„Straßenfeger“ waren in den Anfangszeiten des Fernsehens Sendungen, deren hohe Einschaltquoten die Straßen leergefegten. Hätten wir heute nicht ein derart breites multimediales Angebot, könnte der Film „Bis zum letzten Tropfen“ und das Event #unserWasser der ARD einen solchen Kultstatus erlangen. Schon am Vorabend, bevor der Film und die Doku dazu ausgestrahlt wird, berichtet mir der Regisseur Daniel Harrich in einem Interview, dass die Abrufzahlen des Films in der ARD Mediathek ein außergewöhnliches Interesse belegen – dabei ist er „nur“ in der Mediathek (Link) abrufbar. Es geht darin um die Verteilung von knapper werdenden Wasserressourcen in einer fränkischen Gemeinde. Eine Geschichte, die sich um Kommerz, Ignoranz und Karrieren dreht. Wäre es nicht Wasser und der Realität entlehnt, wenn auch als Persiflage, dann könnte man nach dem Fernsehabend getrost zu Bett gehen. Aber für dieses Thema brauchen wir das „Mitmachen“ der Menschen, weil, es ist #unserWasser.
„Wir wollen aufrütteln!“, erklärt mir Harrich, der seine abendliche Fitnessrunde für ein kurzes Telefonat unterbrach und daher nicht nur wegen der Begeisterung für sein Projekt nach Luft rang. „Es ist wichtig, eine Breitenwirksamkeit zu erreichen. Wir müssen die Menschen emotional erreichen,“ beschriebt er das Ziel. Deshalb habe er zu der Geschichte um den internationalen Flaschenwasserkonzern gegriffen. „Es geht uns nicht darum, die Mineralbrunnen zu verteufeln, ich trinke selber auch Flaschenwasser beim Sport. Wir sind nicht radikal. Aber wir wollen eine einfache eingängige Geschichte erzählen und dabei trotzdem das Problem in all seinen Facetten darstellen.“ Man mag sich fragen, warum nicht auch das Wassersparen in Haushalten, die Bewässerung durch die Landwirtschaft, Wasserqualität oder Wasserpreise Themen sind, die aufgegriffen wurden. Dann wäre die Botschaft des Films möglicherweise in der Komplexitätsfalle gelandet. „Es darf nicht zu komplex sein, sonst verlieren wir zu viele Interessierte“, erklärt der Regisseur, der sich durch Investigativ-Thriller einen Namen gemacht hat. „Wir wollen Denkanstöße geben“.
„Und wie geht es auch den Denkanstößen weiter?“, war meine Frage. Harrich kündigt ein wahres Feuerwerk an Berichten und Nachrichten über Wasser an. Kurz nach dem ich diesen Beitrag geschrieben habe, sendet Report aus München den Beitrag „Droht Deutschland eine Wasserkrise? Versiegte Quellen, trockene Brunnen“ (Link) . Morgen ist dann der große Event-Tag. Der Film wird ausgestrahlt und eine Doku, quasi das „making of“ mit Hintergründen. Bis September geht es dann über #unserWasser via TV und den vielen Multimedia-Angeboten der ARD weiter. Begleitet wird es von einem Programm für Citizen Science zur „Eigensensibilisierung“ der Bürgerschaft (Link). Darin können sie ihren eigenen „ Wasserfussabdruck“ erkennen und trocken gefallene Gewässer mitteilen.
Und wie lautet das Ziel? Die Bürgerschaft und die Politik sollen erkennen, dass es mit den knapper werdenden Wasserressourcen so nicht weiter gehen und etwas dagegen tun. Wir brauchen ein breite Bewegung gegen die Übernutzung der Wasserressourcen in Deutschland, das Wasser gehört auch den künftigen Generationen. „Schön wäre es“, so Harrich, „wenn auch die Wasserwirtschaft das Event zum Anlass nähme, noch intensiver über die Wasserprobleme im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu berichten.“ Die Bürger vertrauen ihrem Versorger, das sollen diese nutzen. Harrich ist ein begeisterter Netzwerker, der für das Thema Wasser brennt. Sicher gibt es viele, dem Aufruf folgen werden.
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