Wenn der Regen ausbleibt – Was Talsperren-Betreiber für die Versorgungssicherheit tun

Auch wenn die Hitze vorüber ist, der Regen bleibt in manchen Regionen weiterhin aus. Das bereitet betroffenen Wasserversorgern zunehmend Probleme. Allen voran den Betreibern von Talsperren. Diese sind auf oberirdische Zuflüsse angewiesen. Die Harzwasserwerke und ihre Talsperren gehören auch dazu. Sie versorgen große Teile Niedersachsens, große wie kleine Stadtwerke und Verbände, und haben diese Woche Alarm geschlagen, denn die Wettertrends deuten auf anhaltende Trockenheit hin.

Harzwasserwerke treffen Vorbereitungen

Die Harzwasserwerke bereiten sich aufgrund der aktuellen Vier-Wochen-Wetterprognose des Deutschen Wetterdienstes auf weiterhin ausbleibenden Regen vor. Gemeinsam mit dem niedersächsischen Umweltministerium und dem Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) wurden bereits Sofortmaßnahmen umgesetzt und weitere Maßnahmen vorbereitet, um die Trinkwasserversorgung von rund zwei Millionen Menschen in Niedersachsen auch im schlechtmöglichsten Fall zu garantieren. „Wir bereiten uns jetzt für den Ernstfall vor, dass neben der Rekorddürre dieses Jahr auch der kommende Winter und das darauffolgende Jahr nur unterdurchschnittliche Niederschläge bringen könnten und wir damit ein sogenanntes Doppeltrockenjahr bekommen“, beruhigt Harzwasserwerke-Geschäftsführer Dr. Christoph Donner die Öffentlichkeit. „Es handelt sich um Vorsichtsmaßnahmen, die die jetzige Versorgungssicherheit selbst im schlechtest möglichen Fall aufrechterhalten werden.“ Besonderes Augenmerk gilt dabei der Harzer Sösetalsperre in der Nähe von Osterode, die am 06.09.2018 nur zu etwas mehr als einem Drittel gefüllt war. Weniger angespannt ist die Lage bei den beiden anderen Trinkwassertalsperren, der Grane- und der Eckertalsperre. Grund zur Panik besteht aber nicht: „Wir beobachten und bewerten die Situation täglich neu“, sagt Dr. Donner. „Wir wollen frühzeitig und entschlossen handeln.“

Sösetalsperre (Foto: Harzwasserwerke)

Der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies unterstützt die Harzwasserwerke und fordert eine Vorbereitung: „Es sind unbedingt Strategien zu entwickeln, um auch für solche Extremsituationen in Zukunft ausreichend gerüstet zu sein.“ Die Landesregierung hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, bis 2021 ein landesweites Wasserversorgungskonzept aufzustellen. „Die langfristige Sicherstellung der öffentlichen Wasserversorgung als der maßgebliche Bestandteil der Daseinsvorsorge muss oberste Priorität haben“, so Umweltminister Lies.

Anpassung an den Klimawandel unabwendbar

Langfristig müssen die Anlagen der Harzwasserwerke im Harz an den Klimawandel angepasst werden. „Wir wollen wissenschaftlich überprüfen lassen, ob und wenn ja welche Maßnahmen uns langfristig helfen, noch mehr Sicherheit für Niedersachsen zu schaffen“, erklärt Donner die weiteren Schritte seines Unternehmens. Eine Möglichkeit sei, Talsperren noch stärker miteinander zu verbinden, um im Hochwasser- oder Dürrefall Wasser zwischen den Talsperren zu verteilen. „Wir müssen auch überprüfen, ob unsere Anlagen genügend Fassungsvermögen haben und ob wir unsere Betriebsweise noch weiter optimieren können“, erklärt Dr. Donner. „Wasserspeicher Harz“ soll das Projekt heißen, das die Harzwasserwerke gemeinsam mit Forschungspartnern auf den Weg bringen wollen. Es soll auch mit dem Niedersächsischen Wasserversorgungskonzept in geeigneter Weise verknüpft werden.

Hintergrundinformationen:

Zu wenig Niederschlag seit Februar

Die Monate seit Februar dieses Jahres sind die trockensten im Harz seit Beginn der den Harzwasserwerken vorliegenden Wetteraufzeichnungen von 1857. Gemessen wurde dieser Rekord an einer von den Harzwasserwerken betriebenen Wetterstation in Clausthal- Zellerfeld im Oberharz. Auch die Niederschläge in den Einzugsgebieten der anderen Talsperren und die daraus folgenden Zuflüsse in die Talsperren sind unter dem langjährigen Durchschnitt.

Wettervorhersage

Der Deutsche Wetterdienst geht in seiner Vier-Wochen-Wettervorhersage tendenziell nicht davon aus, dass Niedersachsen signifikante Niederschläge bis Ende September erwarten darf. Bei der Vier-Wochen- Wettervorhersage handelt es sich allerdings um eine Trendaussage. Sie ist nicht mit einer normalen Wettervorhersage zu verwechseln, weil ihre Aussagekraft deutlich geringer ist, da sie sehr weit und daher unscharf in die Zukunft schaut. Die bisherigen Wettervorhersagen waren allerdings recht korrekt. Daher könnte es sein, dass sich die Trockenheit fortsetzt und die Harzwasserwerke bis Ende September nicht weitere Ressourcen für ihre Talsperren gewinnen werden können.

Hoher Wasserverbrauch

Die Trinkwasserabgabe der Harzwasserwerke war im Juli mit mehr als 10 Mio. m³ rekordverdächtig. Auch im August wurden fast 10 Mio. m³ Trinkwasser abgegeben, was ein außergewöhnlich hoher Verbrauch für diesen Monat ist (Vergleich August 2017: 8,5 Mio. m³). Alle Produktionsressourcen werden voll ausgeschöpft. Aufgrund der Wetterlage ist eine signifikante Entspannung unwahrscheinlich. Das bedeutet, dass die Harzwasserwerke voraussichtlich weiter viel Wasser aus den Talsperren für Niedersachsen zu Trinkwasser aufbereiten werden.

Bedeutung der Niedrigwassererhöhung

Durch die Niedrigwassererhöhung speisen die Harzwasserwerke die Flüsse unterhalb der Talsperren, wie zum Beispiel die Oker und die Innerste. Das Wasser in diesen Flüssen kommt zur Zeit maßgeblich zwischen 50% bis 90% aus den Talsperren. Ohne die Talsperren würden diese Flüsse unter Umständen abschnittsweise trockenfallen – mit schweren Folgen für das aquatische Ökosystem. Trotz der Abflusserhöhung der Flüsse durch die Harzwasserwerke haben erste Industriebetriebe gemeldet, dass das Wasser in den Flüssen zu hohe Temperaturen für die Kühlung ihrer Anlagen hat. Von dieser Kühlung durch Wasser ist die Industrie aber teilweise abhängig. Das bedeutet, dass die Harzwasserwerke nicht einfach die Abgabe von Wasser aus den Talsperren in die Unterläufe der Flüsse einstellen können, da sie sonst der Industrie in Niedersachsen und insbesondere im Harz schaden könnten.

Füllstände der HarzwasserwerkeTalsperren

Die Trinkwassertalsperren sind insgesamt mit 54,1 % gefüllt (Stand 06. 09. 2018). Dies ist für die jetzige Jahreszeit ein unterdurchschnittlicher, aber kein Rekordwert. Besonderes Augenmerk gilt der Sösetalsperre, die aktuell zu 36,2 % gefüllt ist (Stand: 06. 09. 2018).

  • Quellen:
    • eigene Recherchen

    1 Kommentar

    1. Danke für diesen tollen Artikel. Wenn die Folgen unabwendbar sind, warum muss dann eine Vorsorge betrieben…bringt dann doch laut der Logik der Betreiber eigentlich nichts…

    Was meinen Sie dazu?

    Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.