Kurze Reise durch die Wasserwelt – Rückblick auf 5 Jahre LebensraumWasser

Der „Fettberg im Londoner Kanalsystem“ war 2013 der ‚Urknall‘ des Wasserblogs LebensraumWasser. 400 Beiträge und fünf Jahre später – Zeit für einen kleinen Rückblick.

Ich war Bahnpendler mit Langeweile und als Kommunikationsleiter beim Wasserversorger RWW und bei Wasserthemen überwiegend enttäuscht von der medialen Berichterstattung und dem Informationsangebot. Aber auch SocialMedia-Plattformen wie „Frag Mutti“ und „Gute Frage.de“ blieben Antworten schuldig – zumindest  die richtigen. Somit wurde im Zug aus „Lesen, Schlafen, Arbeiten“ das „Bloggen über Wasserthemen“. Genau 400 Artikel später, nach rund 250.000 Aufrufen, dank 3.000 treuer und interessierter Follower und Newsletter-Leser ist jetzt der 5. Geburtstag angesagt.

Fünf Jahre sind ein guter Zeitpunkt für einen Rückblick. Warum gibt es LebensraumWasser? Woher kommt der Name? Was waren die wichtigsten Themen? Wie ist der Blog konzipiert? Wer sind die Leser? Gibt es Werbung?

Während ich auf diese Fragen eingehe, möchte ich einige meiner Leser zu Wort kommen lassen. Über all jene, die ich hier nicht nennen kann, habe ich mich ebenfalls sehr gefreut.

Der Beginn des Bloggens war die Reaktion auf einen Mangel an guten Informationen über unsere wichtigste Ressource. Wasser ist medial ein eruptives Thema: lange Zeit passiert gar nichts, niemand interessiert sich, wenn es aber um Wasser geht, dann richtig, dann überschlagen sich die Medien. Aber vieles von dem, was im Internet zu finden war, mangelt(e) es entweder an Objektivität und Substanz, es war zu emotional – oder schlicht nicht vorhanden. Zudem gab es Potenzial für mehr Transparenz in der Wasserwirtschaft. Diese Lücke wollte der Blog schließen.

Warum „LebensraumWasser“? Ganz einfach, die Bezeichnung „Wasserblog“ war schon belegt. Heute steht die Domain „Wasserblog“ zum Verkauf. Für 980 € ist Sie mir angeboten worden :-).

Die „Blog-Buster“ – Highlights der Artikel 

Unter den 400 Beiträgen gibt es einige Highlights. Diese sind nicht nur ein Zeichen für Interessenschwerpunkte, sie zeigen auch „wo der Schuh drückt“. Ein wahrer „Blog-Buster“ ist ein Beitrag über geänderte Wasserzählerbezeichnungen. Nur wenige Versorger waren auf ihren Websites auf die Änderung der EU-Messgeräterichtlinie eingegangen, und dass obwohl nur wenige Jahre zuvor das Wasserzähler-Thema für Entrüstung gesorgt hatte. Eigentlich war jetzt Transparenz gefragt. Lebensraumwasser ging mit dem Beitrag  „Was sich bei den Wasserzählern seit 1. November 2016 geändert hat und was Versorger tun können“ darauf ein und befriedigte damit ein weit verbreitetes Informationsinteresse. Andere Websites wie „Wasser Bayern“ verlinkten auf den Beitrag und boten ihren Lesern die gesuchten Informationen, ohne selber tätig werden zu müssen.

Nicht nur die Sommerhitze entfacht jedes Jahr die Diskussion um das Thema „Leitungswasser in der Gastronomie“. Was in anderen Ländern üblich ist, wird in Deutschland von vielen Gastwirten mit Ausflüchten abgelehnt. Wie sehr das Thema polarisiert und interessiert, zeigen die Aufruf-Statistiken der Beiträge „Leitungswasser in der Gastronomie – ein Streifzug durch Europa“ und „Europa im Vergleich: Trinkwasser in der Gastronomie“.

Eines der thematischen Schwerpunkte ist das Thema Wasserpreise. Hier gibt es Nachholbedarf bei der Kommunikation zahlreicher Versorger. Zwar wissen die Verbraucher zumeist nur wenig über Preise und Haushaltskosten, aber wenn sie sich dafür interessieren, müssen sie nach Brauchbarem und Verständlichem lange suchen. Deshalb erklärt der Blog in der Themenkategorie „WasserPreise und Ökonomie“, warum stabile Wasserpreise nicht nur etwas Gutes ist, wie Preisumstellungen zu mehr Verursachungsgerechtigkeit führen, wie Versorger über Wasserpreise kommunizieren sollten und weshalb Preisvergleiche vielfach keinen Sinn machen – um nur einige Brennpunkte zu nennen. Seit mittlerweile zehn Jahren befasse ich mich mit Wasserpreisen und der Kommunikation dazu. Viele Beispiele stammen aus meinem eigenen Erfahrungsschatz – und resultieren aus den Fragen interessierter Verbraucher.

Um neue Themen zu finden, die auch die deutsche Wasserwirtschaft bewegen könnten, besuche ich andere Länder. Auf Wasserkonferenzen oder bei ausländischen Wasserversorgern suche ich nach Impulsen. Meine Mitbringsel sind häufig innovative Ideen. Die Ausflüge in die internationale Welt des Wassers verarbeite ich seit letztem Jahr in meinen Reisebeiträgen über Israel, England, Spanien, den Niederlanden, USA oder Portugal, alles Hotspots, wenn es um die Ressource Wasser geht. Den größten Lerneffekt nehme ich dort beim Umgang mit den Kunden wahr – auch wenn es, wie in England der Regulierer forciert. Einen Regulierer brauchen wir nicht, mehr Verständnis für die Kundenbedürfnisse könnte manchen hiesigen Versorger dennoch nicht schaden.

BigData, künstliche Intelligenz und Disruption sind die Stichworte, wenn es um Digitalisierung geht. Die deutsche Wasserwirtschaft ist verhaltener – noch. Die Risikoabwägung ist richtig, schliesslich geht es um Daseinsvorsorge. Andere Ländern haben zuweilen weniger Wasser und somit mehr Druck – oder der Staat will es, wie bei unseren britischen Nachbarn. Mit „England öffnet mit Open Water den Wettbewerb um den Wasserkunden“ über die zum 1.4.2017 gestartete Liberalisierung in der englischen Wasserwirtschaft erzeugte der Blog mehrere „Aha-Effekte“ insbesondere wie die Digitalisierung neue Wege, neue Dienstleistungen und mehr Wettbewerb eröffnen kann. Schon gibt es hier die ersten Denkspiele und strategischen Überlegungen, was Derartiges wohl hier bedeuten würde.

Wasser 4.0“ ist ganz sicher ein Interessenschwerpunkt, insoweit selbstverständlich, dass die Leser viele Beiträge zur Digitalisierung in der internationalen und deutschen Wasserwirtschaft finden. Von „BigData und landwirtschaftliche Bewässerung“ über „Smart Water-Lösungen in Valencia“ und innovative Ideen aus den benachbarten Niederlanden wie am Beispiel des friesischen Regionalversorgers Vitens. In dieser Themenkategorie werden zukünftig auch externe Autoren verstärkt zu Wort kommen und ihre Erfahrungen und Ideen aus den In- und Ausland vorzustellen.

Werbefrei, aber nicht kommentarlos 

Das bringt mich zu der Frage der „Werbung im Blog“. Fast wöchentlich erhalte ich Anfragen von Agenturen, die Lebensraumwasser als „Influencer-Plattform“ nutzen möchten. Die stets gleiche Antwort: „der Blog will objektiven und werbefreien Content anbieten. Wenn das in Beiträgen von Dritten gewährleistet ist, sind Sie herzlich willkommen.“ Um die Themen zu veranschaulichen, müssen selbstverständlich Beispiele genannt werden. Diese werde ich vorsorglich mit einem entsprechenden „Werbe“-Hinweis versehen.

LebensraumWasser versteht sich als kritischer Begleiter der Entwicklungen in der deutschen Wasserwirtschaft. Wir haben in Deutschland viel erreicht. das Wasser hat eine sehr gute Qualität und Versorgungsunterbrechungen sind eine Seltenheit, aber wie bei anderen Infrastrukturen aus, muss kontinuierlich verbessert und investiert werden. Auch der wird der Kunde und Verbraucher immer wichtiger. Der Blog will Impulse geben – für Innovationen und Verbesserungen. Dabei gehen sachliche Berichterstattung und Kommentar fliessend ineinander über. Dies stilistische Freiheit erlaubt sich der Autor dieses Blogs 🙂 – offensichtlich zur Freude vieler Leser.

Die Wasserkommunikation ist als Aufgabe in den Unternehmen angekommen. Versorger, die ihre Wasserpreise erhöhen oder ihre Preissysteme umstellen, wollen zunehmend offener über ihre Gründe und die Folgen für die Kunden zu kommunizieren. Auch die kaum vermeidbaren Unsicherheiten bei Qualitätsfragen fordern ein produktives Handeln der Unternehmen. Hier wird die Europäische Kommission mit der Novellierung der EU-Trinkwasserrichtlinie in 2019 ganz sicher neue Maßstäbe setzen wollen, die am Ende von den Wasserversorgern nicht negiert werden sollten.

Blogger haben es bei den konventionellen Medien nicht leicht. Wir Blogger schreiben in „Selbstausbeutung“ über Themen, mit denen Journalisten ihr Geld verdienen müssen. Das mag das Verhältnis begründen. Nach meinem ersten Bericht über die Kapstadt-Dürre im März 2017, den ich den Insights meines Kollegen Jochen Nos verdankte, kontaktierte mich das ARD-Auslandsstudio Südafrika, um meine Recherchen und Nos als Quelle für den am selben Abend erschienenen Tagesthemen-Beitrag zu nutzen. Kürzlich war es der SWR nach dem jüngsten Beitrag über das JEFTA-Abkommen und der NDR nach dem Auftreten von MRSA in Niedersachsen. Diese Bespiele zeigen, dass sich auch die Leitmedien des Blogs bedienen, wenngleich nicht alle Vertreter der Printmedien einen Blogger als Quelle zu erkennen geben 🙂

In einem Blog über Wasserthemen sollten auch Suchtipps und Hinweise auf andere Formate nicht fehlen – zum Beispiel Bücher. Die Resonanz auf meine Rezension zu dem Sachbuch Wasser – Eine Reise in die Zukunft des Norwegers Terje Tvedt, hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Mein sehr geschätzter Kollege Christoph Czichy empfahl mir jetzt, dieses Format noch weiter auszubauen. Ich werde seinen Rat befolgen 🙂

Ein paar Worte zur Statistik:

  • 5 Jahre
  • 400 Beiträge
  • insgesamt 250.000 Zugriffe
  • täglich zwischen 250 und 800 Zugriffe
  • 2.000 Leser des wöchentlichen Newsletters
  • Reichweite über alle Plattformen weit über 3.000 Leser
  • Verlinkungen mit zahlreichen Wasser-Portalen und -Blogs u.a. Wasser Bayern, Konrad Adenauer Stiftung, Heidi’s Mist (CH), Energie AG Oberösterreich (A), Netzwerkpartner etc.
  • LebensraumWasser.com ist mittlerweile ein Social Media-Informationsnetzwerk. Hierzu zählen aktuelle Kurzinformationen von LebensraumWasser auf Twitter, unterhaltsame Informationen in der LebensraumWasser-Facebook-Gruppe und qualifizierte Fachinformationen und Diskussionsbeiträge auf LinkedIn sowie XING.

Wie es weitergehen soll

Bei Vorträgen und den Blogbeiträgen zeigt die Resonanz, wie sehr das „Querdenken“ goutiert wird. Die Branche insbesondere manche Verbandsvertreter feiern die Erfolge – auch dort, wo es nichts zu feiern gibt, da kann man schon mal Handlungsbedarf aufzeigen. LebensraumWasser versteht sich nicht als „erhobener Zeigefinger“, das wäre vermessen, aber ein wenig „Bodenhaftung und Orientierung“ täte gut; der Blog möchte dabei Hilfestellung geben. Diesen kritischen Blick bei gleichzeitig verantwortungsvollem Umgang mit Informationen haben schon manche Branchenkollegen und Interessenvertreter zu schätzen gelernt. Das soll auch in den nächsten Jahren so bleiben. Wer dabei helfen möchte, ist herzlich eingeladen.

Viel Spaß beim Lesen,

wünscht Siegfried Gendries

3 Kommentare

  1. Man merkt selbst erst, das man Wasser eigentlich viel zu wenig Bedeutung zukommen lässt, wenn man einmal damit arbeiten musste wie ich, als ich während meines Studiums des Wassergehalt messen musste. Man denkt zu einfach, Wasser ist immer da

  2. Lieber Siegfried
    Danke für deinen Rückblick auf fünf Jahre Blog „Lebensraum Wasser“ und die vielen interessanten Beiträge. Ich freue mich schon auf die nächsten – mach weiter so! Wir brauchen unabhängige Informationen rund um unser Lebensmittel Nr. 1. Daher schätze ich deinen Blog sehr.
    Herzliche Grüsse
    Heidi

  3. Wenn es diesen Block nicht gäbe müßre er erfunden werfen. Mir als langjährigem Installateurmeister, der vom WASSERlieferanten auch seit fast 44 Jahren keine Unterstützung bekommt ( obwohl mit Trara angekündigt ) hilft dieser Block im täglichen Leben auch zur Kundeninformation ungemein. Detailliert und auf den Punkt gebracht. Dafür zum Geburtstag ein herziches Dankeschön und weiterhin viel Erfolg!

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