
Schon mal in den Kleiderschrank geschaut und über dessen Wasserstand nachgedacht? Nein, das ist kein verspäteter Aprilscherz, die Frage soll auf die Wasserprobleme bei Fast Fashion aufmerksam machen.
Doch der Reihe nach: Anlässlich der internationalen „Fashion Revolution Week“ finden bis zum 27. April deutschlandweit über 150 Aktionen für mehr Nachhaltigkeit in der Modeindustrie statt. Auf lokalen Kleidertauschbörsen sollen Kleidungsstücke eine zweite Chance bekommen anstatt im Müll zu landen.
Die Veranstalter der Aktionswoche „Fashion Revolution“ wollen mit Aktion nicht nur den Kleiderkonsum reduzieren, sie wollen auch Alarm schlagen. Sie kritisieren unter anderem die prekären Herstellungsbedingungen von „Fast Fashion“ sowie die Umweltbelastung in der Produktion. Die Aktionswoche knüpft an die Katastrophe in Bangladesh vor 12 Jahren an, wo bei einem Einsturz einer maroden Textilfabrik über 1.000 Menschen ums Leben gekommen waren. Schicksale, für die auch die Textilmarken Mitverantwortung tragen, in dem sie ständig neue Modetrends kreieren, um die Absatzzahlen zu steigern. Dabei sind wir mittlerweile bei Ultra Fast Fashion. Wer sich bei den chinesischen Plattformen Shein & Co umschaut, weiß wovon die Rede ist. Modewechsel im Stundentakt, so irre es klingt, die vollen Einkaufstaschen in den Mode-Malls zeigen, dass die Rechnung aufgeht. Aber zahlen müssen die Schwächsten.
Die wahren Kosten müssen die Schwächsten tragen
Denn, zu den wahren Kosten zählen auch die des für die Produktion benötigten Wassers und des Abwassers. Und diese Kosten finden sich nicht in den Preisen wieder und bezahlen müssen dafür die Menschen in den Herstellungsgebieten. Sie müssen den Preis für die Verknappung der Wasserressourcen und die Verschmutzung des Abwassers bezahlen, damit wir hier billig einkaufen können.
Derzeit mangele es an Verständnis und Wertschätzung für die wahren Kosten von Kleidung. Der Verein will wachrütteln, ein anderes Konsumverhalten erzeugen und politische Veränderungen bewirken. „Es geht darum, nur anders zu konsumieren und viel nachhaltiger. Und eigentlich macht es auch viel mehr Spaß, sein eigenes Teil zu haben, was zu finden, eine Geschichte mit seinem Textil zu verbinden, statt irgendwie das zu tragen, was dann alle anhaben“, erklärt Viola Wohlgemuth in dem DLF-Beitrag „Fashion Revolution – Tauschen und DIY in der Mode“, den ich heute zufällig im Radio gehört hatte und der mich zu diesem Beitrag inspirierte.

Immense ökologische Folgen der Kleidungsproduktion
Für die Herstellung von Textilien werden große Mengen Wasser sowie Flächen zum Anbau von Baumwolle und anderen Fasern benötigt. Um ein einziges Baumwoll-T-Shirt herzustellen, braucht es schätzungsweise 2.700 Liter Süßwasser, was der Menge entspricht, die eine Person in mehr als zwei Jahren trinkt.
Der Textilsektor war im Jahr 2020 die drittgrößte Quelle für Wasserverschmutzung und Flächenverbrauch. Für die Kleidung und Schuhe, die jeder EU-Bürger im Schrank hat herzustellen, wurden im Durchschnitt 9.000 Liter Wasser eingesetzt. Das entspricht dem jährlichen Frischwasserbedarf eines deutschen Dreipersonenhaushalts.
Dagegen sind die hiesigen Wassersparanstrengungen nicht nur mengenmäßig vernachläßigbar, sondern verfehlen auch ihre Wirkung dort, wo die Textilien herstammen und zumeist gravierende Wasserknappheit herrscht. Aber es geht nur um Frischwasser, auch das Abwasser wird durch die in den Schwellenländern nicht selten unzureichend gereinigt und gelangt stattdessen vollgestopft mit Chemikalien und Färbemitteln in die Flüsse und Seen. Dass darin keine Lebewesen mehr enthalten sind und sich das Trinken verbietet, versteht sich von selbst.

Es gibt also gute Gründe, beim nächsten Kleiderkauf auf die Nachhaltigkeitssiegel zu achten oder zur nächsten Schneiderei zu gehen und die kaputte Jeans flicken oder beim Schuster die neue Sohlen anbringen zu lassen. Ich wohne „auf dem Land“ und darf mich glücklich schätzen, dass wir diese Fachbetriebe noch vor Ort haben. Viele Grüße aus der Soester Börde!
Beitragsfoto: AI – Idee: Siegfried Gendries
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