Kölsch-style Bier wird in den USA aus aufbereitetem Abwasser gebraut

Richtige Biertrinker wissen, dass das Wasser beim Geschmack eine wichtige Rolle spielt. Was werden sie wohl von Bier aus aufbereitetem Abwasser halten? In den USA könnten sie es probieren. Epic OneWater Brew, ein US-Craft-Bier, wird in der San Francisco-Bay Area aus recyceltem Abwasser hergestellt. Dass es als „Kölsch-style ale“ bezeichnet und aus „purified shower, laundry and sink water“ gebraut wird, könnte die Düsseldorfer Alt-Bier-Konkurrenz besonders freuen. Anders als die europäischen und die deutschen Gesetze, lassen zahlreiche US-Bundesstaaten eine direkte Nutzung von aufbereitetem Abwasser grundsätzlich zu. Voraussetzung ist das sogenannte „fit-for-purpose“. Das heißt, die Qualität muss für den Verwendungszweck passen. Daher gibt es jenseits des Atlantiks nicht nur derartige Biere, sondern auch andere Produkte, die aus aufbereitetem Abwasser im WaterReUse hergestellt werden.

Epic OneWater Brew wurde als Reaktion auf eine Verordnung von San Francisco entwickelt, wonach neue Gebäude mit einer Fläche von mehr als 100.000 Quadratmetern über Programme zur Wasserwiederverwendung vor Ort verfügen müssen. Epic Cleantec hat sich daraufhin mit einem Luxus-Hochhaus und einer Handwerksbrauerei zusammengetan, um deren Grauwasser in Bier umzuwandeln. Hoffentlich kommt nicht irgendwann Bier aus dem Wasserhahn.

Epic Cleantec ist ein WaterReUse-StartUp, das von der Bill and Melinda Gates Foundation’s „Reinvent the Toilet Challenge“ gesponsert wird.

Den Ekel-Faktor bewältigen

Die innovativen Brauer, wollen nicht nur den Frischwassereinsatz im Brauereisektor reduzieren, mit der „Abwasser-Bier-Story“ solle der „Iggitt-Faktor“ überwunden werden, heißt es. Man wolle die Wahrnehmung der Menschen verändern und die Akzeptanz für aufbereitetes Abwasser fördern.

Nachahmer stehen in den Startlöchern

Viele Städte im Westen und Südwesten der USA, etwa Kalifornien, Idaho und Arizona, arbeiten bereits mit örtlichen Brauereien zusammen, um über Bier das Bewusstsein für die Wasserwiederverwendung zu schärfen. Zahlreiche Städte stehen in den Startlöchern oder haben erste Pilotprojekte. Die Verwendung aufbereiteten Abwassers für die Grundwasseranreicherung ist nicht nur in den USA ein wichtiges Verfahren zur Bewältigung des Ressourcenproblems bei gleichzeitiger Nutzung der Filterfunktion der Erdschichten.

Die Brauerei Desert Monks Brewing Company aus Gilbert, Arizona, geht denselben Weg. Mit dem aufbereiteten Abwasser von Scottsdale werden zwei Biere gebraut. Das Sonoran Mist soll zu ihrem Verkaufsschlager geworden sein. Der Start war allerdings erst vor acht Wochen. Ob die Begeisterung halten wird, muss sich erst noch zeigen.

Reporterin vom TV-Sender Arizona News zeigt sich begeistert vom Sonoran Mist

Prost!

Übrigens: Beim Deutschen Brauerbund spricht man von einer „eisernen Regel“, danach ist „Brauwasser immer Trinkwasser, Trinkwasser aber nicht immer Brauwasser“. Überflüssig zu erwähnen, dass man hierzulande ungeachtet der Gesetzeslage kein aufbereitetes Abwasser für das Bier einsetzt. Die deutsche Brauerei-Branche berichtet von einem Wasserbedarf in den Brauereien in einer Größenordnung von drei bis fünf Litern je Liter Bier. Das wahre Wasser-Einsparvolumen liegt aber in den Vorprodukten.

Über das Thema Wasserwiederverwendung und Effizienzsteigerung in der Industrie werde ich in folgenden Blogbeiträgen aus verschiedenen Blickwinkeln berichten.

Weiterführendes

2 Kommentare

  1. Sicher, dass dies kein Fake ist? Es ist schon eine ziemliche abseitige Idee, „sink water“ aufzubereiten und zu Kölsch zu machen…

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