Im Kampf gegen Spurenstoffe im Wasser: Internationale Konferenz in Mülheim an der Ruhr

Die natürlichen Wasserressourcen leiden im zunehmenden Maße unter der Belastung durch Spurenstoffe. Die Zunahme an Arzneimittel, Pflanzenschutzmittel und anderer Schadstoffe bedroht in dramatischem Umfang die aquatische Umwelt und stellt die Wasserwirtschaft vor schier unlösbare Herausforderungen. Auch diese Probleme lassen sich offenkundig nur im europäischen Verbund lösen. Um die europäische Forschungsagenda und die Innovationen abzustimmen sowie erste Lösungsansätze zu präsentieren, treffen sich am 17./18. November 2021 WissenschaftlerInnen, PolitikerInnen und UnternehmensvertreterInnen in Mülheim an der Ruhr zur internationalen 3. Water JPI Konferenz. Corona-bedingt wird ein Online-Format als zusätzliche Web-Konferenz angeboten. Der ForscherInnennachwuchs soll mit dem „Junior Water Jump“ als StartUp-Wettbewerb Gelegenheit erhalten, seine Lösungen zu präsentieren; für die GewinnerInnen gibt es lukrative Preise.

Aktuell wird der Save-the-Date versendet. Wer sich informieren oder für weitere Benachrichtigungen registrieren möchte: Veranstaltungswebsite der internationalen 3. Water JPI Konferenz in Mülheim.

Konzertierte Wasserforschung im Kampf gegen Spurenstoffe

Das Auftreten neu auftretender Kontaminanten, Krankheitserreger und antibiotikaresistenter Keime in unseren Gewässern und Ozeanen birgt große Risiken für die aquatische Umwelt und die Gesundheit der Verbraucher. Gerade in Corona-Zeiten wird der Stellenwert der international abgestimmten antizipativen Forschung und der schnellstmöglichen Übertragung der Ergebnisse in die praktische Anwendung überdeutlich. Das gilt nicht minder für die vielfältigen Formen der Bedrohung unserer Gewässer. Die EU und ihre Mitgliedsstaaten wollen diesen Herausforderungen gemeinschaftlich und abgestimmt begegnen.

„Von der Forschung in die Praxis: Schadstoffe, Krankheitserreger und Antibiotikaresistenzen im Wasserkreislauf“ lautet daher das zentrale Motto dieser transferorientierten Water JPI-Konferenz in Mülheim an der Ruhr. Damit werden das Projekt „Aquatic Pollutants“ und die weitergehenden Ausrichtungen der europäischen Forschungsprogramme untermauert.

Die 3. Water JPI-Konferenz in Mülheim will eine Plattform für den Austausch internationaler Wasserexperten bzw. -forscher mit der Politik und wasserwirtschaftlichen Praxis sein. Im Mittelpunkt des geplanten Programms stehen die Aktivitäten der gemeinschaftlichen Forschungsprogramme im Wassersektor (Joint Programming Initiative Water – Water-JPI — siehe unten). Damit soll die Sichtbarkeit und Schlagkraft des gesamten Europäischen Forschungsraums erhöht werden. Aus diesem Grund will die Konferenz neben Vertretern der europäischen JPI auch Repräsentanten der Bundesregierung sowie politische Vertreter aus anderen Ländern und der Europäischen Kommission einbeziehen. Zudem sollen Unternehmen, Verbände, Institutionen, Kommunen, Versorgungsunternehmen und Experten an dem wissenschaftlichen Austausch teilnehmen und den Transfer in die Praxis diskutieren. Ursprünglich war die Konferenz schon im Herbst 2020 im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft geplant gewesen, letztendlich musste sie aber wegen der Pandemie verschoben werden. Jetzt bereiten der Veranstalter BMBF und die Organisatoren IWW Zentrum Wasser gemeinsam mit der RWW Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft ein hybrides Event vor Ort in der Stadthalle Mülheim an der Ruhr und als Online-Webkonferenz vor.

„Junior Water Jump“ als Plattform für den Forschungsnachwuchs

Ein Highlight des Events dürfte der „Junior Water Jump“ sein. In diesem Wettbewerb sollen StartUps und NachwuchswissenschaftlerInnen mit fortgeschrittenem technologischen Reifegrad die Chance erhalten, „Digitale Lösungen zur Kontrolle von Schadstoffen, Krankheitserregern und Antibiotikaresistenzen im Wasserkreislauf“ einer Jury aus Wissenschaftlern und Managern zu präsentieren. Der Start des Junior Water Jump ist für das Frühjahr 2021 geplant. Die ausgewählten Gewinner werden auf der 3. Water JPI Conference vorgestellt. Nähere Informationen hierzu werden in Kürze veröffentlicht.

Ein Treffen der DAAD-Alumni-Teilnehmer rundet am Vortrag der Konferenz das Event ab. Geplant sind zudem Exkursionen zu benachbarten Forschungsprojekten – sofern es die Corona-Bedingungen zulassen.

Multidisziplinäres Forschungsprogramm „Aquatic Pollutants“ als inhaltlicher Anker

Die Water JPI-Konferenz in Mülheim an der Ruhr wird angekoppelt an eine im Februar 2020 initiierte transnationale Ausschreibung unter dem Titel Aquatic Pollutants, an der sich 32 Institutionen aus 26 Ländern auch von außerhalb der EU beteiligen. Ziel dieser transdisziplinären und transferorientierten Forschung ist es, die Wechselwirkungen zwischen den anthropogenen Spurenstoffen und Krankheitserregern in Flüssen, Seen und Meeren zu analysieren, aber auch deren Einfluss auf aquatische Lebensgemeinschaften sowie die daraus resultierenden Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit zu untersuchen. Am Ende sollen Lösungen zur Bewältigung dieser zunehmend bedrohlicher werdenden Gefährdung der aquatischen Umwelt und Verbrauchergesundheit entwickelt werden. Hier gibt es noch viel Forschungsbedarf. Das Programm ist mit 24,6 Millionen Euro ausgestattet, wovon drei Millionen Euro aus Deutschland stammen. Die Besonderheit daran ist der multidisziplinäre Ansatz, d.h. Forschungsgemeinschaften aus den Bereichen „Meere“, „Wasser“ und „Antibiotikaresistenzen“ (JPI Oceans, JPI Water, JPI AMR) werden inhaltlich aufeinander abgestimmt und sollen dadurch schlagkräftiger werden. Gestartet wurde der Call im Februar 2020. Von 183 Bewerbern wurden 53 Anträge in die nächste Runde übernommen.


Water JPI erklärt

Die Gemeinsame Programmplanung (Joint Programming) ist eines der Instrumente zur Verwirklichung des Europäischen Forschungsraumes. Durch eine freiwillige, länderübergreifende Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten und das Zusammenführen nationaler Ressourcen soll die Effizienz der Forschung in Europa gesteigert werden.

Ziel ist es, staatenübergreifende gemeinsame Forschungsagenden zu erarbeiten, die strategische Zusammenarbeit zwischen bereits existierenden nationalen Programmen auszubauen, neue Förderprogramme gemeinsam einzurichten und Aktivitäten anzustoßen.

Die von den Mitgliedstaaten vorgeschlagenen zehn Initiativen zur Gemeinsamen Programmplanung (Joint Programming Initiatives, JPIs) befassen sich mit europäischen bzw. internationalen gesellschaftlichen Herausforderungen. Wichtigster Grund bei der Koordinierung der nationalen Forschungsförderung mit anderen Ländern ist, für gleiche Herausforderungen gemeinsame angepasste Lösungsansätze zu finden. Die europaweite Forschung hat den Vorteil des Zusammenführens von Daten, der schnellen europaweiten Verbreitung der Forschungsergebnisse, der länderübergreifenden Mobilität der Forschenden sowie der Einflussnahme auf europäische Politik. Nicht zu vernachlässigen ist die zusätzliche Qualifizierung von Wissenschaftlern und Unternehmen bei der Beteiligung an europäischen Forschungsverbünden. Forscher können damit für den Wettbewerb auf dem globalen Wissensmarkt wichtige Vorteile erlangen.

Die Joint Programming Inititative „Water Challenges for a Changing World“ (JPI Water) fokussiert auf die Forschungskooperation im Wasserbereich. Der Erhalt der Gewässerökosysteme, das Erreichen einer ressourceneffizienten Zukunft und die Anpassung an den Klimawandel gehören zu den wichtigsten Zielen der europäischen Wasserpolitik.

Water JPI trägt somit zur Steigerung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Wassersektors bei und unterstützt die europäische Wasserpolitik sowie das internationale Agenda-Setting. (Quelle: Projektträger Jülich)

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