Das Land Tirol fördert Regenwasser-Tonnen, um sich gegen den Klimawandel zu wappnen

Für Kommunen, die klimarobust werden wollen, wird das Regenwasser immer wichtiger. Das gilt für die bedrohlichen Starkregenereignisse ebenso, wie als nützlicher Trinkwasserersatz in Trockenphasen. Bei Klimaresilienz und Regenwasser kommt den Bürgern eine zunehmend bedeutendere Rolle zu. Damit Hausbesitzer das Regenwasser lokal zurückhalten und speichern können, wurde in Tirol soeben ein bestehendes Förderprogramm für Regenwassertonnen erweitert.

Österreichs Klima- und Energiefonds fördert Anpassungsmaßnahmen

Neun der zehn wärmsten Jahre in der 252-jährigen Messgeschichte Österreichs liegen im 21. Jahrhundert. Auch das Jahr 2019 bildet hier keine Ausnahme, mit einer Abweichung von + 2,3 Grad sowie einer hohen Zahl an persistenten Wetterlagen mit daraus resultierenden Schadereignissen wird einmal mehr klar, dass Österreich besonders stark vom Klimawandel betroffen ist. Für Regionen und Gemeinden gilt es daher jetzt zu handeln, bevor die Auswirkungen nicht mehr beherrschbar sind. Um die zukünftigen Herausforderungen des Klimawandels zu bestreiten, ist, neben der reaktiven Anpassung, vor allem die präventive Aktion nötig. Dafür wurde vom Klima- und Energiefonds das Programm Klimawandel-Anpassungsmodellregionen (KLAR!) geschaffen. Derzeit passen sich bereits 39 Regionen mit 337 Gemeinden und mehr als 900.000 EinwohnerInnen erfolgreich an die Auswirkungen des Klimawandels an.

Nachhaltige und ressourcenschonende Regenwassernutzung in Tirol

Aufgrund seiner inneralpinen Lage zählt Tirol zu den niederschlagsärmsten Gebieten des Alpenraums. „Eine nachhaltige und ressourcenschonende Regenwassernutzung in diesen Gebieten spielt daher eine zunehmend wichtige Rolle bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Dabei wollen wir die Menschen in dieser besonders sensiblen Region unterstützen“, erklärt Klimaschutzlandesrätin Ingrid Felipe das Projekt „Regenwassernutzung im Tiroler Oberland“. Aufgrund der großen Nachfrage verlängert das Land Tirol im Rahmen der Konjunkturoffensive 2020 um eine zweite Projektphase bis Ende 2021 in der KLAR! – Klimawandelanpassungsmodellregion.

Projekt „Regenwasserspeicher in der KLAR! Kaunergrat“

Bereits im Jahr 2018 wurden mit dem Projekt „KLAR! Regenwassernutzung“ die Gemeinden und die Bevölkerung über die Sinnhaftigkeit der Nutzung von Regenwasser in Zeiten des Klimawandels aufgeklärt und interessierten BürgerInnen ein finanzieller Anreiz für die Installation von Regenwasserspeichern in privaten Gärten geboten. Im Konjunkturpaket 2020 stehen nochmals 50.000 Euro für die Klimawandelanpassungsmaßnahmen zur Verfügung, womit knapp 50 Speicher mit einem Fassungsvermögen von rund 200.000 Litern gefördert werden können.

„Die äußerst trockenen Sommer der letzten Jahre haben verdeutlicht, dass der Klimawandel im vollen Gange ist. Hitzeperioden und Trockenheit werden in Zukunft in Tirol genauso verstärkt auftreten, wie Starkregenereignisse. Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel und steht schon heute nicht mehr überall unbegrenzt zur Verfügung“, sagt die Projektkoordinatorin der KLAR!, Ulrike Totschnig.

Viel Potenzial für den Regenwassereinsatz in den Haushalten

Rund 150 Liter Wasser verbrauche eine Person in Österreich pro Tag. Davon werde Hälfte beim Trinken, Kochen, Baden oder Geschirrspülen, der Rest für die Toilettenspülung, Garten-Bewässerung und bei der Autowäsche verbraucht. Mit einem Regenwasserspeicher können bis zu 50 Prozent des Trinkwasserverbrauchs durch Regenwasser ersetzt werden, heißt es beim Projektträger. Die Regenwassertonnen würde durch die Zurückhaltung der Wassermassen bei Starkregenereignissen zudem Kanalsysteme und Bäche entlasten. „Für viele Menschen in Tirol ist es kaum vorstellbar, dass wir uns über das Wasser Gedanken machen müssen. Doch der Klimawandel stellt uns vor diese herausfordernde Aufgabe. Durch lokal wirksame Anpassungsmaßnahmen wirken wir den globalen Veränderungen entgegen“, betont Klimaschutzlandesrätin Felipe.

6 Gemeinden – eine Modellregion

Die Gemeinden Fließ, Prutz, Faggen, Kauns, Kaunerberg und Kaunertal haben sich zu einer Klimawandelanpassungsmodellregion zusammengeschlossen, welche sich seit dem Jahr 2018 gezielt und strukturiert mit den Möglichkeiten zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels auseinandersetzt und realisiert sukzessive konkrete Maßnahmen und Projekte, wie Hans-Peter Bock, Bürgermeister der Gemeinde Fließ berichtet: „Beim Thema „Klimawandel“ kommt den Gemeinden eine wichtige Schlüsselfunktion zu. Sie können direkt vor Ort konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel setzen. So sehen und spüren die Menschen, dass wir alle einen Beitrag leisten können.“

KLAR! Einreichung jetzt wieder möglich

Ab sofort können sich interessierte Regionen für Phase 1 des KLAR! Programms bewerben! Die Einreichung ist bis 29. Jänner 2021 um 12:00 Uhr via Online-Antrag möglich.

Die Wiedereinreichung für Phase 2 und 3 (Umsetzungs- und Weiterführungsphase) für abgelehnte Regionen ist ebenfalls ab sofort möglich. Für diese Regionen gibt es eine vorgezogene Einreichfrist. Die Deadline hierfür ist der 18.09.2020 um 12:00 Uhr. Anträge für die Phasen 2 und 3, die bis zu diesem Datum einlangen, werden in einem vorgezogenen Verfahren beurteilt. 

Hier gehts zum KLAR! Leitfaden 2020
Infos zur Antragsstellung und Formulare

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