Flaschenwasser-Nachfrage rückläufig = Ökologischer Fußabdruck verbessert

Ist das der Beleg für den Trend zu mehr Umweltbewusstsein beim Wasser trinken in Deutschland? Wie eine gestern vom Umweltbundesamt (UBA) veröffentlichte Studie zeigt, ist der Wasserkonsum aus Pfandflaschen von 2018 bis 2019 um 767 Millionen Liter zurückgegangen, das sind 4,9 Prozent. Legt man entsprechende Studien zugrunde, hätte sich damit auch der ökologische Fussabdruck deutscher WassertrinkerInnen mit rund 153 Tonnen CO2-Einsparung deutlich verbessert. Als Ursache für den Nachfragerückgang sieht die Behörde nicht nur die in 2019 geringere Sommer-Hitze im Vergleich zum dursttreibenden Vorjahr, sondern auch die „Thematisierung von Leitungswasser als Alternative zu abgepacktem Mineralwasser“ sowie die „Diskussion um Plastikmüll und Mikroplastik“. Das Bundesumweltministerium hatte bekanntlich einen „5-Punkte-Plan“ zur Förderung des Leitungswassertrinkens und besseren Verfügbarkeit von Leitungswasser im öffentlichen Raum angestoßen. Später wurde diese öffentliche Diskussion noch durch den Beschluss der EU-Trinkwasserrichtlinie angeheizt. Diese zielt ebenfalls auch die Stärkung der Verfügbarkeit von Leitungswasser im öffentlichen Raum und letztendlich auf weniger Verpackungsmüll ab.

Bundesbürger trinken weniger Wasser aus der Flasche

Die GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung mbH führt für das Umweltbundesamt (UBA) seit 1978 jährlich die „Bundesweite Erhebung von Daten zum Verbrauch von Getränken in Mehrweggetränkeverpackungen“ durch. Die Ergebnisse münden in Berichten, die die Erfolge der Mehrwegpolitik dokumentieren oder ggf. neue Stoßrichtungen initiieren sollen. Gestern wurde der Bericht auf der Datenbasis 2018 vom UBA veröffentlicht. Er bietet auch einige Schlaglichter auf die Entwicklung beim Wassertrinken der Bundesbürger. In den Jahren 2015 bis 2018 nahm der Verbrauch an Wässern aus der Pfandflasche zunächst kontinuierlich zu. So stieg der Absatz der Wasserabfüller von 180 Liter je Einwohner auf 187,2 Liter in 2018. Im Jahr 2019 kam dann ein Einbruch, so ging die Nachfrage nach Flaschenwasser auf 177,2 Liter deutlich zurück. Das UBA berechnete unter Berücksichtigung des Bevölkerungswachstums zu einem Pro-Kopf-Rückgang in Höhe von – 5,2 Prozent.

Quelle: Umweltbundesamt 2021

Einweg-Kunststoff-Wasserflaschen reichen mehrmals bis zum Mond

Beachtlich und bedenklich zugleich, sind die Feststellungen des UBA zu den Einwegverpackungen. Lange Zeit war Einweg die bevorzugte „Verpackung“. Das war sie zwar auch 2019, denn ihr umweltfreundliches Pendant, die Mehrwegverpackung war mit einem Anteil von 41,8 Prozent der in Deutschland verbrauchten Getränke in der Minderheit. Allerdings lag ihr Wert 0,6 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Somit hat der Anteil der Mehrwegverpackungen erstmals seit der Pfandeinführung in 2003 wieder zugenommen, hat das UBA errechnet. Demzufolge wurden 2019 immer noch 16,5 Milliarden Liter Getränke in Einweg-Kunststoffflaschen konsumiert. Bezogen auf Ein-Liter-Gebinde entspricht dies einer Stückzahl von 16,5 Milliarden Flaschen, davon waren 8,0 Milliarden Einweg-Kunststoff-Wasserflaschen (minus 7,2 Prozent gegenüber 2018), steht in dem Bericht.

Wie soll man sich nun 8 Milliarden Wasserflaschen vorstellen? Würde man alle Einweg-Kunststoff-Wasserflaschen aufrecht stehend stapeln, ergäbe sich eine Gesamtstrecke die mehr als fünfmal der Entfernung von der Erde bis zum Mond entspräche. Und das allein, um einmal Wasser aus einer Einwegflasche zu trinken.

Gesundheitsgefährdende Süßgetränke wieder stärker gefragt

Egal ob aus der Leitung oder aus der Flasche, Wasser ist definitiv gesünder als Süßgetränke. Und dafür gibt es zahlreiche wissenschaftliche Belege. Mediziner und Ernährungswissenschaftler warnen vor zu hohem Konsum an Süßgetränken. Eine Studie mit nahezu 500.000 EU-Bürgern aus 10 Ländern belegte ein insgesamt höheres Gesamt-Sterberisiko beim erhöhten Konsum von zuckergesüßten und künstlich gesüßten Erfrischungsgetränken. Der Konsum von künstlich gesüßten Erfrischungsgetränken führte demnach zu Todesfällen durch Kreislauferkrankungen, während bei zuckergesüßten Erfrischungsgetränken Verdauungserkrankungen die Todesursache waren.

Bei diesen Risiken muss der Trend zum Süßgetränk auch mit Blick auf die Entwicklung des Anteils übergewichtiger Menschen nachdenklich stimmen. Denn anders als Wasser aus der Flasche, konnten die Süßgetränke 2019 gegenüber dem Vorjahr um 0,7 Prozentpunkte zulegen.

Aus gesundheitlichem Blickwinkel sollte es egal sein, ob das Wasser aus der Leitung oder aus der Flasche stammt. Hauptsache, es sind gesündere Getränke, und da ist das Wasser unschlagbar.

Quellen/ Weiterführendes


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