Der Weltwassertag 2019 aus deutscher Perspektive

„Niemanden zurücklassen“ ist das Motto des diesjährigen Weltwassertages am 22. März 2019. Das Spektrum der Themen in den Medien ist an diesem Tag so breit, dass der Leser den Überblick verlieren könnte. Das zeigt aber gleichzeitig, welche Bedeutung das Wasser mit unserem Leben und der Sicherheit in der Welt hat. Eigentlich bemerkenswert, dass es diesen Weltwassertag nur einmal im Jahr gibt. Wer sich eingehender damit befasst, der stellt fest, dass die Brisanz zunimmt – auch in Deutschland.

Wasser ist keine Selbstverständlichkeit

Während wir hierzulande das Trinkwasser in Lebensmittelqualität ins Haus geliefert bekommen, müssen in benachteiligten Regionen zumeist Frauen weite Wege gehen, um an etwas für uns Selbstverständliches zu gelangen. „Sicheres Wasser und sichere sanitäre Einrichtungen sind Menschenrechte. Doch für viele Menschen sind diese Rechte nicht verwirklicht: Über zwei Milliarden leben ohne sicheres Trinkwasser, 844 Millionen müssen mindestens eine halbe Stunde täglich für die Wasserbeschaffung aufwenden oder sie haben gar keinen Zugang. „Das müssen wir ändern durch höhere und effektivere Investitionen in die Infrastruktur wie Wasseranschlüsse und Sanitärversorgung, gerechte Gebühren sowie mehr Forschung und Innovation“, fordert Ulla Burkhard, Vorstandsmitglied der Deutschen UNESCO-Kommission, anläßlich der Veröffentlichung des Weltwasserberichts in dieser Woche.

Selbst in Europa und in Nordamerika haben den aktuellsten Daten zufolge 57 Millionen Menschen keine Wasserleitungen in ihren Häusern. Auch der Zugang zu grundlegenden Sanitäranlagen bleibt 36 Millionen Menschen in Europa und Nordamerika verwehrt.

Wir riskieren unsere Sicherheit

Während die Menschen in anderen Regionen sich ihre Wassersicherheit erst noch schaffen müssen, riskieren wir hierzulande unseren „naturgegebenen Luxus des guten Wassers“. Zwar dürfen wir uns eines fast 100 prozentigen Anschlussgrades der Haushalte an die öffentliche Wasserversorgung und unseres sicheren Zugangs zu sicheren sanitären Anlagen erfreuen, dafür sorgen die Wasserversorger, aber bei der Qualität wird es bedrohlich. Auch wenn unser Trinkwasser aus der Leitung die Qualitätsanforderungen erfüllt, gibt es massiven Handlungsbedarf bei den Gewässern. Nur sieben Prozent der deutschen Flüsse und Bäche sind in einem guten oder sehr guten ökologischen Zustand. Das sind die Lieferanten der Ressource. Gefährdet ist aber auch das Grundwasser, es kommt eigentlich aus einem geschützten Raum.

Ackerrandstreifen: Gutes Wasser, schlechtes Wasser? (Foto: Gendries)

Wie stark der Grundwasserraum mittlerweile bedroht ist, erklärte Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Backhaus diese Woche bei der Vorstellung der Fortführung des Generalplans Trinkwasserversorgung M-V: „Das Grundwasser ist aufgrund zu hoher Nährstoffkonzentrationen in Tiefen bis etwa 15 Metern nur noch eingeschränkt beziehungsweise gar nicht mehr für Trinkwasserzwecke geeignet“. Das betrifft zunächst einmal unmittelbar Nutzer von Eigenbrunnen, die nicht an die öffentliche Trinkwasserversorgung angeschlossen sind. Sie müssen entweder tiefer bohren oder sich kostenaufwändig anschließen lassen, um an Trinkwasser zu gelangen. Aber auch die Wasserversorger sind betroffen, denn weil das beeinträchtigte Wasser allmählich nach unten sickert, wo das Rohwasser für das Trinkwasser gewonnen wird, müssen auch sie das Grundwasser aus tieferen Schichten fördern. Sollten die Belastungen weiter zunehmen, wird der Aufwand bei der Trinkwasseraufbereitung wachsen. Die Lösung ist eigentlich bekannt: Um langfristig eine Kostenexplosion zu vermeiden, müssten die Schadstoffeinträge in Boden und Gewässer reduziert werden. Dazu gehört auch „die Ausweisung von Wasserschutzgebieten, der Ausbau des Landesmessnetzes, auch auf landwirtschaftlichen Flächen, sowie die Sanierung von Altlasten“, kommentierte Backhaus.

Erneuerbare Wasserressourcen unter Druck

Über zwei Milliarden Menschen weltweit leben in Staaten mit hohem Wasserstress. In diesen Staaten werden mehr als ein Viertel der erneuerbaren Wasserressourcen genutzt. Jüngste Schätzungen zeigen, dass über 50 Staaten von Wasserstress betroffen sind: 31 Länder nutzen zwischen 25 Prozent und 70 Prozent der erneuerbaren Wasserressourcen wie etwa Mexiko oder China, weitere 22 Länder mehr als 70 Prozent. Dazu zählen beispielsweise Ägypten oder Pakistan.

Ulla Burchardt erklärt: „In Deutschland werden seit 15 Jahren weniger als 20 Prozent der erneuerbaren Wasserressourcen genutzt. Wir sind hier also auf dem richtigen Weg. Doch wir sind Mitverursacher der großen Probleme in anderen Weltregionen – durch den Import etwa von Baumwolle oder Rindfleisch, deren Herstellung teils gewaltige Wasserressourcen benötigt.“ Als Konsumenten verbrauchen wir etwa 4.000 bis 5.000 Liter virtuellen Wassers, das in Produkten gebunden ist und aus Regionen stammt, die schon heute unter Wasserknappheit leiden. Dass das Steak pro Kilo etwa 15.000 Liter verschlingt, wissen zwar viele, den Absatzzahlen hat es dennoch nicht geschadet. Mit dem hiesigen Sparen am Wasserhahn ist den Betroffenen in den Wasserknappheitsregionen in der Dritten Welt nicht geholfen. Da geht noch was.

Weitere Informationen

Beitragsphoto: Worldwaterday.org

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