ARD kämpft für #unserWasser. Multimediales Event am 16. März 2022

Das Thema „Wasser“ stand bisher selten im Mittelpunkt der deutschen Medien. Das dürfte sich mit dem ARD-Event #unserWasser ändern. Am 16. März wird die ARD ein wahres Feuerwerk an Informationen, Interaktionen und Unterhaltung zum Wasserthema zünden. Dafür recherchierte Investigativ-Regisseur Daniel Harrich im Auftrag des SWR zu weltweiten und auch zu deutschen Wasserproblemen. Letztere zeigt das Highlight des Abends, der Spielfilm „Bis zum letzten Tropfen“, ein Wasserkrimi aus der Provinz. So sollen die Folgen des Klimawandels in unsere Wohnzimmer gebracht werden. Der Thementag kurz vor dem UN-Weltwassertag am 22. März soll für mehr Wasserbewusstsein und für einen sorgsameren Umgang mit der aquatischen Umwelt und dem Wasser sorgen. Daher bleibt es nicht beim Film. Das Gesamtprojekt beinhaltet zudem eine umfassende Doku-Reihe und mehrere Mitmach-Aktionen zum Wasser. Das gesamte Paket stellten die Verantwortlichen der ARD, gemeinsam mit Regisseur und Schauspielern in einer Pressekonferenz am 1. Februar vor.

Der investigative Spielfilm als „Wachmacher“ für die deutschen Wohnzimmer

Ein Bürgermeister in einer fränkischen Kleinstadt sucht nach Einnahmequellen für seine Ge­meinde und vergibt Wasserentnahmerechte an einen internationalen Getränkekonzern. Eine Entscheidung, die die Wasserversorgung seiner Gemeinde und die Natur mehr beeinträchtigt, als das Gutachten vorausgesagt hatte. Plötzlich bleiben die Wasserhähne trocken und die anfänglich wenigen Kritiker aus der Bürgerschaft bekommen massiven Zulauf. Die Geschichte eskaliert….  – Das ist kurz zusammengefasst die Story des Spielfilms „Bis zum letzten Tropfen“, die der Regisseur Daniel Harrich als Aufhänger für die Einführung des Events #unserWasser in ein Filmformat gebracht hat. Harrich erzählt, dass er seit zehn Jahren an dem Thema dran sei. „Wir bewegen uns journalistisch so nah an der Realität, wie es juristisch möglich ist“, beschreibt er sein Erfolgsrezept für investigative Spielfilme. “Der blinde Fleck – Das Oktoberfestattentat“ aus 2013 führte wohl maßgeblich zur Wiederaufnahme der Ermittlungen zum Attentat von 1980. „Der Stoff wird über einen fiktionalen Film in Kombination mit einer Dokumentation öffentlich positioniert“. Die inhaltliche Nähe von „Bis zum letzten Tropfen“ zu den lokalen „Wasserkonkurrenzen“ in Lünebürg (Coca-Cola) und Grünheide (Tesla-Ansiedlung) ist nicht nur zufällig. Daher hieß es, “der Film hätte wohl in vielen Regionen Deutschlands gedreht werden können.“

Der Spielfilm „Bis zum letzten Tropfen“ – Ausstrahlung 16. März 2022 (Screenshot)

Dokumentationen zeigen globale Wasserprobleme und die Entwicklungen in Deutschland

Die Dokumentationen, die unmittelbar nach dem Film ausgestrahlt wird, führen die Zuschauer zu den globalen Wasserproblemen. Die eine schliesst unmittelbar an den Film an und belegt dessen Inhalte, deshalb derselbe Titel, die andere baut Brücken von den globalen Problemen nach Deutschland. Titel: “Durst – wenn das Wasser verschwindet“. Auf dieser Reise geht es durch die Regionen, die besonders vom Klimawandel und den Dürren betroffen sind. Die Menschen erzählen über ihr Leben mit wenig Wasser oder gänzlicher Trockenheit. Dort sind die Folgen des Klimawandels nicht nur spürbar, sie bestimmen den Lebensalltag. Aber ganz plötzlich geht es für die Fernsehzuschauer von den bekannten Hotspots in heimatliche Gefilde. Die Trockenheit ist längst auch in einigen Regionen Deutschlands angekommen.

Online-Mitmach-Aktionen sollen Bürgerengagement bei Wasser fördern

Das Event will aufrütteln und an die Verantwortung der Verbraucher, Politiker, Industrie, Landwirtschaft und anderer Akteure in der Gesellschaft appellieren. Daher ist das Format auf Information und Interaktion ausgelegt. Die Bürger sollen in der Rubrik „Mitmach-Aktionen und Crowd-Science“ eine Online-Plattform nutzen und so sensibilisiert und zugleich involviert werden. Mit der Crowd-Science-Online-Befragung „Wo verschwinden unsere Bäche und Teiche? – Melde Gewässer in der Deiner Nähe“ wollen die ARD’ler „Wasserhotspots“ in Deutschland in Erfahrung bringen. So sollen Bürger vor ihrer Haustür oder in Urlaubsgebieten prüfen, ob die in Landkarten blau eingezeichneten Bäche und Teiche noch vorhanden sind. Wenn sie verschwunden sind, sollen sie die Situation beschreiben und Fotos hochladen; kurzum: „Mit dem Smartphone auf Klimafolgensuche“. So arbeiten sie an der Entstehung einer Deutschandkarte betroffener Regionen mit. Die Beiträge werden von der Universität Koblenz-Landau wissenschaftlich ausgewertet. Publiziert werden die Ergebnisse auf der Kampagnen-Seite #unserWasser. Wissenschaftlicher Leiter ist Professor Hans-Jürgen Hahn von der Universität Koblenz-Landau. Hahn erklärt das Ziel der interaktiven Plattform zu #unserWasser: „Der Klimawandel soll auf regionaler Ebene heruntergebrachten und damit lokal sichtbar gemacht werden.“ Auch bringt es ein Statement auf den Punkt: „Betroffenheit schafft, was sich vor der eigenen Haustür abspielt“. Die zweite Aktion zielt auf die Verbraucher als Verursacher ab. Bei „Wie groß ist Ihr Wasserfußabdruck?“ sollen die Mitmacher ihren täglichen Konsum und ihre Anschaffungen auf den virtuellen Wassergehalt prüfen können. Schnittblumen, Brot, Milch, Fleisch, Smartphone und Auto – all diese Produkte beinhalten Wasser, das im Anbau oder bei der Produktion benötigt wird. So hat jeder einen Wasserfussabdruck. Den bewusst zu machen, ist das Ziel.

„Mit #unserWasser wollen wir als ARD das Thema Wasser mit all seinen Problemen in die Gesellschaft bringen. Mit allem was die ARD zu leisten vermag: TV, Radio, Twitter – aber nicht als Einbahnstraße, sondern im Dialog mit dem Publikum“

ARD-Vorsitzende Patricia Schlesinger

Parlamentarischer Abend im Bundestag soll Antworten aus der Politik einfordern

Aber auch die Politik soll bei #unserWasser ins Boot geholt werden. Am 14. März, also wenige Tage vor dem Thementag am 16., soll es ein parlamentarischen Abend im Deutschen Bundestag geben. „Unsere Gesetzgebung ist weiter hinter dem, was der Klimawandel von uns verlangt.“ Dieses Statement des erfolgreichen Filmemachers dürfte nicht nur in der Klimabewegung für viel Zustimmung sorgen. “Wenn wir das, was wir recherchiert haben, auf den Tisch legen, können wir uns nicht vorstellen, dass die Politik nicht reagiert“, beschreibt Harrich die Erwartungshaltung. So bekommen die Klima- und Wasserschützer mit #unserWasser ein starkes Sprachrohr. Da wirkt es schon etwas befremdlich, wenn sich Bayerns Umweltminister Thomas Glauber in der Dokumentation erklärt, dass Wasser zu Gold wird. Professor Thomas Grambow, Leiter der Wasserwirtschaft im Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz wird da schon weniger missverständlich, „der Umgang des Menschen mit Wasser ist – global gesehen – lebensbedrohlich. Die Macher der Doku stellen fest, dass „global gesehen“ auch Deutschland einschliesst. Harrich: „Wo wir vor zehn Jahren mit unseren Recherchen angefangen haben, ist jetzt schon die Katastrophe“. Zwar können wir uns hier (noch) darauf verlassen, dass das Wasser in einwandfreier Qualität und weitgehend ausreichender Menge zur Verfügung steht, aber die Sicherheit beginnt zu bröckeln. „Die Realitäten haben sich in anderen Ländern dramatisch verändert. Das beginnt jetzt auch in Deutschland“, so der Investigativ-Experte zu seinen Ergebnissen. „Wir erleben eine Katastrophe in Zeitlupe“, bringt er die Entwicklung prägnant auf den Punkt.

In Zeiten, wo Maischberger, Lanz & Co. die Diskussionen auch in deutschen Wohnzimmern bestimmen, darf auch „Wasser“ als Thema eigentlich nicht fehlen. Daher kündigte Harrich auf Anfrage eines Journalisten an, dass er bereits in Gesprächen zu TalkShow-Formaten sei. Man wird also gespannt sein dürfen.

Das Engagement der ARD-Sender ist zu begrüßen

Die ARD und ihre Sender, allem voran der SWR, auf dessen Initiative das Format zurückgeht, macht mit dem Wasserthema „ein großes Fass auf“. Im Nationalen Wasserforum diskutierten wir über die gesellschaftliche Wertschätzung unserer wichtigsten Ressource, über den „Wert des Wassers“. Das Problem ist eigentlich ein Paradoxon: die jederzeitige Verfügbarkeit des Wassers aus der Leitung schafft eine vielleicht trügerische Sicherheit und dämpft die Wahrnehmung zumindest lokaler Knappheiten. Die Bürger spüren die Klimafolgen zumindest nicht am Wasserhahn, dafür sorgen qualifizierte Wasserversorger. Zwar gab es im Sommer 2018 einige Ortschaften, bei den es eng wurde oder die zum Wassersparen aufrufen mussten, aber von Wasserknappheit im größeren Maßstab kann in Deutschland ingesamt keine Rede sein. Aber wie lange noch? Und gilt das für alle, die das Wasser brauchen? Nicht nur die Landwirtschaft wird mehr Beregnungswasser benötigen, wenn der nächste Sommer wieder trocken wird.

Das Event #unserWasser, bestehend aus mehreren verknüpften Formaten, wird Einblicke in die politischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge beim Wasser gewähren, die nicht nur auf Begeisterung stoßen werden. Der Film stellt einiges überspitzt dar. Nicht alles wird unwidersprochen bleiben. Dass ein internationaler Getränkekonzern am Pranger steht, wird so manchen Kollateralschaden auslösen. „Wasserrechte“ dürften nur Eingeweihten ein Begriff sein, aber wie damit zuweilen umgegangen wird, merken all jene die sie dringend benötigen. Der “Blindflug“ der Behörden bei den Entnahmemengen ist ein Problem, auch das zeigt der Film. Privatisierung ist die Allzweckwaffe für die Kritik am Umgang mit Wasser. Wenn sich Wasserversorger angesprochen fühlen sollten; sie werden es verkraften. Das Problem ist ein gesamtgesellschaftliches. Deshalb muss es auch vereint angegangen werden.

Die Dokumentationen und die Mitmachformate werden auch für lokale Aufruhr sorgen. Aber genau das ist gewollt. Betroffenheit auslösen, um Engagement zu fördern. Auf die Ergebnisse und Reaktionen zu dem Paket bin ich gespannt. Jedenfalls werde ich darüber berichten. So viel vorab. Viel Spaß am 16. März.

3 Kommentare

  1. Ansprüche: an die RegenWasserBewirtschaftung (RWB)
    – Niederschläge von der Kanalisation im Neubau als auch im Bestand von der „Kanalisation“ im allgemeinen und der Misch- und Trennkanalisation im Besonderen abkoppeln.
    – Niederschläge nach Bedarf reinigen
    – Niederschläge stadtweit mobil machen und nicht auf einem Grunstück „einsperren“, weil die Versickerung vielerorts schlecht, aber an anderen Orten viel besser sein kann,
    – Behandlung, Rückhaltung, Speicherung, Versickerung, Bewässerung von urbanen Gärten und Grünflächen, Kühlung durch Verdunstung und Beschattung sind Aufgaben einer in sich geschlossenen stadtweit angewandten Regenwasserbewirtschaftung.
    – Entsiegelungsprogramme planen und umsetzen

    Wirklichkeit: der RWB
    – Die Abkopplungsrate von Abwasser (Niederschläge werden sofort zu Abwasser) von versiegelten Flächen beträgt in Berlin weniger als 1% pro Jahr
    – Niederschläge rauschen zusammen mit benutztem Grundwasser nach wie vor durch die Kanalisationen und Kläranlagen in die Gewässer
    – Obwohl m.E.die gesetzliche Grundlage für das Ableiten von Klarwasser in Gewässer und die Verrieselung auf Land gleich sind, nimmt man nach wie vor Punktbelastungen durch Klarwasser in Gewässer in Kauf und kann die Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie bis 2027 wieder nicht erreichen. Das wurde bereits angekündigt.

    Ansprüche an die Bewirtschaftung der häuslichen Abwasser als Grau- und Schwarzwasser
    – Aus zentraler „Entsorgung“ von „Schadstoffen“ wird dezentrale Verwendung und Bewirtschaftung von Ressourcen
    – Die Behandlung findet dezentral statt und zwar unverdünnt und unkontaminiert
    – Es findet keine Einleitung in Gewässer mehr statt, weil dezentral bewirtschaftet wird.

    Wirklichkeit:
    – „Kein Schwein ruft mich an“ (Zitat nach Max Raabe, das m.E. hier hineinpasst)
    – Stadttdessem hört man ein dumpfes Stöhnen (vom Schwein oder sonst was, ist nicht zu identifizieren) : was soll denn das bloß schon wieder kosten! und artkuliert damit, dass sogar Schweinefleich bald unerschwinglich teuer sein würde, würde die Grau- und Schwarzwasserbehandlung umgesetzt. Ob nun von entsetzlicher Angst getrieben oder aus anderen Motivationen heraus muss hier leider offen bleiben, jedenfalls schweigen die Telefone. (Der Leser möge mir ein klitzekleines Bisschen an Fiktion verzeihen)

  2. 1. Bei Neubauten sollte man die Wasserleitung für Toilettenspülung gleich getrennt einbauen.
    2. Kalkhaltiges Wasser elektronich oder durch Magnete umwandeln, daß der Kalk nicht mehr an der Rohrwandung haftet. Nicht durch Salze unser gutes Trinkwasser verschlechtern!

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