Bundesregierung will mit öffentlichen Trinkbrunnen den Durst bekämpfen

Trinkwasserbrunnen auf dem Vormasch? Ja, wenn es nach dem Willen der Bundesregierung geht. Das Bundeskabinett hat gestern einen entsprechenden Gesetzentwurf beschlossen, wonach allen BürgerInnen im öffentlichen Raum der Zugang zu qualitativ hochwertigem Trinkwasser ermöglicht werden soll. Der Impuls dafür kam aus Brüssel. Die EU hat bei einer Trinkwasserrichtlinie vorgegeben, dass der Zugang zu Wasser im öffentlichen Raum für alle Menschen verbessert werden soll. Deutschland hat großen Nachholbedarf, wenn man die Verbreitung der öffentlich zugänglichen Brunnen mit anderen Ländern vergleicht. Ein Online-Portal zeigt weniger als 600 Brunnen – bundesweit, vermutlich sind es schon deutlich mehr. Aber allein in der inoffiziellen europäischen Hauptstadt der Brunnen, Paris, waren es 2019 schon über 1.000 (siehe Beitrag hier).

Jetzt kommt eine ganze Serie von Gesetzesänderungen beim Wasser. Den Auftakt macht die Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes. Damit setzt die Bundesregierung einzelne Vorschriften der sogenannten EU-Trinkwasser-Richtlinie um. Demnach gehört auch die Bereitstellung von Leitungswasser durch Trinkwasserbrunnen an öffentlichen Orten zur Aufgabe der Daseinsvorsorge. Die EU-Trinkwasserrichtlinie ist in Teilen bereits in deutsches Recht umgesetzt. Änderungen des Infektionsschutzgesetzes und der Trinkwasserverordnung stehen bevor. Das Gesetz bedarf noch der Zustimmung des Bundesrates.

Wichtiger Beitrag auf Hitze in urbanen Räumen

Die Aufgabe, Trinkwasserbrunnen zu errichten, liegt bei den Kommunen. Sie sollen Trinkwasserbrunnen „beispielsweise in Parks, Fußgängerzonen und in Einkaufspassagen aufstellen, sofern dies technisch machbar ist und dem lokalen Bedarf entspricht“, wie es in dem Gesetzentwurf steht. Dies sei ein wichtiger Beitrag gerade auch mit Blick auf künftige Hitzeereignisse in urbanen Räumen. Zugleich könne durch die verringerte Nutzung von Flaschenwasser Ressourcen geschont werden. Mit dieser Aussage wird ein Konflikt „angeheizt“, den die damalige Umweltministerin Svenja Schulze (SPD), angestossen hatte. Die Flaschenwasserbranche sah sich daraufhin diskreditiert und sorgte sich um ihr Geschäftsmodell, das lange Zeit konkurrenzlos schien. Durch die umweltpolitischen Vorgaben zur Verpackungsreduzierung insbesondere bei Kunststoffen und Einmalverpackungen geriet auch das Flaschenwasser in den Fokus. Diese Diskussion bekommt jetzt neue Nahrung. Die öffentliche Meinung – zumindest in den Sozialen Medien – bezieht hier Position für das Trinkwasser aus der Leitung.

Kostenloses Trinkwasser im öffentlichen Raum erzeugt natürlich Kosten. Die müssen von den Kommunen getragen werden. Vermutlich werden die Wasserversorger die Geräte aufstellen, anschließen und betreiben, aber bezahlen werden die Bürger für die Leistung. Wichtig ist auch die Sicherung der Trinkwasserqualität. Während die Wasserversorger bzw. die Kommunen die Anlagen durch die öffentlichen Leitungsnetze mit Trinkwasser versorgen und den ordnungsgemäßen Zustand der Geräte und die Wasserqualität sicherstellen müssen, sind für die Überwachung der Qualität – wie auch allgemein beim Trinkwasser – die lokalen Gesundheitsämter zuständig. Wer also Verunreinigungen oder gar Beschädigungen an den Geräten feststellt, sollte sich zunächst an den örtlichen Wasserversorger oder die Kommune wenden. Hilfreich wäre hierfür sicher eine Kontaktadresse auf dem Brunnen (was nur selten zu finden ist).

Trinkbrunnen in Soest Nähe Bahnhof (Foto: Gendries)

Smartphone-App hilft beim Auffinden von Trinkwasserbrunnen

Wer unterwegs ist – sei es in einer Stadt oder auf dem Land – kann mithilfe der App www.trinkwasser-unterwegs.de den nächstgelegenen Trinkwasserbrunnen finden, um sich dort zu erfrischen oder seine Flasche mit Trinkwasser zu befüllen. Vielerorts in Deutschland betreiben Wasserversorgungsunter-nehmen und Kommunen schon heute öffentliche Trinkwasserbrunnen. Jene, die ihre Brunnen kostenfrei für die App registriert haben, können sie für die BürgerInnen und Touristen über die App auffindbar machen. Wer es genau wissen will, kann den Trinkbrunnen per Routenplaner anzusteuern. Die App haben die Wasserversorger für ihre BürgerInnen entwickelt. Nach der Initiative der EU und der Bundesregierung wird es nun sicher noch viele Meldungen über neue Trinkbrunnen in Deutschland geben.

Ungeachtet der grundsätzlichen Zustimmung für die zusätzliche Trinkwasserversorgung auf Straßen und öffentlichen Plätzen, ist es schon bemerkenswert, mit welcher einer Öffentlichkeitswirksamkeit sich die Bundesregierung der öffentlichen Trinkbrunnen annimmt. Wer in diesen Tagen in den Städten unterwegs ist, dem/der kann es egal sein, wenn frisches Trinkwasser aus dem Brunnen sprudelt und der Durst gelöscht wird. Allerdings sollte man wissen, dass dahinter viele Rädchen arbeiten, die für die Sicherheit und Qualität sorgen – allen voran die Wasserversorger.

Quellen/Weiterführendes

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