Unter dem Titel „Es stinkt zum Himmel“ hat die Süddeutsche Zeitung sich in der heutigen Samstagsausgabe des Themas „Auswirkungen der Gülleverklappung auf die Trinkwasserqualität“ angenommen. Dabei schildert sie den hoffnungslosen Kampf der Wasserversorger gegen Nitrateinträge durch die Landwirtschaft. Es geht nicht nur um die Düngung landwirtschaftlicher Flächen, sondern auch um Rückstände der Dank EEG-Förderung zunehmender Biogas-Anlagen. Dort wird Mais vergoren oder Gülle, übrig bleiben sogenannte Gärreste, die ebenfalls voller Stickstoff sind. Fast 8.000 Biogas-Anlagen gibt es in Deutschland. Der Anteil ihrer Rückstände an den Düngesubstanzen nimmt stetig zu. Laut Statistischem Bundesamt sind es schon 17%. Der größte Anteil stammt mit 60 Prozentaus Rindergülle. Jeder zweite Landwirt düngt mit Gülle. 27 Prozent der Grundwasserreservoirs sind laut einer Erhebung aus dem Jahr 2010 in schlechtem Zustand, weil sie den Nitrat-Grenzwert überschreiten. Schwerpunkt ist der Rindergürtel in Niedersachsen (siehe Karte). Dort treten auch die größten Probleme für die Trinkwasserversorger auf. Um die Nitrat-Grenzwerte der Trinkwasserversorgung zu erfüllen, muss das mit Gülle verunreinigte Grundwasser aufwändig aufbereitet werden. Das treibt die Trinkwasserpreise vielerorts in die Höhe. Die Wasserversorger müssen den Landwirten den Verzicht auf den Gülleeinsatz auf Basis so genannter „Landwirtschaftlicher Kooperationen“ abkaufen. Auch diese Mehrkosten tragen die Wasserkunden.
Die aus der Düngung mit Gülle und Gärrückständen aus Biogas-Anlagen stammenden Mehrkosten werden ungleich verteilt. Während sich einige Landwirte wirtschaftlich verbessern, müssen die Wasserkunden die Aufbereitungskosten tragen. So zitiert die SZ den Experten Rüdiger Wolter vom Umweltbundesamt, der erklärt: „Ums Düngen geht es dabei oft gar nicht mehr, sondern nur darum, den Abfall loszuwerden. Doch Gülle plus Gärreste, das ist zu viel fürs Wasser.“
Naturschützer und Wasserkunden warten seit langem auf gesetzliche Regelungen. Während in der Vergangenheit wenig bis gar nichts in dieser Hinsicht passiert ist, macht jetzt die EU Druck. Vielleicht passiert ja doch etwas. Im Koalitionsvertrag hatten sich die Regierungsfraktionen auf eine Neuregelung verständigt. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Landwirte-Biogasenergie-Lobby nicht wieder am längeren Hebel sitzt.
Link zur SZ: http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/belastetes-trinkwasser-in-deutschland-es-stinkt-zum-himmel-1.1935790
Zur Politik siehe auch Lebensraumwasser: http://lebensraumwasser.com/2014/03/18/nitrate-aus-der-landwirtschaft-gefahrden-trinkwasserqualitat/
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