Corona-Virus – Übertragung durch Wasser bisher nicht festgestellt und höchst unwahrscheinlich

  • Im Trinkwasser gibt es laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Umweltbundesamt (UBA) bisher keine Beweise für das Überleben des COVID-19-Virus in Wasser oder Abwasser. Dabei ist das Risiko sogar noch geringer als bei anderen Viren, denn wegen seiner Hülle wird das Virus wahrscheinlich wesentlich schneller inaktiviert als unbehüllte menschliche Darmviren mit bekannter Wasserübertragung (wie Adenoviren, Norovirus, Rotavirus und Hepatitis A).
  • Grundwasser durchläuft eine Bodenpassage, die die Reinheit des Wassers bewirkt.
  • Die Multibarrieren-Systeme (u.a. Ozonierung, UV-Bestrahlung oder Chlor-Desinfektion) deaktivieren in den Wasserwerken die Viren.
  • Die Wasserwerke sind auf die Anforderungen vorbereitet und uneingeschränkt leistungsfähig.
  • Das richtige Händewaschen schützt vor der Übertragung der Viren.

Muss auf diesem Blog etwas über Corona stehen? Lange habe ich überlegt. Nach der Feststellung, dass hier vermehrt nach den Schlagworten „Versorgungssicherheit“ und „Krisen“ gesucht wurde, und den Bitten von Experten auch hier zur Aufklärung beizutragen, ist dieser Beitrag entstanden.

Öffentliche Trinkwasserversorgung ist als Übertragungsweg „höchst unwahrscheinlich“

Wir sorgen uns um unsere Sicherheit und wollen wissen, welche Übertragungswege für den Coronavirus SARS-CoV-2 in Frage kommen. Für das Trinkwasser aus dem öffentlichen Leitungsnetz gibt das Umweltbundesamt Entwarnung. Nach intensiven Beratungen u.a. mit den Experten der Trinkwasserkommission und anderen Ministerien fasst die Behörde am 9.3.2020 die Ergebnisse wie folgt zusammen: „Die Trinkwassergewinnung bietet zu jedem Zeitpunkt durch das Multibarrieren-Prinzip und durch die Einhaltung der allgemein anerkannten Regeln der Technik einen weitreichenden Schutz auch vor unbekannten Organismen und chemischen Stoffen. Insbesondere sind hier die Bodenpassage und die Partikelfiltration als wirksame Schritte hervorzuheben.“ Die Behörde präzisiert ihr amtliches Statement: „Die Morphologie und chemische Struktur von SARS-CoV-2 ist anderen Coronaviren sehr ähnlich, bei denen in Untersuchungen gezeigt wurde, dass Wasser keinen relevanten Übertragungsweg darstellt. Diese behüllten Viren zeigen im Wasser verglichen mit Enteroviren eine geringere Persistenz und sind leichter zu inaktivieren als Noro- oder Adenoviren. Auch das Risiko einer direkten Übertragung von Coronaviren über Faeces infizierter Personen erscheint gering, bis heute ist kein Fall einer fäkal-oralen Übertragung des Virus bekannt. Trinkwässer, die unter Beachtung der allgemein anerkannten Regeln der Technik gewonnen, aufbereitet und verteilt werden, sind sehr gut gegen alle Viren, einschließlich Corona-Viren, geschützt. Eine Übertragung des Corona-Virus über die öffentliche Trinkwasserversorgung ist nach derzeitigem Kenntnisstand höchst unwahrscheinlich.

Weltgesundheitsorganisation sieht COVID-19 im Wasser schneller entschärft als andere Viren

Die Aussage des UBA bezieht sich auch auf eine Stellungnahme der Weltgesundheitsorganisation. Diese hatte in einem Technical Brief unlängst erklärt, „obwohl ein Überleben im Trinkwasser möglich ist, gibt es keinen aktuellen Beleg dafür, dass COVID-19 im Oberflächen- oder Grundwasser vorkommen kann oder durch kontaminiertes Trinkwasser übertragen wird. Obwohl es es bisher keine Beweise für das Überleben des COVID-19-Virus in Wasser oder Abwasser gibt, wird das Virus wahrscheinlich wesentlich schneller inaktiviert als unbehüllte menschliche Darmviren mit bekannter Wasserübertragung (wie Adenoviren, Norovirus, Rotavirus und Hepatitis A). (…) Hitze, hoher oder niedriger pH-Wert, Sonnenlicht und übliche Desinfektionsmittel (wie z.B. Chlor) erleichtern das Absterben.

While persistence in drinking-water is possible, there is no current evidence from surrogate human coronaviruses that they are present in surface or groundwater sources or transmitted through contaminated drinking-water. The COVID-19 virus is an enveloped virus, with a fragile outer membrane. Generally, enveloped viruses are less stable in the environment and are more susceptible to oxidants, such as chlorine. While there is no evidence to date about survival of the COVID-19 virus in water or sewage, the virus is likely to become inactivated significantly faster than non-enveloped human enteric viruses with known waterborne transmission (such as adenoviruses, norovirus, rotavirus and hepatitis A). (…) Heat, high or low pH, sunlight and common disinfectants (such as chlorine) all facilitate die off.

WHO, Technical Brief, 3.3.2020

Neben der Bodenpassage für das Wasser und der Chlorbehandlung des Trinkwassers, wirkt auch die vielerorts eingesetzte UV-Desinfektion als Teil des Mulitbarrierensystems. Die COVID-19-Viren haben große einzelsträngige RNA-Genome und sind wesentlich empfindlicher gegenüber UV-Desinfektion, berichtet die Water Research Australia am 5.3.2020

„The CoV viruses have large single-stranded RNA genomes and are considerably more sensitive to UV disinfection.“

Water Research Australia, 5.3.2020

Die öffentliche Versorgung mit Trinkwasser ist sichergestellt

Wer schon einmal ein Wasserwerk besichtigt hat, wird festgestellt haben, dass sich das „fertige“ Trinkwasser in abgeschlossenen Systemen bewegt. Das Höchstmaß an Hygiene in Trinkwasserwerken hat schon unter Normalbedingungen absolute Priorität. Der Großteil der Prozesse läuft zudem automatisiert. „Diesem hohen Automatisierungsgrad in der Wasserversorgung sowie den Vorgaben der allgemein anerkannten Regeln der Technik ist es zu verdanken, dass auch in absoluten Ausnahmefällen auch bei Infektion des zuständigen Personals bei sachgerechtem Umgang nach aktuellen Kenntnisstand nicht von einem Risiko für die Weiterverteilung von Coronaviren mit dem Trinkwasser auszugehen ist“, erklärt das UBA. Insoweit wird die Trinkwasserversorgung auch in Ausnahmesituationen sicher gestellt sein.

Stellvertretend für die deutsche Wasserwirtschaft versichert der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW), Prof. Dr. Gerald Linke, in einer Pressemitteilung die uneingeschränkte Leistungsfähigkeit: „Durch die grundsätzlichen Vorkehrungsmaßnahmen und Krisenpläne der Versorger ist gewährleistet, dass auch in Situationen wie wir sie aktuell erleben, die Versorgung der Menschen in Deutschland mit Gas und Wasser zuverlässig und vollumfänglich sichergestellt ist.“

Trotz Automatisierung braucht die Wasserversorgung qualifizierte Fachkräfte

Trotz Automatisierung ist die Präsenz der Fachkräfte in den Wasserwerken unverzichtbar. Das hebt auch Professor Linke hervor. „Wichtig ist vor allem, dass jene Bereiche dauerhaft mit zuständigem Fachpersonal besetzt sind, die für die Steuerung der Versorgungsprozesse grundlegend und unerlässlich sind. Insbesondere für sogenannte Leitwarten gibt es Vorkehrungsmaßnahmen, die eine Aufrechterhaltung der notwendigen Funktionen garantieren. Ein für die Gas- und Wasserbranche verbindliches Regelwerk des DVGW schreibt konkrete Maßnahmen für Krisensituationen fest und ist allgemein anerkannt.“

Richtig Händewaschen – eine der wichtigsten Schutzmaßnahmen

Handhygiene ist eine der wichtigsten Schutzmaßnahmen

Beim Händeschütteln – was eigentlich nicht mehr stattfinden sollte -, über gemeinsam benutzte Gegenstände oder das Berühren von infizierten Oberflächen können Krankheitserreger wie COVID-19 leicht „von Hand zu Hand“ gelangen. Berührt man mit seinen Händen dann das Gesicht, können die Erreger über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen. Das Händewaschen unterbricht diesen Übertragungsweg.

Mit gründlichem Händewaschen von mindestens 20 Sekunden Dauer lassen sich die Keime an den Händen auf ein Tausendstel und weniger senken, erklärt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Die Wassertemperatur hat keinen Einfluss auf die Reduktion der Mikroorganismen. 

Erklärvideo über die Händehygiene und das richtige Hände waschen
(Q: BZgA)

Hinweis des Autors

Ich habe in dem vorstehenden Beitrag die mir und der Öffentlichkeit zur Verfügung stehenden Informationen über COVID-19 und Wasser nach bestem Wissen und Gewissen zusammengefasst. Mit Hilfe der angegebenen Quellen kann sich jedeR ein selbst ein Bild von den behördlichen Feststellungen machen. Sollten in meinen Ausführungen falsche oder mißverständliche Texte enthalten sein, bitte ich schnellstmöglich um einen Hinweis.

Quellen / Weiterführendes

1 Trackback / Pingback

  1. Auch im Katastrophenfall sicher: Trinkwasserversorgung mit Notbrunnen - LebensraumWasser Der Wasser-Blog

Was meinen Sie dazu?

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.