Kupferkorrosion: Schwarzer Peter für’s Handwerk und die Industrie

Ein mysteriöser Lochfraß in Trinkwasserinstallationen in der Region Dorsten bewegt zur Zeit die Gemüter. Die NRW-Landesfachgruppe Installateur und Heizungsbau hatte wegen ungeklärter Schadensfälle im Juli 2014 vor der Installation von Kupferrohren gewarnt. Der Verband der Deutschen Kupferindustrie (DKI) sah ihren Kupferrohrabsatz gefährdet und hat sich jetzt – anders als in anderen Regionen, wo die Schadensfälle ohne eine solche Warnung geblieben waren – mit in die Diskussion eingebracht. Der Trinkwasserlieferant in Dorsten, die  RWW, dessen Wasser von den Kupferherstellern aus vielleicht verständlich erscheinenden Gründen als Verursacher auserkoren worden war, hat jetzt seine Initiative verstärkt und beteiligt sich aktiv an der Ursachenforschung und Kundenaufklärung. In den nächsten Tagen wird er mit den über 160 Installateurfachbetrieben in seinem Versorgungsgebiet Kontakt aufnehmen, um herauszufinden, wie diese das Phänomen sehen. Denn trotz der Aufruhr sind es nur einige wenige Fachbetriebe bei denen das Problem auftritt.Bildschirmfoto 2015-10-23 um 19.47.36

Auch der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) bleibt nicht untätig und will die vom DKI eingeleitete Initiative in sachlichere und objektive Bahnen lenken. So führt der VDI aus: „Die Korrosionsfälle treten verstärkt in Trinkwasser-Installationen in Deutschland und Nachbarländern auf, die ungefähr ab dem Jahr 2005 installiert wurden. In der Folge entstehen neben wirtschaftlich und hygienisch relevanten Wasserschäden vor allem Haftungsforderungen sowohl an Planer als auch an ausführende Betriebe, teilweise bis an der Grenze der Insolvenz. Diese Schäden führen zu einer fühlbaren Verunsicherung der Verkehrskreise, die beispielsweise zur Empfehlung der Abkehr vom Werkstoff Kupfer für die Trinkwasser-Installation durch den Fachverband SHK NRW an seine Mitgliedsbetriebe geführt hat.“ Mit dieser Einleitung hat der VDI  namhafte Fachleute, dazu zählen u.a. Forschungsinstitute wie das IWW und das TZW, Wasserversorger, Kupferindustrie und Vertreter der Versicherungswirtschaft zu einem Auftakttreffen am 19. November nach Düsseldorf eingeladen (Kontakt: Dipl.-Phys. Thomas Wollstein wollstein@vdi.de)

Ähnlich wie der Versorger und Experten der Versicherungswirtschaft erklärt der VDI schon heute, dass das Trinkwasser als alleiniger Grund ausscheidet. Nach dem Stand des Wissens kann nicht nur eine Ursache ausschlaggebend sein. Auch erklären diese Fachleute, dass sich die Schadensereignisse nicht auf Dorsten beschränken, sondern Kupferkorrosion in vielen Regionen im Bundesgebiet auftreten. Kunden und betroffene Sanitärfachbetriebe können hoffen, dass nach Abschluss der VDI-Initiative Klarheit herrschen wird, warum in Deutschland und in den Niederlanden in letzter Zeit vermehrt Lochfraß an Trinkwasserkupferleitungen auftreten. Hier geht es zu einem Beitrag über die Ereignisse in Dorsten aus dem vergangenen Monat klick hier

Auch die Fachpresse berichtet seit langer Zeit über das Phänomen. Um das Suchen zu vereinfachen, hat LebensraumWasser nachfolgend einige Fachbeiträge verlinkt:

  • In vielen Gebieten in Deutschland haben Hauseigentümer immer häufiger mit dem Problem der Lochkorrosion zu kämpfen. Unabhängig von der Größe der jeweiligen Immobilie tritt dieses Phänomen immer dort auf, wo mehrere ungünstige Faktoren in der Trinkwasserinstallation aufeinandertreffen, wie im Erfahrungsbericht aus dem Hause des Gerling-Konzerns im Fachmagazin IKZ dargestellt wird. Klick hier!
  • Die Ursachen ließen sich bisher nicht ermitteln. Da jedoch das Rohr zum Wasser und nicht das Wasser zum Rohr passen muss, bleibt die Schadensbeseitigung zunächst beim Installateur hängen. Wie sieht die derzeitige rechtliche und korrosionstechnische Situation aus? Das Fachmagazin „Sanitärjournal“ bietet eine gleichermaßen aufschlussreiche, wie objektive Dokumentation der Ereignisse und Folgen. Klick hier!
  • Trotz vieler Gespräche mit Beteiligten konnten die Ursachen nicht ermittelt werden. Daher empfiehlt die NRW-Landesfachgruppe Installateur und Heizungsbau als technisches Gremium „im Versorgungsgebiet des RWW-Wasserwerks Dorsten-Holsterhausen bis auf weiteres Trinkwasser-Installationen nicht in Kupfer auszuführen. Unter dem Titel „Schwarzer Peter fürs Handwerk“ berichtet das Fachmagazin IKZ über diese Maßnahme und über die Erfahrungen der Fachbetriebe in der Region Dorsten  klick hier
  • Manchmal kommt es vor, dass in einer Trinkwasserinstallation mehrere Metalle eingesetzt werden, z.B. Kupfer und verzinktes Stahlrohr – man spricht von einer Mischinstallation. Wird hier die sogenannte „Fließregel“ nicht eingehalten, können elektrochemische Prozesse ausgelöst werden. Diese führen im schlimmsten Falle zum Lochfraß und zu Undichtigkeiten. Heinrich Rausch beschreibt im Magazin IKZ, worauf bei der Installation zu achten ist klick hier!

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