Weil es gemeinsam besser geht: NRW gründet Kompetenzzentrum Digitale Wasserwirtschaft

Die Digitalisierung in der Wasserwirtschaft schreitet unaufhaltsam voran. Kaum ein Unternehmen will oder kann sich dieser Innovation entziehen. Allerdings fehlt nicht selten das Know-how. Da kommt das am Dienstag, den 25.8., gestartete Kompetenzzentrum Digitale Wasserwirtschaft Nordrhein-Westfalen gerade recht. In einem Schulterschluss zwischen Umweltpolitik, Umweltverwaltung und Wasserwirtschaftsbetrieben ist es gelungen, dieses Zukunftsthema mit einer Institution zu besetzen, die auf Kooperation, Innovation und Erfahrungsaustausch angelegt ist.

Wird das ein „Leuchtturmprojekt“ bei der Digitalisierung?

Mit dem Kompetenzzentrum Digitale Wasserwirtschaft Nordrhein-Westfalen „setzen wir gemeinsam einen weiteren wichtigen Baustein, um unsere Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung auch in Zeiten des Klimawandels zukunftssicher zu machen. Mit diesem Kompetenzzentrum schaffen wir den Rahmen, um auf Basis gemeinsamer Werte wasserwirtschaftliche Fragestellungen mit digitalen Ansätzen neu zu denken und Lösungen für kleine und große Unternehmen zu entwickeln“, erkärte Umweltministerin Ursula Heinen-Esser anlässlich der Eröffnung auf dem Digitalcampus Zollverein in Essen. Auch wenn das Online-Streaming des Events zuweilen etwas holprig verlief, so wurde doch allen persönlich und virtuell anwesenden Gästen der Auftaktveranstaltung erkennbar, dass hier ein „Leuchtturmprojekt“ für die Wasserwirtschaft aus der Taufe gehoben worden sein könnte. Um es vorweg zu sagen, es darf bei den Inhalten nicht nur um digitale Anwendungen gehen, mindestens gleichbedeutend ist deren Absicherung.

Das Know-how in den Unternehmen kann mit den Anforderungen nicht Schritt halten

Ausgerichtet ist das Kompetenzzentrum darauf, die Digitalisierungskompetenzen in der Wasserwirtschaft zu bündeln und zudem jene externer Experten zu nutzen, um die Kompetenzdefizite auszugleichen, aber auch gemeinsame Weiterentwicklungen zu betreiben. Gerade bei der Sicherheit könnte es eng werden. Da der Sektor eine kritische Infrastruktur ist, könnten die Anforderungen kaum höher sein. Aber anders als in anderen KRITIS-Sektoren wie der Finanzwirtschaft, dem Handel oder der Energiewirtschaft, fehlt vielen kleinen und mittelgroßen Wasserver- und Abwasserentsorgern der Zugang zu dem erforderlichen Know-how. Damit schwingt das Thema IT-Sicherheit wie Damokles-Schwert über der Digitalisierung der Wasserwirtschaft.

Nicht nur Mängel aus Prüfungen beheben, sondern proaktiv schützen

Die Risiken bei Digitalisierung und IT-Sicherheit unterstrich auch Daniel Jedecke von der AG KRITIS. Der IT-Sicherheitsexperte, der viele Wasserwirtschaftsunternehmen aus seiner Zertifizierungspraxis kennt, sieht häufig dieselben Schwachpunkte. So nutzen die Unternehmen auch wegen Corona vermehrt Fernzugriffe, versäumen aber den Schutz vor unbefugten Zugriffen – das wissen auch die Hacker. Aus der Verknüpfung des Betriebs mit der Office-IT mögen sich zwar Synergien ergeben, sie öffnen die wassertechnischen Anlagen jedoch wie Scheunentore. Aber es ist nicht nur die Technik, die zum Problemfall werden kann. Jedecke verweist auch auf die Geschäftsführungen, die der IT-Sicherheit nicht den Stellenwert geben, die sie verdient. „Da muss deutlich mehr für die IT-Sicherheit getan werden, als nur reaktiv Mängel aus den Prüfungen zu beheben“, resümiert er. Um stärker zu sensibilisieren, haben die AG KRITIS-Experten signalisiert, das Kompetenzzentrum bei der IT-Sicherheit zu unterstützen. Eingebettet werden könnte dies in Kooperationen. Auch hierzu gibt es bereits erste Vorschläge. Es mangelt also nicht an Impulsen.

Land und Unternehmen arbeiten eng zusammen

Im Dezember war der Startschuss gegeben worden. Danach folgten viele Monate der Abstimmung und Ausarbeitung von Konzepten und Verträgen. Die NRW-Landesregierung hat für drei Jahre 450.000 Euro jährlich zur Verfügung gestellt. Das Umweltministerium hat mit 68% der Anteile die Mehrheit des Kompetenzzentrums Digitale Wasserwirtschaft übernommen. Dr. Ulrike Düwel, bisher im Ministerium zuständig für Zukunftsthemen, hat die Geschäftsführung übernommen. Unterstützt wird sie von Aufsichtsratmitgliedern, die die weiteren Gesellschafter Emschergenossenschaft/Lippeverband, Arbeitsgemeinschaft der Wasserwirtschaftsverbände in Nordrhein-Westfalen, STEB Köln und die großen Wasserversorgungsunternehmen Gelsenwasser und RWW Rheinisch-Westfälisch Wasserwerksgesellschaft entsendet haben. Hinzu kommt ein Beirat, der das Kompetenzzentrum bei seiner Entwicklung unterstützen soll.

Kommunikation der Leistungen und Angebote wird erfolgskritisch sein

Angesiedelt ist das Kompetenzzentrum auf dem Digitalcampus Zollverein in Essen. Düwel ruft alle Akteurinnen und Akteure der Wasserwirtschaft zur aktiven Mitgestaltung auf: „Wasserversorgungs- und Abwasserunternehmen, Wasserforschung, Digitalforschung, innovative Unternehmen der Zulieferbranche und nicht zuletzt die Umweltverwaltung sind eingeladen, ihre Kompetenzen mit einzubringen, um die Digitalisierung der Wasserwirtschaft nach vorne zu bringen. In kreativer Atmosphäre sollen Zukunftsthemen und offene Fragen ausgetauscht und neu gedacht werden.“ Dazu sind Formate wie zum Beispiel Wissensdatenbanken, Workshops und Präsentationen von Praxisbeispielen geplant. Zudem unterstützt das Kompetenzzentrum die Wasserwirtschaft auch bei Fragen zur IT-Sicherheit.

Damit das auch gehört wird, sind Kommunikation und Wahrnehmung der Aktivitäten in Branche wichtig. Dies wird eine wichtige Herausforderung sein. Das Kompetenzzentrum ist kein Selbstzweck. Erfolgreich kann es nur dann werden, wenn seine Leistungen von den Ver- und Entsorgern angenommen und diese vertrauensvoll bei der Lösung der Aufgaben zusammenarbeiten werden. Ich werde die zukünftige Entwicklung des Kompetenzzentrum eng begleiten und über die Fortschritte berichten.

Übrigens: Das Kompetenzzentrum bietet Jobs und sucht bereits ProjektmitarbeiterInnen. Gefragt sind StudentInnen oder Wissenschaftler mit Affinität zur Wasserwirtschaft und Digitalisierung. Hier geht es zur Stellenausschreibung

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