Water of the Future – wie eine europaweite Kampagne für das Thema Wasser sensibilisiert (Gastbeitrag)


Wasser ist eine der wertvollsten Ressourcen unserer Zeit. Und doch verbrauchen wir weit mehr davon, als uns zur Verfügung steht – unbewusst und ungesehen. Ungesehen ist vor allem „virtuelles Wasser“, also Wasser, das für den Anbau, die Produktion und den Transport von Gütern verwendet wird. Virtuelles Wasser steckt in fast allem, was wir täglich nutzen. Neben dem durchschnittlichen Wasserverbrauch von etwa 120 Litern pro Person pro Tag sind auch unglaubliche 3.900 Liter Wasser in Produkten versteckt, die wir täglich nutzen. Dieses Wasser wird in anderen Teilen der Welt für unsere Produkte entnommen. Deutschland hat seinen Wasserverbrauch also zu einem großen Teil ausgelagert – häufig in Länder, in denen Wasserknappheit herrscht. Mit der Kampagne „Water of the Future“ machen gemeinnützige Organisationen und Städte aus acht europäischen Ländern auf die Themen virtuelles Wasser und Wasserfußabdruck im Zusammenhang mit der Klimakrise aufmerksam. Carolin Harscher von finep – forum für internationale entwicklung + planung – beschreibt in ihrem Gastbeitrag die Inhalte und wie sich die Bürgerschaft an der Kampagne beteiligen kann.

Wahrnehmungsdefizite in Deutschland verhindern ein breites Engagement

Uns in Deutschland wird das Problem der weltweiten Wasserknappheit jedoch nicht tagtäglich ins Bewusstsein gerufen – jederzeit und überall können wir den Wasserhahn aufdrehen und werden mit glasklarem, sauberem Trinkwasser versorgt. Umso mehr ist es den 2,2 Milliarden Menschen bewusst, die keinen ausreichenden Zugang zu Wasser haben. Fast doppelt so viele Menschen – und damit 55% der Weltbevölkerung – haben überhaupt keinen Zugang zu geschützten und hygienischen Sanitäranlagen. Insbesondere ärmere und ausgegrenzte Bevölkerungsgruppen und die ländliche Bevölkerung sind von diesem Missstand überproportional betroffen.

Die Wasserknappheit, die in vielen Weltregionen herrscht, wird durch die globale Klimakrise verschärft. Durch sie verändert sich die Verfügbarkeit von Wasser erheblich – in Qualität und Menge. Im Gegensatz zu Dürren, die sich durch die Klimakrise verschärfen, kommt es auch häufiger zu Fluten. Beide Extreme geschehen bereits heute, nicht nur in weit entfernten Ländern, sondern auch in Europa – Dürren unter anderem in südeuropäischen Ländern und auch in Teilen Deutschlands oder Starkregenereignisse wie im Sommer 2021 in Westdeutschland – und werden in den nächsten Jahrzehnten zunehmen.

Water of the Future soll insbesondere junge Menschen sensibilisieren und zur Mitwirkung animieren

Mit der Kampagne Water of the Future machen gemeinnützige Organisationen und Städte aus acht europäischen Ländern auf die Themen virtuelles Wasser und Wasserfußabdruck im Zusammenhang mit der Klimakrise aufmerksam. Mit dabei sind die Länder Deutschland, Portugal, Spanien, Niederlande, Irland, Italien, Polen, Rumänien sowie Kap Verde. In Deutschland setzen das forum für internationale entwicklung + planung (finep e.V.) und die Stadt Dornstadt in Baden-Württemberg das Projekt um. In diesem Zusammenhang fördern sie das Engagement und die Beteiligung junger Menschen an lokalen klimapolitischen Entscheidungen. Außerdem werden Angebote für kommunale Entscheidungsträger*innen geschaffen, denn Kommunen spielen eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung der Ursachen und Folgen der Klimakrise.

Um insbesondere junge Menschen zu motivieren, sich selbst für das Thema Wasser einzusetzen und ihr lokales Umfeld für die damit einhergehenden Themenkonflikte zu sensibilisieren, hat finep im Rahmen der Kampagne verschiedene verleihbare Materialien entwickelt: Toolboxen mit Aktionsmaterialien rund um die Themen Wasser-Fußabdruck und virtuelles Wasser können von jungen Menschen und Gruppen kostenlos bei finep ausgeliehen werden, um damit öffentlichkeitswirksame Aktionen umzusetzen und für die Themen zu sensibilisieren. Die Materialien sind so gestaltet, dass sie verschiedene Zugänge zum Thema ermöglichen: Spielen, Hören, Lesen, Erfassen, Sitzen, und Fotografieren. So zeigt etwa das altbekannte Glücksradspiel in Form eines Kreisdiagramms den Anteil der Weltbevölkerung, der 2040 unter Wasserstress leiden wird. In einem auf Sitzwürfeln präsentierten Podcast spricht finep mit Menschen aus verschiedenen Regionen der Welt über die Rolle, die Wasser in ihrem Leben spielt. Über einen aufgedruckten QR-Code können die Besuchenden auf den Podcast zugreifen. Links zu den Folgen gibt es auch unter www.finep.org/wasserkontakt. Der Morgenkurier, eine überdimensionale Bodenzeitung, lädt zum Lesen von möglichen Wassernachrichten, aus den Bereichen Gesellschaft, Sport und Politik, in 20 Jahren ein. Veranstaltungsformate wie Poetry-Slams, Flash Mobs, virtuelle Stadtrundgänge oder (Floh-) Märkte können ein Rahmenprogramm für die Tools darstellen.

Sitzwürfel präsentieren mehrere Folgen des Podcasts „Wasserkontakt“ und laden zum Innehalten ein. Foto: Carolin Harscher / finep

Neben der Toolbox kann ab April 2022 auch eine mobile Ausstellung bei finep ausgeliehen werden. Sie zeigt den dringenden Handlungsbedarf beim Thema Wasser auf und präsentiert gleichzeitig zukunftsfähige Lösungen für einen nachhaltigen Umgang mit der wertvollen Ressource. An manchen Orten sind es uralte traditionelle Methoden des Wassermanagements, die heute wieder aktiviert werden (könnten), um lange Trockenperioden zu überbrücken. Das Aufgreifen von Grundsätzen und Kreisläufen der Natur für Bauprojekte oder für die lokale Speicherung von Wasser bietet ebenso viele Anknüpfungspunkte. Ganz im Gegensatz dazu bringen auch die Digitalisierung und Big Data zahlreiche Chancen mit sich, Wassermanagement in verschiedenen Bereichen effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Die in der Ausstellung gesammelten Beispiele wollen den Besuchenden Hoffnung machen und sie motivieren, sich persönlich – in welchem Bereich auch immer – für einen nachhaltigeren Umgang mit Wasser einzusetzen.

Für die Ausstellung und die Toolbox stehen Fördermittel der EU bereit, mit denen die Reichweite der Aktionen und Veranstaltungen vergrößert werden kann. Aktuell läuft eine Ausschreibung, mit der finep Aktionen, bei denen die Toolbox zum Einsatz kommt, mit bis zu 1.000 Euro finanziell unterstützt. Interessierte können sich bis 25. März 2022 mit Aktionsideen bewerben.

Die überdimensionale Zeitung „Morgenkurier“ berichtet über Wassernachrichten aus dem Jahr 2040. Foto: Carolin Harscher / finep

Auch auf dem instagram-Kanal von finep werden Geschichten aus Ländern des Globalen Südens sichtbar, die die globalen Zusammenhänge der Wasserknappheit aufzeigen. Neben Beiträgen in sozialen Netzwerken werden ab März 2022 ein Fernsehspot in allen teilnehmenden Ländern sowie eine europaweite Website auf das Thema der Wasserknappheit aufmerksam machen.

Die Kampagne wird gefördert durch das Programm für Entwicklungspolitische Bildung und Öffentlichkeitsarbeit (DEAR) der Europäischen Union (dearprogramme.eu), sowie in Deutschland durch das Staatsministerium Baden-Württemberg und durch die Deutsche Postcode Lotterie.

Kontakt: Carolin Harscher

f i n e p forum für internationale entwicklung + planung

Plochinger Str. 6, D-73730 Esslingen
Tel. +49-711/ 93 27 68- 71
Fax +49-711/ 93 27 68- 99
carolin.harscher@finep.org
www.finep.org


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