Ist der Wassernotstand an der portugiesischen Algarve noch zu verhindern?

An der Algarve im Süden Portugals droht ein Wassernotstand. Seit Monaten leidet die Algarve im Süden Portugals unter anhaltender Trockenheit. Auch die Trinkwasserversorgung ist gefährdet. Touristen und Landwirtschaft sind auf das Wasser angewiesen. Die Regierung reagiert mit einem Notfallplan. Wassersparen wird verordnet. Aber die Ziele scheinen nicht ambitioniert genug und die Kontrollen unzureichend. Ein Großteil des Wassers geht bereits seit Jahren durch Leckagen und ineffiziente Bewässerung verloren. Landwirtschaft und Tourismussektor gehen jetzt schon auf Konfrontation.

Diese Bestandsaufnahme der Wasserkrise und ihre Gründe begründet Zweifel daran, dass die Regierung den drohenden Wassernotstand noch verhindern kann. Wer jetzt seinen diesjährigen Sommerurlaub an der Algarve bucht, sollte sich vielleicht darauf einstellen.

Wasserversorgung steht vor einem Notstand

Die Wasserreservoirs an der Algarve sind im Durchschnitt nur zu 25 % gefüllt, wobei einige nur Füllstände in Höhe von 8 % bis 15 % aufweisen. „Die Algarve-Stauseen befinden sich auf dem niedrigsten Stand aller Zeiten. Wenn nichts in Bezug auf die Mäßigung auf der Konsumseite getan würde, würden wir Ende 2024 ohne Wasser für die öffentliche Versorgung erreichen„, mit diesen Worten kündigte Portugals Minister für Umwelt und Klimaschutz, Duarte Cordeiro, vor wenigen Tagen Wassersparverordnungen an. „Wenn es dieses Jahr genauso regnet wie im schlimmsten der letzten Jahre, haben wir derzeit nur bis Ende August Wasser, präzisierte António Miguel Pina, Chef der Kommunalen Wasserversorger an der Algarve, die bedrohliche Lage. Das erinnert an den im Jahr 2018 drohenden „Day Zero“ in Kapstadt (Details hierzu siehe „Weiterführendes“).

Angesichts der höchst dramatischen Lage in der bei Touristen sehr beliebten Algarve-Region im Süden Portugals hat die Regierung eine Drosselung des Wasserverbrauchs angeordnet. So wird es Kürzungen der Wasserversorgung um 25 % in der Landwirtschaft und um 15 % in der kommunalen Trinkwasserversorgung geben. Ausdrücklich erwähnt sind auch die Tourismusgebiete, die ebenfalls ihren Verbrauch im Vergleich zum Vorjahr um 15 % reduzieren müssen.

Ursprünglich waren für die Landwirtschaft an der Algarve sogar tatsächlich Kürzungen um 70 % vorgesehen. Aber dagegen hatten sich die Interessenvertreter des Agrar- und Bewässerungssektors erfolgreich gewehrt. Ungeachtet dessen sollen für Teile der Landwirtschaft in Abhängigkeit der lokalen Grundwasservorräte und Füllstande höhere Reduzierungen von bis zu 50 % im Vergleich zur Entnahme des Vorjahres vorgegeben werden. Ausgeglichen werden sollen diese Reduzierungen durch Transporte aus wasserreicheren Regionen und durch WaterReuse.

Fehlende Planung und große Verschwendung beim Avocado-Anbau

Viele Experten sind sich einig, dass die industrielle Landwirtschaft Portugals der Hauptschuldige ist. Sie setze auf die falschen Pflanzen und verbrauche aufgrund veralteter Bewässerungsmethoden zu viel Wasser. Ungeachtet der Knappheit beanspruche das Wachstum der landwirtschaftlichen Flächen und die zunehmende Intensivlandwirtschaft immer mehr Wasser. Immer noch würden viele Brunnen umgenehmigt gebohrt und Wasserentnahmen ohne Genehmigung angelegt. Ein nachhaltiges Wassermanagement sei so nicht möglich, lautet die Kritik von Naturschützern.

Das Beispiel der Avocado-Frucht mag das verdeutlichen. Wer sich „smart“ ernährt oder Smoothies liebt, kommt an der Avocado nicht vorbei. Der deutsche Markt importiert etwa 110.000 Tonnen jährlich. Umgerechnet sind das 1,3 Kilogramm je Bundesbürger. Portugal ist das zweitgrößte europäische Anbauland. Aber die immer beliebter werdende Frucht hat einen dramatischen Wasserfussabdruck. Für ein Kilogramm Avocados werden durchschnittlich 1.000 bis 1.500 Liter Wasser benötigt. Zwar wird zunehmend auch die wassersparende Tröpfchenbewässerung eingesetzt, aber noch steigen die Wasserverbräuche an. Die Avocado wird als das „grüne Gold“ bezeichnet. Die zu erzielenden Preise liegen mehr als viermal so hoch, wie die für Orangen, die traditionellen Früchte der Algarve.

Portugal ist nach Spanien der zweitgrößte Avocado-Produzent in der EU. In den letzten zehn Jahren hat sich das Gebiet für den Anbau in Südportugal verdoppelt. Das Wachstum ist so groß, dass die aktuelle Ausdehnung der Anbauflächen siebenmal größer ist als vor dreißig Jahren. Allein in der Zeit von 2018 bis 2021 haben sich die Flächen verdoppelt. Diese schnelle Expansion findet trotz der schweren Dürrebedingungen statt, die die Regionen Algarve und Alentejo seit mehreren Jahren plagen.

Bild von Steve Buissinne auf Pixabay

Der größte Avocado-Betrieb Portugals, Global Avocado, hat seine Anbauflächen ausgerechnet an der Algarve. Auch er will weiter wachsen. „In den kommenden Jahren werden wir voraussichtlich 4,5 Millionen Kilo Avocado ernten und in drei bis vier Jahren werden es wahrscheinlich über 10 Millionen Kilo sein.“ – In wenigen Jahren werden nur von einem Anbau-Betrieb 10 bis 15 Millionen Kubikmeter Wasser allein nur für Avocados an der Algarve benötigt. Mit seiner Wachstumsstrategie mag er die Begründung liefern, weshalb der Wasserverbrauch rapide steigt und der Staat eingreifen muss.

Landwirtschaft warnt vor massiven Ertragseinbussen, wenn weniger Wasser verfügbar sein wird

Die Landwirtschaft hat bereits am Tag nach der Verkündigung auf die dramatischen Folgen für die Ernteerträge hingewiesen. Die geplanten Wasserkürzungen für die Landwirtschaft an der Algarve würden die Produktion von 95.000 Tonnen Obst bedrohen. Die drohenden Verluste bezifferte die Algarve Commission for Hydroagricultural Sustainability auf 130 Millionen Euro bis zum Jahr 2025. Auch seien rund 1.000 Arbeitsplätze allein in der Avocado- und Rotfruchtproduktion gefährdet, warnte die kürzlich gegründete Kommission, in der 120 Erzeuger, Landwirte und Bewässerungsverbände an der Algarve zusammengeschlossen sind. „Mit den von der Regierung angekündigten neuen Maßnahmen werden die Bewässerungsmengen im Osten der Algarve um 72 % und die im Westen um 65 % bis 100 % gekürzt„, heißt es. Man sei nicht gegen Maßnahmen zur Einsparung von Wasserreserven. Es sei aber ein offensichtliches Problem, für das es seit Jahrzehnten keine Lösungen gäbe. Die Landwirtschaft dürfe nicht länger als das „Stiefkind der Wirtschaft der Algarve“ angesehen werden, zumal die Gemeinden Millionen Kubikmeter Wasserverluste aus den Versorgungsnetzen verschwenden würden, wehren sich die kritisierten Landwirtschaftsvertreter lautstark.

Nationale Wasserpläne und -Effizienzprogramme verfehlen die Ziele – selbstverschuldet wie es scheint

Vielleicht haben sie nicht einmal Unrecht. Dabei sind sie aber wieder auch Teil des Problems. Es ist nicht so, dass Portugal auf die anhaltenden Trockenheiten nicht reagiert hätte. Bei der Umweltbehörde finden sich zahlreiche Nationale Wasserpläne und Wassereffizienzprogramme. Auch einer für die Algarve. Den Bestandsaufnahmen folgen die üblichen zahlreiche Willensbekundungen, Ziele und Maßnahmen. Leider ohne sichtbaren Erfolg. Man wollte etwas erreichen. „Wassersparen“, „Wassereffizienz“ und „Beseitigung der Wasserverluste“ sind dort an vielen Stellen zu finden. Der Blick auf die Ergebnisse vermittelt einen Eindruck wo das Problem liegen mag. Die gesetzten Ziele werden nicht erreicht. Es scheint an Kontrollen und Sanktionen zu fehlen. Das bestätigen nicht nur nur Umweltschützer und Wissenschaftler, sondern auch die Nationale Wasserbehörde (APA) selbst.

Die APA zeigt die Unzulänglichkeiten auf. Demnach wurde das Nationale Programm für die effiziente Wassernutzung (Programa Nacional para o Uso Eficiente da Água – PNUEA) wurde 2000/2001 aufgelegt. In den folgenden vier Jahren bis 2005 wurden Maßnahmenpläne und technische Grundlagen zu dessen Umsetzung entwickelt. Mitte 2005 wurde der Wassereffizienzplan durch die Resolution des Ministerrates Nr.º 113/2005 in Kraft gesetzt. Im Anschluss daran wurde eine Ausführungsstrategie definiert. das Problem aber war, dass es keine koordinierte Steuerung, Kontrolle und Sanktionierung gab. Sieben Jahre später, 2012, wurde das Nationale Programm für die effiziente Wassernutzung mit einem Plan für 2012-2020 „reaktiviert“ und mit angepaßten Maßnahmen ausgestattet. Das Monitoring übernahm eine eigens eingerichtete Implementierungs- und Überwachungskommission (Comissão de Implementação e Acompanhamento – CIA) mit aktiver Vertretung und Beteiligung der am stärksten wasserverbrauchenden Sektoren (Stadt, Landwirtschaft und Industrie). Schaut man aber auf die erreichten Ziele, dann blieben die Erfolge schon unter dem damaligen Status Quo hinter den Erfordernissen zurück. Aber die Situation bei dem Wasserdargebot und den Wasserentnahmen hat sich mittlerweile massiv verschärft.

Die Landwirtschaft beansprucht fast 60 Prozent des Wassers

Die „Verteilung der Wassernutzungen an der Algarve“ zeigt, dass die Landwirtschaft mit 134 Millionen Kubikmeter jährlich, das sind rd. 57 % des Gesamtverbrauchs der Region, das „größte Stück vom stetig schrumpfenden Wasserkuchen“ für sich beansprucht. Da die Wasserverluste in den Transport- und Verteilanlagen der Bewässerungssysteme mit bis zu 40 % sehr hoch sind und die Beregnung auch zu Tageszeiten erfolgt, in denen durch Verdunstung viel Wasser verloren geht, sieht der Regionale Wassereffizienzplan für die Algarve (PLANO REGIONAL DE EFICIÊNCIA HÍDRICA REGIÃO DO ALGARVE) hier erhebliche Optimierungspotenziale.

Ähnlich verhält es sich bei den kommunalen Wasserversorgungen. Zwar entfallen auf den urbanen Bereich mit seinen rund 500.000 Einwohnern, den Gewerbebetrieben sowie die jährlich rund 10 Millionen Touristen mit rund 80 Millionen Kubikmetern „nur“ 34 % des regionalen Gesamtwasserverbrauchs, aber bezogen auf die Größe der Nutzergruppe erscheinen diese Verbräuche immer noch sehr hoch. Das liegt daran, dass neben Privathaushalten und Gewerbebetrieben nicht nur die Hotels und Apartments, sondern insbesondere auch die zahlreichen Freizeitanlagen mit typischerweise hohen Wasserverbräuchen von Spaßbädern und Freizeitparks dieser Gruppe zugerechnet werden müssen. Wie sich der Tourismus auswirkt, belegt auch der Vergleich zwischen der Ferienregion Albufeira, die umgerechnet auf stattliche 748 Liter Wasserverbrauch pro Einwohner täglich kommt, und der eher städtisch geprägten Region Faro, bei der dieser Wert bei „nur“ 260 Litern täglich liegt. Immer noch sehr hoch, verglichen mit rund 125 Litern in Deutschland.

Ein weiterer Erklärungstatbestand kommt hinzu, der das Dilemma der Region beim Wasser erklären mag. Den Daten des Regionalen Effizienzplans ist zu entnehmen, dass die Mehrheit der Kommunen an der Algarve das im Jahr 2000 vom Nationalen Wassereffienzplan gesetzte Ziel, die Wasserverluste auf 20% (!!!) zu begrenzen, deutlich verfehlt hat. So gehen in Silves 43 %, in Albufeira 13 % und in Lagos 25 % des Wassers in den Leitungsnetzen verloren. Gerade mal sieben von 16 Kommunen bleiben unter 20% Wasserverluste und erreichen den schon sehr dürftigen Zielwert. Faro und Tavira sind mit jeweils 13 % die Kommunen mit den „geringsten“ Wasserverlustraten. Zum Vergleich: hierzulande sind es etwa 7 %, wobei es auch in Deutschland Versorgungsregionen mit zweistelligen Verlusten gibt, aber so bedrohlich wie and er Algarve ist Wasserknappheit hier bekanntlich nicht. Zu den Wasserverlusten kommen noch beträchtliche Mengen, die in Folge von Wasserdiebstahl nicht bezahlt werden. Hierbei werden Zähler manipuliert oder Wasserleitungen „angezapft“.

Wasserverwendungen und die Nutzerguppen an der Algarve
(Q: Bases do Plano Regional de Eficiência Hídrica REGIÃO DO ALGARVE, 2020)

39 Golfplätze verbrauchen etwa 6 % des gesamten Wassers an der Algarve

Die Algarve hat als touristische Region nicht nur Freizeitbäder, sondern auch Golfplätze zu bieten. Noch greifen die meisten dieser Anlagen für die Bewässerung auf Grund- oder Oberflächenwasser zurück. Der Verbrauch, den die Statistik mit 15 Millionen Kubikmeter jährlich beziffert, entspricht etwa einem Fünftel dessen, was für den städtischen Raum benötigt wird. Laut PortugalGolf gibt es an der Algarve 39 Golfplätze. Auf vier Golfplätzen würden derzeit Wassereffizienzsysteme betrieben, bis 2027 soll diese Zahl auf 12 und 2030 auf 32 ansteigen.

Angesichts dieser schleppenden Maßnahmen zur Reduzierung des Wasserverbrauchs entzündet sich an dem Golfsport in der trockenen Region im Süden Portugals massive Kritik von Seiten der Naturschutzverbände. Der Grund wird deutlich, wenn die Bewässerungsmengen ins Verhältnis zu dem urbanen Verbrauch gesetzt wird. Da beanspruchen die 39 Golfplätze 15 Millionen Kubikmeter Wasser für die Beregnung der Grünflächen und Befüllen der Teiche, während 80 Millionen Kubikmeter für die Trinkwasserversorgung der 500.000 Bewohner der Algarve, der jährlich 10 Millionen Touristen und der unzähligen Gewerbebetriebe benötigt werden. Da ist es schon verwunderlich, dass die Wassermengenregulierung den Golfplätzen derart viel Zeit für die Umstellung auf effizientere Systeme zu lassen scheint.

Foto: Gendries

Notfallplan für die Algarve mit neuen Regelungen jetzt in Vorbereitung

Angesichts der nunmehr seit mehreren Jahren anhaltenden Trockenheit hat die portugiesische Regierung die „Reißleine“ gezogen. Kritikern zufolge hat der portugiesische Staat die Misere mit zu verantworten. nach den gescheiterten Plänen der vergangenen Jahre, hatte die Regierung begonnen, den Strategischen Plan für die Wasserversorgung und das Abwasser- und Regenwassermanagement 2030 (Plano Estratégico para o Abastecimento de Água e Gestão de Águas Residuais e Pluviais 2030 – PENSAARP 2030) zu erarbeiten. Über 70 Einzelmaßnahmen sind darin enthalten. Aber der Klimawandel ist schneller.

Für die Algarve kommt jetzt der Notfallplan. In der Algarve wurden schon 2023 über 30 Anträge zur Verringerung der Verluste in der städtischen Wasserversorgung mit einem Investitionsvolumen von 200 Millionen Euro eingereicht, Zweidrittel sind bereits genehmigt worden. Die 2023 beschlossenen strukturellen Maßnahmen befinden sich jetzt in Vorbereitung. Zu spät, wie man meinen mag. Ihre Umsetzung wird aber noch auf sich warten lassen werden, weil die Planungsprozesse erst angelaufen sind. Hierzulande wissen die Wasserversorger ein Lied davon singen, wie lange es dauert von der Beschlussfassung einer Maßnahme bis zu deren Umsetzung. Bis dahin wird wohl noch viel Trinkwasser durch die maroden Netze der Algarve-Region verloren gehen.

Hier ein paar Beispiele für die Maßnahmen:

  • Bau einer Entsalzungsanlage in Albufeira mit einer Aufbereitungskapazität von 16 Millionen Kubikmeter im Jahr, die in einer zweiten Phase auf 24 Millionen Kubikmeter erhöht werden könnte;
  • Erhöhte Zuflüsse zur Odeleite-Talsperre mit zusätzlichen 30 Millionen Kubikmetern;
  • Erhöhung der nutzbaren Kapazität des Odelouca-Damms durch Absenkung des Wasserspiegels im Einzugsgebiet;
  • Verstärkung des Verbunds des öffentlichen Versorgungssystems Barlavento/Sotavento;
  • Verbesserte Verfügbarkeit von Wasser zur Wiederverwendung für die Bewässerung von Golfplätzen und die Landwirtschaft (WaterReuse);
  • Verringerung der Wasserverluste im städtischen Bereich und in der Landwirtschaft.

Wie sind die Aussichten für das Wasserdrama an der Algarve?

Alles klingt auf den ersten Blick nach hartem Durchgreifen, nach wirksamen Maßnahmen. Viele Programme, wenig Erfolg. Das Problem liegt nicht bei den Maßnahmen, sondern in der Umsetzung und der Governance. Wenn die Regierung nicht konsequent kontrolliert, steuert und sanktioniert, dann werden die Erfolge wieder ausbleiben und die Algarve letztendlich „auf dem Trockenen stehen“. Denn schaut man genauer hin, dann sind die meisten Projekte erst noch in Planung oder es laufen Umweltverträglichkeitsprüfungen. Von Finanzierungen oder Baumaßnahmen liest man in den zur Verfügung stehenden Quellen allerdings noch nichts.

Nur wenige Tage nach der Verlautbarung des Ministers gab es einen ersten Rückschlag für die geplante Meerwasserentsalzungsanlage in Albufeira. Unter der Überschrift „Algarve desalination plant project faces major setback“ berichtete eine portugiesische Zeitung, dass der Eigentümer der Grundstücksflächen für den Bau der Anlage seine Kaufpreisforderungen verdoppelt hat. Wie sich zu zeigen scheint, hat der Notstand nicht nur Verlierer.

Wenn die Zuflüsse zu den Staudämmen erhöht werden, verspricht dies zwar letztendlich eine Sicherung der Trinkwasservorräte, anderseits werden davon die Zu- und Abflüsse in die natürlichen Lebensräume reduziert und somit die Trockenheit in deren Einzugsgebieten forciert.

Ob die Landwirtschaft, die mit der Reduzierung des Einsparziels von 70 auf 25 % schon vor der Abschlusserklärung des Ministers mit ihrer ersten Intervention erfolgreich war, die neuen Vorgaben wirklich beachtet oder einfach so weiter macht wie bisher, wird sich zeigen. Zweifel sind jedenfalls angebracht, dass die Landwirtschaft tatsächlich zum Wassersparen gebracht werden kann. Dafür erscheinen die Akteure zu einflussreich. Am Ende wird es ehedem die kleinen Landwirte treffen. Die großen und einflussreichen Unternehmen werden ihre Wachstumsstrategien konsequent fortsetzen. Das haben sie ja auch bisher getan, denn die Trockenheiten sind ja kein aktuelles Phänomen der Algarve.

Behörden und Politik scheinen untätig zugeschaut zu haben

Es ist schon erschreckend mit anzuschauen, wie träge die portugiesische Regierung reagiert. Angesichts der Tatsache, dass von einer historischen Dürre die Rede ist, hätte man andere Vorgaben erwartet. Da waren die Maßnahmen in Kapstadt beim drohenden „Day Zero“ oder in Kalifornien schon von einem anderen Kaliber. Dort hatten die Regierungen zu Wassersperren und Rationierungen gegriffen, um den drohenden Wassernotstand abzuwenden. Wenn man jetzt hört, was die portugiesische Regierung angesichts dieser drohenden Wasserkatastrophe endlich plant und wie wenig erfolgreich sie sich gegen die von den angekündigten Sparanordnungen betroffenen Interessengruppen zu Wehr setzen kann, dürften Zweifel berechtigt sein, dass Portugal die Probleme wirklich in den Griff bekommen wird.

Die Verteilungskämpfe um die knapper werdenden Wasserressourcen sind jedenfalls schon voll im Gange. Da stehen sich am Ende zwei mächtige Wirtschaftssektoren in ehedem schon strukturschwachen Algarve gegenüber: die Landwirtschaft und der Tourismussektor. Beide aber brauchen das Wasser. Wenn die Trockenheit voranschreitet und das Wasser ausbleibt, dann werden beide massiv darunter leiden. Es dürfte also nicht nur heiß, sondern auch hitzig werden an der Algarve.

Quellen / Weiterführendes

Beitragsfoto: Regueira dos Barcos, Fuseta, Algarve (Portugal) (c) Gendries

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