„Gutes Wasser – Klare Preise“ – Transparenzinitiative der Wasserwirtschaft in Rheinland-Pfalz

„Gutes Wasser – Klare Preise“! Unter diesem Motto haben sich 134 kommunale Wasserversorger aus Rheinland-Pfalz freiwillig einem Leistungsvergleich gestellt und einen beispielhaften Beitrag zur Preistransparenz geleistet. Den Abschlussbericht des Landesprojekts hat Umweltstaatssekretär Thomas Griese am Dienstag, den 15.9.2015, in Mainz vorgestellt. „Die kommunalen Wasserversorger in Rheinland-Pfalz sind gut aufgestellt. Die hohe Teilnahme am Benchmarking belegt das große Interesse der Kommunen an einer kontinuierlichen Verbesserung ihrer Leistungen bei der Daseinsvorsorge im Bereich Wasser und Abwasser“, sagte Griese.

Im Vorfeld der Veranstaltung hatten alle teilnehmenden Unternehmen bereits einen ausführlichen Bericht erhalten, der ihre technischen und wirtschaftlichen Leistungen objektiv einordnet und konkrete Verbesserungspotenziale aufzeigt. Griese wies darauf hin, dass die gemeinsam mit den Verbänden vereinbarte Preis- und Gebührentransparenz bundesweit vorbildlich ist. „Ab heute finden die Bürgerinnen und Bürger im Internet einheitliche Preis- und Tarifinformationen zur Höhe und Zusammensetzung der Wasser- und Abwasserpreise von allen teilnehmenden Unternehmen“, so der Staatssekretär.

Wasserpreise in den Städten sind günstiger als in ländlichen Regionen

Einfache Wasserentgeltvergleiche, die nur Grund- und Mengenpreise gegenüberstellen, führen zwangsläufig zu falschen Ergebnissen, weil sich die verschiedenen Grundpreise ganz unterschiedlich in den tatsächlichen Kostenbelastungen eines Haushalts niederschlagen. Deshalb werden Musterhaushalte gebildet. So auch in den individuellen „Tarif- und Preisinformationsblättern“ (PTIB) der Versorger in Rheinland-Pfalz. Zugrunde gelegt werden dabei vier übliche und vorherrschende Wohnsituationen. Alle Musterhaushalte unterstellen zur besseren Vergleichbarkeit einen Durchschnittsverbrauch von 96 Liter je Einwohner und Tag bzw. einen angesetzten Schmutzwasseranfall von 35 Kubikmeter je Einwohner und Jahr bei Abwasser. Damit liegen die Verbrauchswerte unter dem Landesdurchschnitt von 119 Litern, bilden damit aber den tatsächlichen Verbrauch in den privaten Haushalten deutlich realistischer ab, weil das „Kleingewerbe“ nicht hineingerechnet wird.

Musterhaushalt
Beispiel: Musterhaushalt – Zweiköpfige Familie

Für den Bereich der Wasserversorgung in Rheinland-Pfalz ergeben sich für die vier Musterhaushalte die nachfolgenden Mittelwerte der jährlichen Belastung:

  • Zweiköpfige Familie in einem Einfamilienhaus: 214,- EUR
  • Vierköpfige Familie in einem Einfamilienhaus: 344,50 EUR
    (siehe Abbildung rechts; Quelle Abschlussbericht Rheinl.-Pfalz)
  • Dreiköpfige Familie in einem Mehrfamilienhaus: 205,50 EUR
  • Single-Haushalt in einem Mehrfamilienhaus: 72,- EUR
Spannbreiten der Jahreskosten für Musterhaushalte für Trinkwasser
Spannbreiten der Musterhaushalte-Jahreskosten

Für den Landesvergleich werden für jeden der einzelnen Musterhaushalte Spannweiten vom Mindest- bis zum Maximalwert gebildet. Diese Spannweiten sind teilweise sehr erheblich. So zahlt man als Einfamilienhaushalt beim „teuersten“ Versorger mehr als dreimal so viel wie beim günstigsten. Aber wie allen Preisvergleichen in der Wasserwirtschaft werden auch hier einfache Preisvergleich in die Irre führen müssen, denn die Ausgangsbedingungen sind gerade in diesem Bundesland mit beträchtlichen topografischen und siedlungsstrukturellen Besonderheiten sehr unterschiedlich. Dabei zeigt sich, dass die aus der Wasserversorgung resultierende Kostenbelastung der Haushalte mit zunehmender Besiedlungsdichte abnimmt. Somit sind in den Städten die Wasserpreise günstiger. Wenn dies bei einem „einfachen“ Preisvergleich so nicht sichtbar wird, dann liegt das daran, dass viele kleine Versorger im nennenswerten Umfang Fördermittel der öffentlichen Hand erhalten haben, um ihre Investitionen zu tätigen und um „vertretbare Wasserpreise zu gewährleisten“, wie es im Abschlussbericht heißt.

Tarif- und Preisinformationsblätter schaffen Transparenz für die Verbraucher

Die Verbraucher können jetzt die Kosten und die Kostenstruktur ihres Wasserversorgers mit denen anderer Versorger vergleichen. Jeder Teilnehmer gibt seine individuellen Werte in seinem Tarif- und Preisinformationsblätter im Detail an, indem er

  1. die Kosten für die Musterhaushalte und vergleicht die mit den Werten auf Landesebene und
  2. seine individuelle Struktur seiner Kosten im Vergleich zur Struktur auf Landesebene

beziffert. Die Abweichungen und deren Gründe kann er im Einzelnen erläutern (zum Beispiel zusätzliche Kosten durch die gegebene Topografie, Druckzonen, teilweise verunreinigtes Grundwasser u.a. durch US-Streitkräfte usw.). Auch kann seine Leistungen für die Region zusätzlich darstellen. So kann jeder Verbraucher den Wert für sich und seine Kommune abschätzen. Diese Vorgehensweise ähnelt sehr stark der Kundenbilanz die vom BDEW entwickelt worden ist. Hier geht es zu den Einzelberichten der Versorger: klick hier!

Auch in Rheinland-Pfalz werden die Versorger auf höhere Grund- oder Systempreise umstellen müssen

Bildschirmfoto 2015-09-15 um 20.41.32Die Versorger in Rheinland-Pfalz unterscheiden sich natürlich nicht von ihren Branchenpartnern in anderen Bundesländern. Auch im Südwesten Deutschlands verursacht die Vorhaltung der Ver- und Entsorgungssysteme erhebliche verbrauchsunabhängige Aufwendungen. Die Fixkosten betragen in der Wasserversorgung rund 71 Prozent, während die verbrauchsunabhängigen fixen Erlöse nur 27 Prozent erreichen. In der Abwasserbeseitigung ist das Verhältnis bei 77 zu 42 Prozent etwas ausgeglichener. In jedem Fall werden angesichts der Investitionserfordernisse und Mengenrückgänge die Versorger nicht umhin kommen, ihre Entgeltstrukturen anzupassen in dem sie die festen Entgeltbestandteile erhöhen. Denn da im Zeitraum von 2004 bis 2010 die Abnahmemenge der Haushalte um ca. 6 Prozent auf 119 Liter je Einwohner und Tag gesunken ist, können insbesondere Versorger mit hohen Mengenpreisanteilen auf die Umsatzrückgänge nicht reagieren. Angesichts der 71-prozentigen Fixkostenanteile sinkt die Kostendeckung von Jahr zu Jahr.

Das rheinland-pfälzische Benchmarking bietet den Versorgern eine verlässliche und aussagekräftige Datenbasis für die kontinuierliche Weiterentwicklung und Effizienzsteigerung. Den Kunden bietet die damit verbundene Transparenz den Vorteil der Belastungsvergleiche mit anderen Versorgungsregionen und einen Einblick in die Kostenstruktur und die dazugehörigen Kosteneinflussgrößen des eigenen Versorgers.

Es ist eigentlich bedauerlich, dass die rheinland-pfälzische Transparenzinitiative in so wenig Aufmerksamkeit in den Medien erzeugt. In jedem Fall bietet sie anderen Bundesländern, die es bisher weder geschafft haben, ihre Versorgerlandschaft zum Benchmarking zu bewegen geschweige denn eine solche Transparenz zu bieten, ein nachahmenswertes Vorbild.

Den Abschlussbericht finden Sie hier

Die Grafiken und Abbildungen sind dem Abschlussbericht entnommen worden.

Projektberater ist aquabench GmbH, Frankfurter Straße 520, 51145 Köln

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