Was in Hamburg gegen Mikroplastik auf der Straße getan wird

„Mikroplastik“ ist in Umwelt und in der öffentlichen Diskussion mittlerweile allgegenwärtig. Nicht Kosmetika, wie von vielen vermutet, sondern Autoreifen sind die größten Verursacher. Was in Hamburg gegen Mikroplastik getan wird, zeigt die Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der Abgeordneten Ulrike Sparr (GRÜNE) vom 24.01.19 an den Senat.

Die kleiner als fünf Millimeter großen Partikel werden von vielen Lebewesen gemeinsam mit ihrer Nahrung aufgenommen. Mikroplastik-Partikel sind in praktisch allen Gewässern zu finden, in Flüssen, Ozeanen und Tiefseesedimenten, in den Verdauungstrakten von Muscheln, Fischen und Meeressäugern. So gelangen Mikroplastik-Schadstoffe letztlich auf unsere Teller.

Kosmetika oder Autoreifen?

Unmittelbar und unkompliziert zu adressieren ist dagegen Mikroplastik in Kosmetika. In Kosmetika werden winzige Plastikpartikel als Schleif-, Binde- und Füllmittel eingesetzt. Sie gelangen auf diesem Wege ins Abwasser und können in Kläranlagen nur unzureichend entfernt werden. Einige namhafte Hersteller verzichten bereits auf den Einsatz von Mikroplastik. Alternativen sind also möglich.

Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT hat im Juni 2018 die Ergebnisse einer Studie mit dem Titel „Kunststoffe in der Umwelt: Mikro- und Makroplastik“ veröffentlicht, in der unter anderem die Quellen und Mengen für Kunststoffemissionen in Deutschland geschätzt wurden. Demnach betragen die Gesamtemissionen auf 330 000 Tonnen pro Jahr das sind 4 000 Gramm pro Einwohner und Jahr (g/EW*a). Aber die Forschung zu Mikroplastik stehe noch am Anfang und die ermittelten Zahlen seien als erste Anhaltspunkte zu verstehen, erklären die Forscher.

Aber soviel scheint jetzt schon klar: Reifenabrieb stellt die größte Quelle für Kunststoffemissionen in die Umwelt dar. Die Kunststoffpartikel lagern sich auf den Straßen ab und gelangen vor allem über das Regenwasser in die Gewässer.

Auch wenn viel über Mikroplastik in der Meeresumwelt gesprochen und geschrieben wird, die mikroplastische Kontamination an Land soll vier- bis 32-fach höher sein als in den Ozeanen. Zusätzlich zu einer unzureichenden End-of-Life-Behandlung von Kunststoff gelangen Kunststoffe aus Abfällen durch zunehmenden Einsatz für landwirtschaftliche Zwecke in Böden. Abdeckfolien, insbesondere in Südspanien, wo mit Folien überdeckte Gemüse- und Obstfelder aus dem Flugzeug zu sehen sind, tragen zu den europaweit 66.000 Tonnen jährlich bei.

Was tut Hamburg?

Um Reifenabrieb von den Straßen zu fegen, hat die Hamburger Stadtreinigung die Straßenreinigung seit dem 1.Januar 2018 deutlich verstärkt. So werde seitdem der Reifenabrieb vollständiger als zuvor entfernt und somit der Ablauf in die Kanalisation und die Oberflächengewässer vermindert.

In einem befristeten Projekt der für Wasserwirtschaft zuständigen Behörde werden mehrere Niederschlagswasser-Einzugsgebiete vor Zulauf zum Regensielsystem dezentral mit Filtertrummen gereinigt. Die Filtereinsätze sind geeignet, auch Mikro- plastik aus Straßenabwasser zu eliminieren. Die entsprechenden Untersuchungen haben begonnen, mit belastbaren Ergebnissen wird in etwa einem Jahr gerechnet.

Ebenfalls unter der Federführung der für Abwasserwirtschaft zuständigen Behörde wird derzeit ein Konzept zur Reinigung von belastetem Straßenabwasser sowie weiterer belasteter Flächen in Hamburg erarbeitet, das auch die Emissionsreduzierung von Mikroplastik in die Gewässer zum Ziel hat. Das Konzept beinhaltet unter anderem eine schadstoffbewertete Priorisierung besonders belasteter Einzugsgebiete/Straßenabschnitte und die Ableitung notwendiger Maßnahmen für den Gewässerschutz sowie eine behördenübergreifende Strategie zur Finanzierung der Herstellung und Unterhaltung von zusätzlichen Regenwasserbehandlungsanlagen (RWBA).

Weiterführendes und Quellen

  • besonders aufschlussreich zum Thema Mikroplastik https://mikroplastik-info.de, ein umfassendes Informationsportal, das von Studenten der Hochschule Darmstadt erstellt wird
  • „Kleine Anfrage“ der GRÜNEN und Antwort des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg
  • Konsortialstudie, UMSICHT

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