
Die Vereinigten Arabischen Emirate verdanken dem Cloud Seeding ihre jüngsten Regengüsse. Mit Drohnen und internationaler Unterstützung perfektionieren sie die Wassergewinnung aus den Wolken.
Die Überflutungen der vergangenen Wochen nutzen die Verschwörungstheoretiker und streuen Gerüchte, die starken Regenfälle seien mit möglicherweise ausser Kontrolle geratenen „geimpften“ Wolken künstlich erzeugt worden. Ohne diese Theorien kommentieren zu wollen, lohnt ein Blick in die Vereinigten Arabischen Emirate. Dort hat es in vor wenigen Wochen eine Regenflut gegeben. Was wie ein natürliches Ereignis klingt, wird von Menschen beeinflusst.
Kaum ein Staat kann sich mit dem Ölreichtum der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) messen, anderseits gibt es nur wenige Regionen mit einem größeren Wassermangel. Das liegt an einer Niederschlagsmenge in der am Persischen Golf gelegenen Wüstenregion, die mit etwas mehr als 40 Millimetern pro Quadratmeter im Jahr kaum erwähnenswert ist. Zum Vergleich: in Dortmund betrug die Niederschlagsmenge am 14. Juli über 60 Millimeter – an einem Tag. Die Hitze ist unerbittlich in dem Wüstenstaat. Im vergangenen Monat betrugen die Temperaturen dort über 50°C. Kaum ideale Bedingungen für Regen, aber dennoch wurden Regenfälle angekündigt und nicht nur das, die Wetterbehörde warnte sogar vor Starkregen.
Die VAE streben eine stärkere wirtschaftliche Unabhängigkeit von ihrer wichtigsten Einnahmequelle, den Öleinnahmen, an. Das kann aber nur gelingen, wenn es für die anderen Industriezweige ausreichende und sichere Wasserressourcen gibt. Wenn der dafür ausschlaggebende Regen nicht fallen will, muss in den Wolken nachgeholfen werden. Das setzen die VAE mit internationaler Unterstützung und einem finanzstarken Forschungsprogramm um. Die ursprünglichen Methoden dafür stammen aus der Zeit der schweren Dürreperioden in den USA der 1930er Jahre.
Um Regen zu erzeugen, haben sich unter dem Begriff des Cloud-Seeding, mittlerweile einige Verfahren etabliert. Im Grundsatz waren alle mehr oder weniger gleich. So werden durch Flugzeuge Silberjodid-, Trockeneis- oder Stickstoff-Partikel in die Wolkenformationen ausgebracht, von denen die Experten perspektivisch Regenfälle erwarten. Die Partikel fungieren dabei als Kondensationskeime, um die herum sich jene Regentropfen bilden, die dann in der Region zur geplanten Zeit abregnen. In den VAE begannen die Regenmacher in den späten 1990er Jahren. Im Jahr 2019 führten die VAE 247 Missionen durch, gegenüber 184 im Jahr 2018.

Die Emirate wollten aber neue und sichere Wege gehen. Mit dem UAE Research Program for Rain Enhancement Science initiierte und finanzierte der Wüstenstaat ein groß angelegtes internationales Forschungsprojekt. Partner waren das US National Center for Atmospheric Research und die NASA. Im März 2021 kündigten die Vereinigten Arabischen Emirate an, dass Drohnen getestet werden, die kleine elektrische Ladungen in den Wolken erzeugen sollen, um Regen zu erzeugen. Nach Angaben des Nationalen Zentrums für Meteorologie könnte diese neue Methode die traditionelle Wolkenaussaat, bei der feste Partikel in die Wolken abgelagert werden, effizient ersetzen. Diese elektrisch geladenen Drohnen sollen das Ladungsgleichgewicht zwischen den Regentropfen ändern und dadurch eine Vermischung erzeugen, in deren Folge Regen ausgelöst wird. Die Vorteile lägen in dem Einsatz leichterer Drohnen und im Verzicht auf den Einsatz von Chemikalien wie Silberjodid oder Salz, die in die Wolken emittiert werden.
Die Verantwortlichen des National Meterological Center (NMC) der VAE sind zuversichtlich, dass die Herausforderungen bei der künstlichen Regengewinnung bewältigt werden können. Derzeit seien die drei wichtigsten technischen Herausforderungen die Sammlung und Analyse von Daten zu Wolkenformationen; Auswahl und Einsatz von Saatmaterial bzw. der Technologie und der Prozess des Identifizierens und Verfolgens geeigneter Wolken für das Seeding.
Wie die Bilder des NMC von dieser Woche auf Instagram zeigen, scheinen die Emirate erfolgreich bei der Regenernte. Und dennoch bedarf es schon eines gehörigen Maßes an Phantasie, sich vorzustellen, dass derartige Cloud-Seeding-Flüge ursächlich für die Katastrophen in Deutschland gewesen sein sollen.
Quellen / Weiterführendes
- Cloud seeding: How the UAE is enhancing rainfall through technology, Khaleej Times, 22.7.2021
- NMC UAE REASEARCH PROGRAM FOR RAIN ENHANCEMENT SCIENCE
- UAE weather: Rain in Dubai, Abu Dhabi, cloud seeding flights dispatched on Sunday, says NCM, GULF NEWS, 21.2.2021
- IREF 5th InternationalRain Enhancement Forum
- Wetterdaten Dortmund Juli 2021 (90 Tage), Abruf 1.8.2021
Beitragsfoto NMC (VAE)
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