
Tokio geht diesen Sommer einen besonderen Weg, die Hitzefolgen für die Bewohner zu mildern. Die Gouverneurin von Tokio, Yuriko Koike, kündigte am 20. Mai an, allen acht Millionen Haushalten in der japanischen Metropole die Grundgebühren für die Wasserversorgung während des erwarteten heißen Sommers zu erlassen – eine mir bisher noch nicht bekannte Form saisonaler Wasserpreise. Dabei sind die Wasserkosten in Tokio im weltweitem Vergleich der Metropolen in Industriestaaten ehedem schon gering.
Drei Monate keine Grundgebühr für die Wasserversorgung
Wie die Gouverneurin von Tokio, Yuriko Koike nach einem Bericht der Zeitung Asahi Shimbun gestern ankündigte, werden den Bürgern in Tokio die monatlichen Grundgebühren entweder von Juni bis September oder von Juli bis Oktober erlassen. Gewöhnliche Haushalte, die eine Wasserleitung mit einem Durchmesser von 20 Millimetern verwenden, können ihre Wasserrechnungen in dem Zeitraum um insgesamt etwa 5.000 Yen senken, das sind umgerechnet etwa 30 Euro.
Es sicher nur ein Zufall, dass für Anfang Juni die Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung von Tokio angesetzt sind. Bevor jetzt das große Kopfschütteln wegen der zeitlichen Nähe zu den Wahlen beginnt, auch hierzulande scheinen sich wahltaktische Erwägungen nicht immer von den Entscheidungen über die Anpassung der Wasserpreise trennen lassen.
Das Wasser selbst wird es aber nicht kostenlos geben. Die verbrauchsabhängige Gebühr für die erhaltene Wassermenge wird selbstverständlich erhoben, sie ist in den Grundgebühren anteilsmäßig enthalten und steigt je Kubikmeter an, je höher der Verbrauch ist. Bei diesen Staffeltarifen zahlen Haushalte mit 120 Kubikmetern Jahresverbrauch 1.408 Yen, umgerechnet 103 Euro jährlich für ihr Trinkwasser, was deutlich unter den hiesigen Wasserkosten liegt. Damit zählt Tokio bei den Wasserkosten weltweit ganz sicher nicht zu den Spitzenreitern. Besonderheiten gibt es noch bei Mehrfamilienhäusern, damit dort, wo keine Zähler auf Wohnungsebene installiert sind, die Haushalte nicht für die hohen Verbräuche ihrer Nachbarn mit bezahlen müssen.

Die Wasserversorgung in der Hauptstadt Tokyo ist in kommunaler Hand. Das Leitungsnetz umfasst 26.000 Kilometer, hintereinander gelegt würden diese Leitungen fast um den halben Globus reichen. Die Leckrate der Tokioter Wasserwerke liegt bei gerade einmal 3,6 Prozent. Dies ist angesichts der durchschnittlichen Leckagerate anderer Metropolen weltweit ein erstaunlich niedriger Wert.

Auch Klimaanlagen werden subventioniert
Die Zahl der medizinischen Notfälle wegen Hitzschlag ist in Tokyo in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Besonders betroffen sind Personen, die aufgrund hoher Stromkosten auf die Nutzung von Klimaanlagen verzichten. Zusätzlich zur Wassergebührenbefreiung will die Stadtverwaltung diese Haushalte auch bei den Energiekosten entlasten und so die Gefahr von Hitzeschlägen verringern.
Die Übernahme der Grundgebühren und die Hilfen für die Klimatisierung wurde auf Initiative der Liberaldemokratischen Partei, der Partei New Komeito und der Regionalpartei Tomin First no Kai beschlossen.
Um die Maßnahmen zu finanzieren, soll ein zusätzlicher Haushaltsentwurf, der 36,8 Milliarden Yen (256 Millionen US-Dollar) zur Deckung der Kosten des Plans enthält, auf einer Sitzung der Stadtratsversammlung in Tokio im Juni vorgeschlagen werden.

Gouverneurin Koike betonte bei einem Pressetermin die Bedeutung der Maßnahme: „Sie dient dem Schutz der Lebensqualität der Einwohner und trage zur Vorbeugung von hitzebedingten Gesundheitsproblemen bei“..
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