Eigentlich unvorstellbar, aber ausgerechnet der Amazonas-Regenwald erlebt seit zwei Jahren eine schwere Dürre. Die Folgen der Wasser- und Nahrungsmittelknappheit werden in ihrer Dramatik noch übertroffen von den Folgen für die Gesundheitsversorgung. Darunter leiden insbesondere die Kinder.
Geringe Regenfälle und extreme Hitze, die durch die Klimakrise verursacht wurden, haben dazu geführt, dass sich Flüsse in der normalerweise feuchtesten Region der Erde so stark zurückgezogen haben, dass sie nicht mehr von Booten durchquert werden können, Die Gemeinden sind damit nicht nur von der Nahrungsmittelversorgung abgeschnitten, es fehlen somit die einzigen Verbindungen zu Ärzten und Kliniken. Mehr als 60 Gemeinden mussten aufgrund der Dürre bereits den Ausnahmezustand ausrufen. Darunter leidet nicht nur die Natur, sondern einem UN-Bericht zufolge auch fast eine halbe Million Kinder. Allein im brasilianischen Amazonasgebiet seien mehr als 1.700 Schulen und über 760 Gesundheitszentren geschlossen worden oder seien aufgrund des niedrigen Wasserstandes nicht mehr zugänglich, hieß es.
In den mehr als 100 Jahren, seit dem Beginn der Erfassung der Flusspegel, wurden in Region des mächtigen Amazonas und seiner wichtigsten Nebenflüsse im größten Flusssystem der Welt noch nie so geringe Niederschlagsmengen verzeichnet. Im diesjährigen Oktober erreichte der Rio Negro den niedrigsten Stand seit den ersten Aufzeichnungen im Jahr 1902. Zwar steht jetzt eine Regenzeit an, aber die Experten fürchten, dass die Niederschläge nicht ausreichen werden, um die Folgen der Dürren zu entschärfen. Im Gegenteil, angesichts des Klimawandels wird eine Fortsetzung der Niederschlagsrückgänge zu befürchten sein.
Die Dürre hängt teilweise mit den anhaltenden Auswirkungen von El Niño zusammen, einem Klimamuster, das für die zweite Hälfte des Jahres 2023 und die erste Hälfte des Jahres 2024 vorhanden war. Das Phänomen – verbunden mit einer ungewöhnlich warmen Wasserschicht im äquatorialen Pazifik – verschiebt typischerweise die Niederschlagsmuster auf eine Weise, die den Regen im Amazonasgebiet reduziert, insbesondere in den Trockenzeitmonaten Juli, August und September, so Prakrut Kansara, ein Hydrologe an der Johns Hopkins University. Brasiliens Nationales Zentrum für die Überwachung und Frühwarnung von Naturkatastrophen (CEMADEN) stellte einem Bericht des Earthobservatory Instituts der NASA zufolge fest, dass das Ausmaß der aktuellen Dürre in der Region ungefähr doppelt so groß sei, wie 2015-2016, als das letzte Mal ein starker El Niño auftrat.
Quellen/Weiterführendes
- Over 420,000 children affected by record-breaking drought in the Amazon region, UNICEF
- Rain is finally coming to the drought-stricken Amazon. But it may not be enough, npr, 30.10.2024
- Intense, Widespread Drought Grips South America, NASA earth observatory
- Copernicus: Pantanal and Amazon wildfires saw their worst wildfires in almost two decades, 23. September 2024
Beitragsfoto: UNICEF/UNI671217/Diogenes
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