Giftige Jeans – Die dunkle Seite der türkischen Textilindustrie  | TV-Tipp

Die meisten Firmen färben Jeans mittlerweile mit giftigen Chemikalien. Schutzmaßnahmen sind selten. Chemikalien bedrohen nicht nur die Gesundheit der Arbeiter, sondern auch die Umwelt. Die Abwässer aus der Herstellung der begehrten Stone-Washed-Jeans landen in den Flüssen – so in der Türkei.

Das TV-Magazin MAKRO des Senders 3SAT berichtet jeden Dienstagabend aus dem globalen Wirtschaftsdschungel. Mit Blick für den Menschen und fürs Detail und immer auch für die globalen Zusammenhänge, wie es heißt. Für die Sendung „Giftige Jeans – Die dunkle Seite der türkischen Textilindustrie“ vom 21.6.2022 hatte sich MAKRO den Jeans-Dschungel in der Türkei vorgenommen. Diesen werden vermutlich nur wenige Konsumenten kennen. Dass die dortigen Produktionspraktiken nicht nur zu Lasten der Gesundheit der MitarbeiterInnen gehen, sondern mit ihren Rückständen auch die Gewässer verseuchen, dürfte noch weitaus weniger bekannt sein. Gut, dass MAKRO das Thema aufgreift.

Die Türkei gehört zu den größten Textil-Exporteuren weltweit. Die Kleidung entsteht in hochmodernen, scheinbar vorbildlichen Fabriken. Die Realität dahinter sieht aber anders aus. Viele Textilarbeiterinnen und -arbeiter arbeiten in Kellerwerkstätten schwarz, 12 Stunden am Tag und sind dabei den gefährlichen Chemikalien schutzlos ausgeliefert. Viele internationale Modemarken ignorieren dem Bericht zufolge diese Zustände. Obwohl sie eigentlich durch neue Lieferkettengesetze zur Rechenschaft gezogen werden könnten. Der Protagonist in dem Beitrag, selber früher Arbeiter in einer solchen Fabrik und dadurch scher lungenkrank, will beweisen, dass nachhaltige Textilproduktion in der Türkei möglich ist – und hat dafür seine eigene Jeansmarke gegründet.

Um einen Eindruck zu bekommen, welche Folgen die Verwendung von Chemikalien, allem voran das für das Bleichen der Jeans eingesetzte Kaliumpergamanat für die Umwelt haben, der wird in den türkischen Medien fündig. So berichtet die Online-Version der türkischen Zeitung Hürriyet über die Vergiftung des Flusses Ergene, der auch im Bericht eine wichtige Rolle spielt. In dem Flussbecken leben über eine Million Menschen. In demselben Einzugsgebiet befinden sich 2.600 Industrieanlagen, die ihre Industrieabfälle in den Ergene-Fluss einleiten. Die Wasserfarbe hat schon seit Jahren das natürliche Erscheinungsbild verloren. Es wechseln sich mittlerweile die Farben Schwarz, Rot und Blau ab, je nachdem welche Chemikalien vorherrschen und welche Konzentration sich daraufhin ergibt. Allerdings ist der Fluss Ergene eine der wichtigsten Wasserquellen in der Region Thrakien. „Die Analyse von Wasserproben aus dem Fluss zeigt, dass über 1.000 der in den Fluss eingeleiteten chemischen Substanzen stark krebserregend waren, darunter Cadmium, ein sehr gefährliches krebserregendes Metall“, sagte der Rektor der Universität Trakya, Prof. DR. Osman İnci sagte gegenüber der Zeitung Habertürk und beschrieb den Fluss Ergene als „Industrieabwasser“.

Beim nächsten Jeans-Kauf könnten sich die Konsumenten die Frage stellen, ob der Stone-Washed-Look des Neuerwerbs umwelt- und gesundheitsverträglich zustande kam. Vermutlich werden auf die Fragen nur wenige Verkäufer in den Jeans-Shops eine Antwort haben, geschweige denn eine glaubwürdige.

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