Viele Verbraucher wollen Wasser sparen – nicht nur am Wasserhahn, sondern auch bei Lebensmitteln. Handel und Landwirte reagieren auf die Konsumentenwünsche. Dort, wo unter lokalem Wasserstress angebaut wird, steigt die Konkurrenz um das knappe Gut. Nicht selten sind es aber auch die Anforderungen von Investoren und Stakeholdergruppen, die ein ökologischeres Angebot mit mehr Wassereffizienz fordern. Alles Gründe, weshalb der zur ALDI Süd-Gruppe gehörende österreichische Discounter HOFER den Wasserverbrauch für seine Obst- und Gemüseprodukten reduzieren will. Umsetzen müssen es die Vorlieferanten der einflussreichen Handelsgruppe. Spannend! Ich habe bei HOFER nachgefragt.
Ab Juli des kommenden Jahres wird der Discounter HOFER eine Reihe von Standards umsetzen, die sicherstellen, dass zertifizierte Produkte mit wassersparenden Produktionsmethoden angebaut werden. “Dies bezieht sich auf die 15 meistverkauften Obst- und Gemüseprodukte, die aus Wasserrisikoregionen bezogen werden. Mit Hilfe des WWF-Water Risk Filters identifizierte HOFER wasserrelevante Regionen. Um einen Beitrag zur effizienten Wassernutzung in solchen Regionen zu leisten, wird der Lebensmittelhändler gemeinsam mit seinen Produzenten Standards implementieren, die Kriterien für ein gutes Wassermanagement beinhalten und sicherstellen, dass die Produzenten die nötige Unterstützung bei der Umsetzung der praktischen Schritte erhalten“, heißt es in einer Pressemeldung. „Diese Maßnahmen reichen vom Monitoring des Wasserverbrauchs bis hin zu optimierten Bewässerungsplänen und führen zu einer kontinuierlichen Verbesserung des Wassermanagements. Diese Aktion fließt in das bestehende Wasser-Engagement des Diskonters ein: Seit 2019 ist HOFER Mitglied der Alliance for Water Stewardship (AWS), dem weltweit größten Netzwerk für den nachhaltigen Umgang mit Wasser.“
Nachgefragt: Ausweitung geplant und keine höheren Preise
Der Wasserverbrauch beim Obst- und Gemüseanbau wird durch Konsumenten und Medien zunehmend kritisch hinterfragt. Europäische Verbraucher tragen in nicht unerheblichen Maße dazu bei, dass aus manchen Weltregionen „virtuelles Wasser“ in den Erzeugnissen „gebunden“ exportiert wird. Dessen ungeachtet hält der Nachfrageansturm beispielsweise auf Avocados an, obwohl bekannt sein dürfte, dass für zwei bis drei Früchte des sog. Superfoods 1.000 Liter Wasser benötigt werden – in manchen Regionen Trinkwasser. Es ist insoweit erfreulich, dass einflussreiche Handelsketten wie die ALDI-Gruppen Einfluss auf den Wassereinsatz ihrer Vorlieferanten nehmen wollen. Sicherlich tragen auch sie ein gehöriges Maß an Verantwortung für den nachhaltigen Umgang mit der knappen Ressource Wasser. Der Handel hat auch gar keine andere Möglichkeit, will er nicht im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser abgraben, von dem er und seine Vorlieferanten, die Landwirte, leben. Dabei muss es tatsächlich darauf ankommen, die regionalen Wasser-Stressfaktoren bei den Anbaumethoden im Blick zu haben und auf mehr Wassereffizienz hinzuwirken. Eine Vorgehensweise, die wir auch hierzulande möglicherweise noch kennenlernen werden. Beim “Nationalen Wasserdialog“, bei dem die Weichenstellungen für eine nachhaltige Wasserwirtschaft in Deutschland erarbeitet wurden, haben wir den Handel als Teilnehmer vermißt.
Ich habe nachgefragt, um welche Früchten es konkret geht, wer die Maßnahmen kontrolliert, wie es sich auf die Preise auswirkt und ob die ALDI-Gruppe nachzieht. Die Tatsache, dass die Verkaufspreise im Handel dem Vernehmen nach nicht steigen sollen, sollte eigentlich Anlass genug sein, das Programm schnellstmöglich zu erweitern – regional und produktbezogen. Die Verbraucher sollten bei HOFER und ALDI konkret nach „Obst und Gemüse aus nachhaltigem Wassermanagement“ fragen. Nachfolgend die Fragen und Antworten:
Frage: Um welche Obst- und Gemüsesorten der 15 Betreffenden handelt es sich ganz konkret?
- Antwort HOFER: „Es handelt sich um Äpfel, Avocados, Bananen, Erdbeeren, Gurken, Heidelbeeren, Karotten, Kartoffeln, Limetten & Zitronen, Orangen, Paprika, Pilze, Salat, Tomaten und Trauben.“
Aus welchen Regionen stammen diese?
- „Während etwa die Kartoffeln und Rispentomaten aus Österreich stammen, haben beispielsweise die Avocados ihren Ursprung in Peru und die Bananen in Kolumbien und Costa Rica.“
Ist beabsichtigt, diese Betrachtung auf weitere Produkte auszudehnen? Wenn ja, welche?
- „Natürlich sind wir an einer Ausweitung des Wirkungsbereichs durch die Ausdehnung auf weitere Produkte und Regionen mit Wasserrisiko interessiert. Aktuell möchten wir aber die Einführung der Maßnahmen im vorliegenden Umfang evaluieren, um danach gemeinsam mit unseren Lieferanten und Produzenten an einer weiteren Ausweitung zu arbeiten.“
Dürfen die HOFER-Kunden mit höheren Preisen in Folge der Maßnahmen zur Wassereffizienz der Zulieferer rechnen?
- „Der Preis im Bereich Obst & Gemüse ist grundsätzlich von vielen dynamischen Faktoren, wie Verfügbarkeit, Wetter etc. abhängig und unterliegt deswegen mitunter Schwankungen. Wegen den neuen Vorgaben hinsichtlich einem verantwortungsvollen Umgang mit Wasser wird der Preis der betroffenen Produkte aber nicht steigen.“
Der WWF Risk Monitor ist mir bestens bekannt, wer monitort die Einhaltung der Vorgaben vor Ort?
- „Zusammen mit einem externen Berater haben wir Standards identifiziert, die Kriterien für ein gutes Wassermanagement beinhalten und die wir in Bezug auf gutes Wassermanagement als wirkungsvoll betrachten. Diese Maßnahmen reichen vom Monitoring des Wasserverbrauchs bis hin zu optimierten Bewässerungsplänen und führen zu einer kontinuierlichen Verbesserung des Wassermanagements. Dazu gehören beispielsweise die Alliance for Water Stewardship, GLOBALG.A.P. SPRING, Rainforest Alliance oder auch Fairtrade. Alle von uns akzeptierten Standards beinhalten regelmäßige Kontrollen der Anforderungen durch die Standardgeber auf den Plantagen.“
HOFER ist Teil der ALDI Süd, geht das Engagement auf Vorgaben der Gruppe hervor oder ist es so, dass HOFER beispielhaft oder „Pilot“ für diese sein soll?
- „Aldi Nord sowie ALDI SÜD Deutschland und HOFER haben als Teil der Unternehmensgruppe ALDI SÜD die Professionalisierung des Wassermanagements ihrer Obst- und Gemüseproduzenten gemeinsam initialisiert.“
Beitragsfoto: Hofer
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