
Der vor einer Eskalation stehende Konflikt zwischen Indien und Pakistan hat den Fokus auf Asien gelenkt. Immer mehr kristallisiert sich das Wasser als Brandbeschleuniger heraus. Doch transnationale Konflikte um die knapper werdenden Wasser-Ressourcen beschränken sich nicht auf die Kashmir-Region. Ich möchte mit dem folgenden Auszug aus der internationalen Presse den Blick in eine international noch weniger beachtete Region lenken, in der der Aral-See seit Jahrzehnten schrumpft, während die wasserpolitischen Risiken zunehmen: Zentral-Asien.

Zentralasien steht vor einer massiven Wasserkrise, die zunehmend zur Bedrohung für regionale Stabilität, Ernährungssicherheit und geopolitische Beziehungen wird. Die Ursachen und möglichen Auswirkungen beleuchtet ein Kommentar von Mohammad Suhail und A.X. Ravshanov, Professoren an der Samarkand State University, Usbekistan, in der Times of Central Asia.
Die beiden Lebensadern der Region, Amu Darya und Syr Darya, sind durch Übernutzung, Klimawandel und politische Spannungen stark belastet. Während Kirgistan und Tadschikistan – wasserreich, aber energietechnisch unterversorgt – im Winter Wasser zur Stromgewinnung benötigen, fordern die flussabwärts gelegenen Länder Usbekistan und Turkmenistan Wasserspeicherung bis zum Sommer für die Bewässerung von Baumwolle und Getreide. Diese gegenläufigen Interessen führen zu Misstrauen und Konflikten. Ein größerer Wasserkonflikt droht auch in dieser Region.

Nach dem 2. Weltkrieg war der Aralsee mit einer Fläche von 68.300 km² noch der viertgrößte See der Erde. Aber die übermäßige Bewässerung insbesondere in den Zeiten der Sowjetunion mündete in dessen fast vollständigen Verschwinden. Denn seit den 1950er-Jahren wurden große Zuflüsse für die Bewässerung vor allem in Baumwollfelder umgeleitet. Seitdem trocknete der Aralsee, der einst etwa so groß war wie Bayern, bis auf ein Zehntel seiner ursprünglichen Fläche aus. Eine Animation der NASA veranschaulicht diese Entwicklung in erschreckender Eindrücklichkeit.

Statt Reformen bei der Bewässerung hielten – so berichten Suhail und Ravshanov – vielerorts veraltete Infrastruktur Einzug: In Usbekistan seien z. B. nur etwa 12 Prozent der Bewässerungskanäle abgedichtet. Die Folge seien enorme Wasserverluste. Trotz alarmierender Klimafolgen – wie der jüngsten Hitzewelle im März 2025 – bleiben internationale Kooperationen weitgehend wirkungslos, stellen die Autoren fest.
Sie erläutern die Bedingungen dieser geopolitischen Aspekte: Die fehlende Synchronisierung der saisonalen Wasserbedarfe, gepaart mit mangelnder Kooperation werden dominiert von nationalstaatlichem Denken, obwohl grenzüberschreitende Zusammenarbeit dringend notwendig wäre. Die Folge: ein Flickenteppich aus kurzfristigen, oft einseitigen Maßnahmen, die die Belange der Mitnutzer außer Acht lassen und so Konflikte heraufbeschwören.
Um den drohenden ökologischen und wirtschaftlichen Kollaps abzuwenden, fordern sie mehr als technische Lösungen. Erforderlich sind demnach transparente Datennutzung, faire Verteilungsmechanismen, Investitionen in wassersparende Technologien – und vor allem politischer Wille zur Kooperation. Nur durch ein neues Verständnis von Wasser als gemeinsames Gut kann Zentralasien eine nachhaltige Zukunft gestalten. Das Wasserproblem sei in Zentralasien eine tickende Zeitbombe.
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