gutes zu tun, zeigen Zahlen wie die der Hamburger Wasserverbrauchsstudie 2021, dass unser Verbrauch längst zu einem kritischen Thema geworden ist(3). In heißen Sommern steigt der Wasserbedarf im privaten Bereich drastisch – nicht nur fürs Duschen oder Kochen, sondern auch für Pools, Rasen und Beete. Dabei kommt das Gießwasser oft direkt aus der Leitung – also aus derselben Ressource, die wir eigentlich schützen sollten. Das ist weder ökologisch noch zukunftsfähig.

Besonders paradox wird es, wenn ausgerechnet im Garten – dem Ort, an dem wir Natur leben wollen – mit kostbarem Trinkwasser gearbeitet wird. Dabei gibt es längst Alternativen. Wer versteht, wie Böden Wasser speichern, welche Pflanzen mit weniger auskommen und welche Bewässerungsform wirklich sinnvoll ist, kann viel bewirken. Und das beginnt mit einer bewussten Haltung: Wasser im Garten ist kein Automatismus, sondern eine Entscheidung – jeden Tag aufs Neue.

Regenwasser auffangen – vom simplen Fass zur Systemlösung

Es beginnt oft mit einem Regenfass. Viele Gartenfreunde stellen sich eines neben das Gartenhäuschen, schließen es an ein Fallrohr an – und freuen sich über kostenloses Wasser. Ein guter erster Schritt. Doch wer einmal erlebt hat, wie schnell ein Fass in trockenen Zeiten leer ist, beginnt umzudenken. Denn Regen fällt selten dann, wenn wir ihn gerade brauchen – und wenn er fällt, dann oft in Mengen, die ein Fass gar nicht aufnehmen kann. Die Lösung liegt in durchdachten Speichersystemen, die Wasser nicht nur auffangen, sondern auch gezielt verfügbar machen.

Abbildung 2Wasser schöpfen mit Handpumpe – Symbol für nachhaltige Regenwassernutzung im Garten. Foto: Fikri Rasyidunsplash.com (2018)

Dabei geht es gar nicht um Hightech. Schon ein unterirdischer Speichertank mit Filter, angeschlossen an mehrere Dachflächen, kann den Garten über Wochen versorgen. Noch effizienter sind versickerungsfähige Mulden oder Retentionsflächen, die Wasser langsam abgeben und gleichzeitig den Grundwasserspiegel stützen. Wer größer denkt, plant Zisternen, kombiniert mit automatisierter Verteilung. All das schafft Resilienz – gegen Dürre, gegen Verschwendung und für ein neues Verhältnis zum Regen, der nicht als Ärgernis, sondern als Schatz betrachtet wird.

Intelligente Bewässerung spart mehr als nur Zeit

Früher bin ich morgens mit der Gießkanne losgezogen. Beete, Hochbeet, Kübel – jeder bekam seinen Schluck. Klingt idyllisch, war aber vor allem eines: mühsam. Und rückblickend oft ineffektiv. Die pralle Sonne war schneller als ich, und das Wasser versickerte dort, wo es nicht gebraucht wurde. Erst als ich mich näher mit Bewässerungssystemen beschäftigt habe, wurde mir klar, wie viel Potenzial in der richtigen Technik steckt – nicht nur zur Erleichterung, sondern auch zum Wassersparen.

Die besten Systeme sind oft die einfachsten: Tröpfchenbewässerung, Kapillarmatten, Zeitschaltuhren. Sie liefern Wasser direkt an die Wurzeln, ohne große Verluste durch Verdunstung oder Oberflächenabfluss. Auf utopia.dewird anschaulich erklärt, welche Systeme sich für welche Gartenformen eignen – vom kleinen Balkon bis zum Selbstversorgerbeet(1). Besonders spannend: Unterirdische Tropfrohre, die dauerhaft verlegt werden und so fast unsichtbar arbeiten. Einmal eingerichtet, laufen sie zuverlässig – und man selbst kann sich auf wichtigere Gartenaufgaben konzentrieren.

Was mir dabei besonders gefällt: Intelligente Bewässerung zwingt mich, meinen Garten besser zu verstehen. Ich achte mehr auf Bodenfeuchtigkeit, auf die Bedürfnisse einzelner Pflanzen – und darauf, wann es wirklich nötig ist zu gießen. Das ist keine Technik-Spielerei, das ist gelebte Nachhaltigkeit. Und genau darum geht es: bewusster Umgang mit Ressourcen, der nicht nur der Umwelt hilft, sondern auch dem eigenen Garten zugutekommt.

Unser Wasser – unser Auftrag

Ein Garten kann vieles sein: Rückzugsort, Spielwiese, Experimentierfeld. Aber vor allem ist er ein kleines Ökosystem – und das reagiert sensibel auf unseren Umgang mit Wasser. Wir können entscheiden, ob wir weiter gießen,wie eh und je oder ob wir umdenken. Jede Regentonne, jede umgestellte Bewässerung, jedes Verständnis für Boden und Klima ist ein Schritt in die richtige Richtung. Kein radikaler Wandel, sondern viele kleine, machbare Veränderungen.

In Zeiten von Klimakrise und Ressourcenknappheit wird genau dieser bewusste Umgang zur neuen Normalität. Und das Schöne ist: Er macht nicht nur ökologisch Sinn, sondern auch emotional. Wer nachhaltig gießt, sieht seinen Garten mit anderen Augen. Und vielleicht beginnt dort – zwischen Regenfass und Tropfschlauch – ein neues Verständnis für die Ressource, von der alles Leben ausgeht: Wasser.

Quellen

(1) Utopia Redaktion. (2024). Bewässerung im Garten: Das sind die besten Optionen. Utopia. https://utopia.de/ratgeber/bewaesserung-im-garten-das-sind-die-besten-optionen_290171/

(2) Welthungerhilfe. (o. J.). Nachhaltiger Garten – 8 Ansätze für ökologisches Gärtnern. Welthungerhilfe. https://www.welthungerhilfe.de/informieren/themen/klimawandel/nachhaltiger-garten

(3) Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE). (2021). Hamburger Wasserverbrauchsstudie 2021 – Begleit-Analyse der Ergebnissehttps://www.isoe.de/fileadmin/Edit/PDF/Publ/2021/Wasserverbrauchsstudie-2021_Begleit-Analyse_ISOE.pdf

Kurzporträt des Autors

Matthias Jünger betreibt die Plattform Garden-Shop.at und lebt seine Leidenschaft fürs Gärtnern mit jeder Handvoll Erde. Was als Hobby begann, ist längst zur Berufung geworden – mit einem besonderen Fokus auf nachhaltige Gartenkultur, Permakultur und klimaresilientes Gärtnern. Aufgewachsen zwischen Kompost und Kompromissen, liebt er das Experimentieren mit Anbaumethoden, die nicht nur heute funktionieren, sondern auch morgen noch Früchte tragen.

Durch seinen Online-Shop kennt er die Fragen, die Gärtnerinnen und Gärtner heute umtreiben – von Trockenheit bis Torffreiheit, von Mulch bis Mikroklima. Sein Ziel: Gartenzeit für alle zugänglich und sinnvoll gestalten. In diesem Beitrag teilt er persönliche Erfahrungen und Impulse für ein Gärtnern, das mehr ist als nur ein Hobby – nämlich ein echter Beitrag zu einem guten Leben.

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