Wie wir mit unserem Frühstücksbrot unsere Gewässer schützen können

Kann man mit seinem Frühstücksbrot das Wasser schützen, mit dem man seinen Kaffee kocht? Klingt komisch, ist aber im bayerischen Unterfranken bereits ein Erfolgsmodell. „Wasserschutzbrot“, mit diesem etwas sperrig erscheinenden Begriff wird ein regionales Brot bezeichnet, bei dem Landwirt, Mühle, Bäcker und die Wasserwirtschaft Hand in Hand arbeiten. Ziel dieser regionalen Zusammenarbeit ist weniger Düngung durch den Landwirt und mehr Transparenz für die Verbraucher.

Unterfranken kämpft für geringere Düngung der Weizenfelder

Um zu erklären worum es geht, ist einer kleiner Ausflug ins bayerische Unterfranken nötig. Diese vom Regenfall nicht gerade verwöhnte Region, bezieht ihr Trinkwasser aus Quellschüttungen und nicht aus Tiefengrundwasser. Alles was in den Boden gelangt ist ruckzuck auch im Grundwasser. Dazu kommt eine Landwirtschaft, die rund 40 Prozent der Landesfläche nutzt und zu über 20 Prozent Weizen anbaut. Landwirte sind es gewohnt, den Weizen unmittelbar vor der Ernte im Sommer noch einmal mit Stickstoff zu düngen. Diese landläufige Praxis der letzten Düngung soll den Eiweißgehalt auf 13 Prozent anheben und damit die Verarbeitung in der Bäckerei erleichtern. Aber genau da liegt das Problem: Nur die Hälfte des Stickstoffs geht ins Getreide, also was gut ist für das Backen, schadet dem Grundwasser.

In Unterfranken hat die Landesregierung gemeinsam mit Wasserversorgern und unterstützt durch das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) daraus ein Projekt gemacht, das „Wasserschutzbrot“. Diese Kampagne ist unlängst mit dem deutschen Nachhaltigkeitspreises des Bundesforschungsministerium (BMBF) ausgezeichnet worden. Heute wurde sie auf der „49. Führungskräftetagung Wasserwirtschaft“ des Bayerischen Gemeindetages in Erding vorgestellt.

Dieses Wasserschutzbrot überzeugt nicht durch Aussehen, sondern auch durch Qualität und „Wasserfreundlichkeit“ (Foto: Gendries)

Handwerkliches Können der Bäcker ersetzt die dritte Düngung

Wie ist der Weg zum „Wasserschutzbrot“? Landwirte verzichten einfach auf die dritte Düngung auf den Weizenäckern. Damit enthält der später geerntete Sommer-Weizen nur 11 – 12 Prozent Eiweiß. Es sind die Bäcker, die mit handwerklichem Geschick das eine Prozent Eiweiß ausgleichen. Wichtig ist, dass Landwirt, Mühlen und Bäcker, den Warenfluss sorgfältig trennen. Das sichert die Qualität und die Glaubwürdigkeit. Der Verbraucher kann dann am Ende ein Brot kaufen, das dank geringerer Düngung gewässerschonend hergestellt worden ist und aus den Händen regionaler Landwirte, Mühlen und Bäcker stammt. 15 Landwirte, drei Mühlen, 15 Bäcker und sieben Wasserversorger aus Unterfranken beteiligen sich mittlerweile an der Aktion, die von Christian Guschker aus der Regierung Unterfranken eindrucksvoll vorgestellt wird.

Regierungsdirektor Christian Guschker, Landesregierung Unterfranken, stellt das Wasserschutzbrot vor (Foto: Gendries)

Der Erfolg läßt nicht auf sich warten. Zwar kostet das Brot 10 bis 20 Cent mehr, „aber der Verbraucher“, so erklärt Gruschker, „honoriert die Wasserschutzinitiative an der Brottheke im Bäckerladen“. Statt Discounter und Industriebrot, wollen immer mehr Verbraucher „ehrliches“ und umweltfreundliche Produkte. Die Stickstoffgehalte in den Gewässern geht spürbar zurück. Die Flächen der teilnehmenden Landwirte haben sich von 2018 auf 2019 mit mittlerweile 330 Hektar nahezu verdreifacht. In der Wasserwirtschaft steigt das Interesse an diesem kooperativen Ansatz des vorsorgenden Gewässerschutzes und die Verbraucher finden immer mehr Verkaufsstellen.

Wo sind die Nachahmer ?

Jetzt sind andere Regionen aufgerufen, sich diesem Erfolgsmodell anzuschliessen und damit ein Zeichen zu setzen. Verbraucher können mit ihrer Nachfrage beweisen, dass sie es ernst meinen mit dem Ruf nach „Schutz des Wassers“. Dort, wo sie dieses Angebot noch nicht finden, sollten sie ihren Wasserversorger oder Bäcker fragen. Ich höre heute in Erding nach Mai 2018 in Lippstadt nunmehr zum zweiten Mal von der Grundwasserschutzinitiative mit dem Brot und frage mich nach einem Jahr, warum es noch keine Nachahmer in anderen Regionen Bayerns oder Deutschlands gibt. Schliesslich erfüllt die Initiative als regionale Kooperation doch alle Anforderungen des vorsorgenden Gewässerschutzes und der regionalen Vermarktung. Wir wünschen uns als Konsumenten, so zeigen es zumindest Befragungen, ehrliche und umweltfreundliche Lebensmittel aus der Region. Womöglich fehlt es andernorts an Initiatoren, wie die eines Regierungsdirektors, aber wäre es nicht auch ein Impuls für Trinkwasserinitiativen oder solche Vereine, die sich für den Naturschutz und gesunde Ernährung einsetzen? Schliesslich könnte das lokale Bäckerhandwerk eine solche Initiative starten, um sich gegen die Discounter abzusetzen.

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