Wenn die Wasserversorgung einer Großstadt auf Zulieferungen aus dem Umland angewiesen ist, kann es schon mal zu Verstimmungen kommen. Nicht anders ist es in Frankfurt am Main. Bei der Beschaffung des Wassers ist die Stadt auch auf das Umland angewiesen, denn die eigenen Gewinnungsgebiete reichen für die Versorgung der Großstadt nicht aus. Das ist auch deshalb ein Problem, weil Frankfurt immer weiter wächst. Die Bevölkerungszahl lag Ende 2022 bei bei fast einer Dreiviertelmillion. Immer mehr Menschen und Unternehmen zieht es dorthin. Damit steigt auch der Wasserbedarf.
Wegen dieser zunehmenden Wasserproblematik will die Metropole mit der Kampagne „Frankfurt spart Wasser!“ die Menschen für den sorgsamen Umgang mit der Ressource Wasser sensibilisieren und Anreize zum Wassersparen geben. „Als die Kommune mit dem höchsten strukturell bedingten absoluten Trinkwasserverbrauch in Hessen und den zur Sicherung der Versorgung erforderlichen großen Zuliefermengen liegt bei der Stadt Frankfurt eine besondere Verantwortung“, heißt es in einer Erklärung der Stadt zum Start der Kampagne. Unter dem Motto „Jede:r ein bisschen, zusammen ganz viel. Mach mit!“ gibt es zahlreiche Tipps zum Wassersparen im Alltag. Begleitet wir die Kampagne wird durch eine Plakataktion im öffentlichen Raum, Beklebung von Straßenbahnen sowie Postkarten, die an öffentlichen Orten wie Stadtteilbibliotheken, Restaurants und Cafés ausgelegt werden.
Regen- und Betriebswassernutzungen sollen gefordert und gefördert werden
Die Kampagne geht zurück auf das 2021 beschlossene Wasserkonzept der Stadt Frankfurt. Da die Bevölkerungsprognose ebenso wie der Wasserbedarf auf starken Zuwachs hindeuteten, sahen die Verantwortlichen umfassenden Handlungsbedarf beim sorgsamen Umgang mit Wasser. Ausschlaggebend waren die Ergebnisses des Leitbildprozesses zum Integrierten Wasserressourcenmanagement des Landes Hessen. Erarbeitet wurde das Frankfurter Wasserkonzept dann schließlich unter Beteiligung des städtischen Wasserversorgers Mainova, des Zulieferers Hessenwasser und des Umweltamtes. Dem Resümee des Konzeptes zufolge „kann die Versorgungssicherheit bis zum Jahr 2030 trotz Mehrbedarf an Trinkwasser grundsätzlich gesichert werden.“ Das setzt neben dem Ausbau der Gewinnung- und Zulieferungsanlagen auch auf den Ausbau der Betriebs- bzw. Brauchwassernutzung voraus. Hierzu zählen insbesondere:
- Regelhafte Festsetzung von Bau und Nutzung von Betriebswassersystemen bei Aufstellung von Bebauungsplänen größerer Neubaugebiete.
- Erstellung einer Studie zur Prüfung vorhandener Potenziale der Betriebswassernutzung in städtischen Ämtern, Betrieben und Mehrheitsgesellschaften inklusive der detaillierten Ermittlung des Ist-Stands der Betriebswassernutzung und der Aufstellung eines Entwicklungskonzepts zu deren Ausbau.
- Prüfung der Nutzung von im Stadtgebiet befindlichen ehemaligen Anlagen der Trinkwasserversorgung für die Betriebswassergewinnung.
- Prüfung einer städtischen Förderung von Anlagen zur Nutzung von Regenwasser im Bestand.
- Prüfung einer städtischen Satzung zur verpflichtenden Errichtung von Regenwasserzisternen bei Neubauten.
Beim Thema Regenwassernutzung ist die Stadt schon aktiv geworden. Seit Anfang 2022 gibt es ein städtisches Anreizprogramm zur Verbesserung der Regenwasserbewirtschaftung. In diesem Projekt im Rahmen des Frankfurter Förderprogramm Klimabonus wird vor allem auf Versickerungsmulden an Stellplatzanlagen, die Abkopplung der Dachflächenentwässerung und die Schaffung von Retentionsflächen gesetzt. Dafür ist eine finanzielle Förderung für Stadtbaumittel und für Beratung der Grundstückseigentümer bereitgestellt. Zusätzlich kann der Klimafonds „Frankfurt frischt auf“ genutzt werden. Wer die Anforderungen erfüllt, kann mit einem öffentlichen Zuschuss in Höhe von 50 Prozent für die Maßnahme rechnen, die den Frischwasserbedarf reduzieren kann.
Die Forderung nach Regenwasserbewirtschaftung wird in Frankfurt für neue Baugebiete in den Bebauungsplänen festgeschrieben. „Die Abkopplung von Regenwasser ist wichtig, um die Annäherung an den natürlichen Wasserkreislauf zu erzielen. Dabei werden durch Verdunstung, Nutzung und Versickerung des Regenwassers Kanalnetz und Kläranlagen entlastet. In der Folge werden auch Überflutungen von öffentlichen und privaten Flächen verringert. Mit der Bewirtschaftung des Niederschlagswassers durch Verdunstung kann man eine Abkühlung erreichen, was besonders das Stadtklima verbessert. Für neu oder wieder zu bebauende Grundstücke ist das Regenwassermanagement grundsätzlich zu fordern. Aber auch im Bestand werden Maßnahmen erforderlich“, erklärt die Ingenieurin Andrea Lindner von der Stadtentwässerung Frankfurt am Main in einem Fachbeitrag.
Aber auch beim Grundwassermanagement will die Stadt mit ihren wasserwirtschaftlichen Partnern für mehr Klarheit sorgen. Soll wird der „Aufbau eines zentralen, stadtweiten aktiven Managements der Grundwassermessstellen zur quantitativen und qualitativen Überwachung des Grundwassers, mit den grundlegenden Zielen der Schaffung einer validen Datenbasis für Bewertungen und des Ressourcenschutzes“ abgestrebt.
Vernunft bei den Wasserpreisen
Bei den Wasserpreisen hält die Mainova, als überwiegend im städtischen Regime stehender Wasserversorger, an dem vergleichsweise ausgewogenen Verhältnis von Mengen- und Grundpreisen fest. Anders als einige andere Versorger, die ihre festen Grundpreise – und damit die Investionssicherheit – zugunsten höherer Mengenpreise oder Staffelpreise aufgeben, hat die Mainova im vergangenen Jahr beide Preisbestandteile moderat angepasst. Offenkundig setzen Stadt und Versorger auf kommunikative Anreize für den sorgsamen Umgang mit Wasser und steuern – wie das Beispiel beim Regen- und Betriebswasser zeigt – nur dort ökonomisch mit Förderungen nach, wo zumindest unmittelbar für den Versorger und seine Fixkostendeckung keine negativen Folgen drohen. Angesichts der anstehenden Investitionen für die Stärkung der Versorgungssicherheit werden steigende Wasserpreise auch in Frankfurt unvermeidbar sein. Aber die rückläufigen Wasserabsatzmengen, wenn die Kampagne erfolgreich sein wird, müssen nicht zu steigenden Wasserpreisen führen. Eine Wasserpreisspirale, weil Wasser gespart wird, dürfte den Frankfurtern daher vermutlich erspart bleiben.
Hier geht es zu den Informationen der Kampagne
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