Omikron-Variante in drei deutschen Kläranlagen identifiziert

Auf Kläranlagen kann mittels Abwasseranalysen schon heute die gefährliche Corona-Variante nachgewiesen werden. Abwasseranalysen des Umweltdienstleisters und Kläranlagenbetreibers Veolia belegen nach Angaben des Unternehmens, dass sich die COVID-19-Omikron-Variante auch in Deutschland verbreitet. Veolia betreibt in Deutschland mehr als 120 Kläranlagen, dort wird mindestens einmal wöchentlich das Abwasser auf den Corona-Virus und dessen Varianten untersucht. Im bayerischen Franken und in eine kommunale Großkläranlage in Niedersachsen sowie in eine industriellen Kläranlage sei die Variante Omikron entdeckt worden. Das Unternehmen bietet das COVID-19-Kläranlagen-Monitoring den Kommunen als Dienstleistung an und schlägt öffentlich-private Partnerschaften vor. Ungeklärt sei noch die Kostentragung, wie Veolia auf der 3. WaterJPI-Konferenz bei der Vorstellung des Programms am 17. November 2021 in Mülheim an der Ruhr erklärte.

Omikron an drei Standorten in Deutschland festgestellt

Seit dem 6. Dezember 2021 wird auf zwölf kommunalen und industriellen Kläranlagen in Europa gezielt auch auf Spuren von Omikron gesucht. Das Ergebnis, so Veolia, sei alarmierend: Während am 6. Dezember noch keine Spuren von Omikron nachgewiesen werden konnten, war das am 13. Dezember auf allen drei Kläranlagen in Deutschland, auf denen die gefährliche Variante ins Visier genommen wird, der Fall. Auf meine Nachfrage erklärt eine Veolia-Sprecherin, dass es sich bei den Anlagen um eine kleine kommunale Kläranlage im bayerischen Franken, eine kommunale Großkläranlage in Niedersachsen und einen Industriestandort handele. Dort würden die Abwasserproben seit dem 6. Dezember auch auf die Variante Omikron geprüft. Regional gäbe es mit Blick auf die Analyseergebnisse keine Unterschiede.

Abwasser-Monitoring-Standorte in Deutschland (Ismahane Remonnay & Adèle Lazuka, VEOLIA, 3rd Water JPI Conference NOVEMBER 17, 2021 IN MÜLHEIM/RUHR)

COVID-19-Frühwarnsystem mittels Abwasseranalysen für umgehende Gegenmaßnahmen

„Unser Frühwarnsystem für Sars-CoV-2 bestätigt, dass sich Omikron in Deutschland schnell verbreitet“, sagt Dr. Matthias Staub, Prokurist und Leiter Kommunalentwicklung bei der Veolia Wasser Deutschland GmbH, und ergänzt: „Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit und Wirksamkeit der Analytik, die klinischen PCR-Tests um einige Tage voraus ist. Selbst wenn die Anzahl der festgestellten klinischen Fälle gering oder sogar gleich Null wäre, könnten die Abwasseranalysen helfen, eine weitere Ausbreitung im besten Falle einzudämmen.“

Veolia bietet den Kommunen als Dienstleistung die Möglichkeit, das anfallende Abwasser in den kommunalen Kläranlagen auf SARS-CoV-2-Spuren und Mutanten zu analysieren. Nach 3 bis 4 Tagen liegen demnach die Analyse-Daten auf einem Dashboard vor und sollen so helfen, lokale Ausbrüche frühzeitig zu erkennen. Durch dieses lokale Abwasser-Monitoring sei man in der Lage, Varianten-Hotspots frühzeitig zu ermitteln und bei den zuständigen Behörden gegenzusteuern. In weniger als zwei Wochen könne die Veolia-Lösung für das Abwasser-Monitoring auf SARS-CoV-2 samt Logistik Kläranlagenbetreibern zur Verfügung gestellt werden. Zehn kommunale Kläranlagenbetreiber in Bayern, Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen und Sachsen-Anhalt setzen inzwischen auf den Veolia Corona-Monitor als Frühwarnsystem und folgen damit der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation und der Europäischen Kommission. 

„Wer trägt die Kosten?“ fragt Veolia bei der Vorstellung des Monitorings auf der 3. Water JPI-Konferenz in Mülheim/Ruhr

Mitte November auf der Water JPI-Tagung in Mülheim an der Ruhr hatten die Veolia-Expertinnen, Ismahane Remonnay & Adèle Lazuka, unter dem Titel “Surveillance of SARS-CoV-2 RNA in Wastewaters: From a R&D program to a service offer for the authorities“ die Entwicklung des Programms vorgestellt. Es war einer der Vorträge, der in besonderer Weise das Motto „Aus der Forschung in die Praxis“ unterstrich. In dem Vortrag wurde das Veolia-Corona-Monitoring als besondere Form einer Öffentlich-Privaten Partnerschaft vorgestellt, bei dene der private Dienstleister Veolia mit den Kommunen und Gesundheitsbehörden bei der Erkennung und Eindämmung der SARS-CoV-2 Pandemie unterstützt. Demzufolge denkt der französische Konzern, dem als Partner von Kommunen auch kritisch begegnet wird, schon weiter. Die Systematik können auch auf andere Pathogene und Chemikalien im Sinne eines Infektions- und Umweltschutzsystems übertragen und weiterentwickelt werden. Wichtig sei dabei nur der Zugriff auf die Abwasserströme aus kommunalen und industriellen Kläranlagen und die Einbindung der Analysedaten in ein Netzwerk mit den Behörden. Diese könnten somit schnellstmögliche Gegenmaßnahmen treffen. Für industrielle Betreiber von Kläranlagen sei der Blick ins Abwasser auch deshalb wichtig, weil daran die Betriebstoiletten angeschlossen seien, so ließen sich auch dort schnellstmöglich SARS-CoV-2-Fälle identifizieren. Erfolgreich, wie das Beispiel der deutschen Industriekläranlage mit der Omicron-Variante, belegt.

Eine Frage, die bei der Weiterentwicklung und dem Roll-Out gestellt werden müsse, sei, so Ismahane Remonnay, die Klärung der Kostentragung. Welcher Preis solle für die Präventionsmaßnahmen gelten und wer trägt die Kosten? Ein, wie mir scheint mehr als berechtigte Frage, wenn es gelingen sollte, die Entwicklungen einzudämmen.

Weiterführende Informationen: 

Beitragsfoto: Veolia

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