Malta könnte ohne Importe von Lebensmitteln und die darin enthaltenen virtuellen Wassermengen nicht überleben. Der Inselstaat leidet unter Trockenheit und hat selber knappe Ressourcen. Bei den Importen hängt er auch „am Fliegenfänger“ anderer Staaten und deren Wasservorräten. Mal gerade 8 Prozent des als Wasserfussabdruck in Nahrungsmitteln gebundenen virtuellen Wassers stammt von der Insel selbst. Die restlichen 92 Prozent kommen in Importen aus anderen Regionen der Erde. Und da diese auch aus Ländern stammen, die selbst unter Wasserstress oder -knappheit leiden, könnte es eng werden für die Mittelmeer-Insulaner, wenn die global Wasserknappheit zunimmt.
Wasserstress wird aus Malta exportiert, weil Wasser in Produkten importiert wird
Malta leidet im EU-Vergleich am stärksten unter Wasserstress. Global gehört die Insel mit ihren 423.000 Einwohnern zu den Staaten mit der höchsten Abhängigkeit von ausländischen Wasserressourcen. Wie hoch diese ist, lässt sich an dem Wasserverbrauch von Import-Nahrungsmitteln ablesen: Es „kostet“ 70 Liter Wasser, um einen einzigen Apfel in die Ladenregale zu bringen. Unglaubliche 15.000 Liter Wasser, das sind rund 75 Badewannen voll, werden für ein Kilogramm Rindfleisch benötigt. Man stelle sich einmal vor, diese Wassermengen wären nicht mehr vorhanden, wie wäre es wohl um den Export von Lebensmitteln nach Malta oder in andere Staaten bestellt. Und genau hier tritt ein zentrales Problem des Handels mit virtuellem Wasser auf: wer zahlen kann, bekommt auch das Wasser. Das könnte im Fall der oben beschriebenen Knappheit in den importabhängigen Herkunftsländern der Äpfel oder Steaks für Malta bedeuten, dass dieses Wasser den Bewohnern in dem wasserarmen Herkunftsland entzogen und stattdessen weiter für die Export-Agrarwirtschaft eingesetzt wird. Die Malteser würden somit, sicher ohne es zu wissen, anderen Regionen das Wasser wegnehmen.
Es fehlen eine wirksame Ressourcenregulierung und ein funktionierendes Preissystem
Die Frage ist nun: warum versorgen sich die Malteser nicht selber? Weil der Insel trotz ihrer Versorgungsprobleme ein Regulierungssystem für Wasser und eine nachhaltige Wasserpolitik fehlen. Dies ist die Feststellung des wasserpolitischen Handlungsplans des TODAY PUBLIC POLICY INSTITUTS (TPPI) mit dem Titel „WHY MALTA’S NATIONAL WATER PLAN REQUIRES AN ANALYTICAL POLICY FRAMEWORK“. Demnach fehlen der Insel schon die analytischen Grunddaten, um eine nachhaltige Wasserwirtschaft entwickeln zu können. Aber es fehlt insbesondere eine Steuerung der Entnahme aus vorhandenen (knappen) Ressourcen. Private Nutzer, landwirtschaftliche Betriebe, die Bauindustrie, Flaschenabfüller u.s.w. entnehmen unkontrolliert das benötigte Wasser. Das Resultat dieser Selbsthilfe sind rund 8500 Bohrlöcher, die privat in den Boden gedrillt wurden, ohne Genehmigung oder staatliche Kontrolle. Über diese versorgen sich die Bauern bis heute gratis mit Grundwasser. Irgendwann wird es dann zuviel Entnahme sein.
Aber es gibt auch kein funktionierendes Preissystem für Wasser. Gerade in Knappheitsregionen kommt es auf die richtigen Anreizsysteme für Privathaushalte an. Wer sich aus privaten Bohrlöchern bedient, zahlt gar nichts. Jene, die einen Zähler installiert haben, zahlen zwischen 2,18 Euro und 5,18 je Kubikmeter und eine Grundgebühr, die so genannte Service Charge. Aber wo kommen die Preise her? Stellen sie wirklich die Kosten dar? Nein, sagt TPPI. Weder die wahren Wasserkosten, noch der ökonomische Wert des Maltesischen Wassers seien bekannt. Demnach fehlen auch die Kalkulationsgrundlagen für die Wasserpreise, aber auch die Mengen des entnommenen Wassers und wann die Wasserressourcen erschöpft sein werden. Malta hat schon heute ein höhe Abhängigkeit von der teuren und energieintensiven Meerwasserentsalzung. Die Kosten dafür werden von jenen Konsumenten getragen, die an der öffentlichen Trinkwasserversorgung angeschlossen sind und über Zähler verfügen, die den Verbrauch messen. Wer sich die Wasserkosten nicht leisten kann, wird vom Staat subventioniert. Im Jahr 2008 waren dies noch 30.000 Haushalte, also fast jeder vierte Haushalt.¹ Die Selbstversorger sind die Trittbrettfahrer, für die keine Anreize greifen können, weil sie sich unkontrolliert bedienen. Verständlich, dass sich das ändern muss.
Das Papier des TPPI fordert daher verständlicherweise eine systematische Aufarbeitung und eine politische Auseinandersetzung mit der Wassersituation in Malta. Die nachfolgenden Arbeiten sollen in der Entwicklung eines Nationalen Politischen Wasserplans münden. Jetzt darf man gesahnt sein, ob die Regierung in Malta dieser Anregung folgt oder abwartet, bis die Insel ohne Wasser auf dem Trocknen steht.
- Hier geht es zur TPPI-Studie WHY MALTA’S NATIONAL WATER PLAN REQUIRES AN ANALYTICAL POLICY FRAMEWORK klick hier!
- Interessanter Artikel zur Wassersituation auf Malta in Planetsolar klick hier!
- zu ¹ „The Water Catchment Management Plan for the Maltese Islands“ klick hier!
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