Nicht genug oder doch zu viel – ein neuer Umgang mit Wasser. Angepasste Klimapolitik in Norddeutschland

Norddeutschland mit seinen ausgeprägten Küstenregionen ist zunehmend von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Neben den Folgen des Meeresspiegelanstiegs und Sturmfluten führen Extremwetterereignisse wie Starkregen bis hin zu längeren Trockenperioden zu steigenden Beeinträchtigungen und Schäden für Mensch und Umwelt sowie zu erheblichen Sachschäden in Norddeutschland. Die Betroffenheit Norddeutschlands hat den Blick auf die Ressource Wasser verändert. Im Vorfeld der Vorstellung der Nationalen Wasserstrategie des Bundesumweltministerium wurde auf der Regionalkonferenz des Bundes und der norddeutschen Länder zu den Folgen des Klimawandels am 3. Juni in Hamburg und digital darüber beraten, welchen Herausforderungen sich die Länder im Umgang mit Wasser stellen müssen. Rund 500 Teilnehmer folgten der aus der Handwerkskammer Hamburg übertragenen Veranstaltung.

Stärkung der Zusammenarbeit bei der Bewältigung der Klimawandelfolgen

Die für die Anpassung an den Klimawandel federführenden Minister und die Senatorinnen der norddeutschen Länder Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein haben in einer gemeinsamen Erklärung eine intensivere Zusammenarbeit im Hinblick auf diese Extremwetterereignisse vereinbart. Sie haben sich dafür ausgesprochen, den Umgang mit der Ressource Wasser auf den Prüfstand zu stellen und über die zukünftige Verteilung von Wasser zu beraten.

​​​​​​​Jens Kerstan, Hamburger Umweltsenator und Gastgeber der Konferenz, stellte fest: „Auch bei uns im Norden zeigt sich der Klimawandel mit realen Folgen wie Starkregen, aber auch Trockenheit und Hitze. Einerseits müssen wir dafür sorgen, Schäden an Häusern, Schienen, Straßen oder Gebäuden abzuwenden. Andererseits spielt das Regenwasser eine immer wichtigere Rolle auch zur Bewässerung. Trinkwasser ist eine wertvolle Ressource, die wir sinnvoll und umsichtig nutzen wollen. Die die Anpassung an Klimawandelfolgen und die Schaffung von Versickerungsflächen ist eine wichtige Planungsaufgabe. Mit der heute verabschiedeten gemeinsamen Erklärung machen wir deutlich, dass die Küstenbundesländer ihre Zusammenarbeit auf diesem Gebiet verstärken.

In Niedersachsen wird an der Erstellung eines Wasserversorgungskonzeptes erarbeitet. Die dortigen Wasserbedarfe infolge des Klimawandels haben Nutzungskonkurrenzen ausgelöst. Aus der Landwirtschaft ist ein explodierender Anspruch bei Wasserrechten zu vernehmen. Der Agrarsektor sieht steigenden Beregnungsbedarf. Aber das ist nicht die einzige “Baustelle” des Ministers Olaf Lies, Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz Niedersachsen, er erklärt: „Angesichts des nun für alle spürbaren Klimawandels und der Wetterextreme der letzten Jahre ist klar: Wir müssen die Klima-Resilienz unseres Landes erhöhen. Und das wird uns Geld kosten. Wenn man bedenkt, dass wir schon heute fast 62 Mio. Euro allein jedes Jahr in den Küstenschutz in Niedersachsen stecken wird schnell klar, über welche Dimensionen wir hier sprechen werden. Denn die Aufgabe umfasst alle Lebens- und Politikbereiche: vom Küstenschutz, über die Wasserversorgung bis hin zu der Frage, wie wir Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Seniorenheime und Krankenhäuser vor den zunehmenden Hitzewellen schützen. Für mich steht daher auch bei der Klimafolgeanpassung fest: Jetzt ist die Zeit für Investitionen.

In Bremen wird die SPD in dieser Woche auf dem Landesparteitag über die Zukunft der Wasserversorgung beraten. Sie will dort wasserwirtschaftlich die Weichen für den Klimawandel stellen. Dr. Maike Schaefer, Bremer Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, erklärt: „Starkregenereignisse und Dürresommer der letzten Jahre haben gezeigt, wie auch Bremen verwundbar gegenüber den Folgen des Klimawandels ist. Um den urbanen Raum auch in den kommenden Jahrzehnten lebenswert zu gestalten, ist es erforderlich die städtischen Infrastrukturen sukzessive an die veränderten Bedingungen anzupassen. Immer da wo gebaut und investiert wird, muss die zukünftige Klimaentwicklung und ihre Folgen mitgeplant werden. Gleichzeitig machen Hochwasser, Starkregen oder Dürren nicht an Landesgrenzen halt. Wenn es um Hochwasserschutz oder den Umgang mit der Ressource Wasser und dessen Verfügbarkeit geht, ist die enge überregionale Abstimmung im norddeutschen Raum besonders wichtig. Bremen arbeitet hier bereits eng mit Niedersachsen zusammen.

Die Minister haben weiterhin vereinbart, die Menschen vor Ort und die Unternehmen verstärkt in die Anpassungsprozesse mit einzubeziehen. Die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft soll vertieft werden.

Die Regionalkonferenz wird reihum von einem der fünf norddeutschen Länder ausgerichtet.

Hier der Link zu der gemeinsamen Erklärung: https://www.hamburg.de/regionalkonferenz-erklaerung/

Beitragsfoto: Gendries

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