DEW21 reformiert Dortmunder Wasserpreissystem

Die Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH (DEW21) ändert ihr Wasserpreissystem zum 1. Oktober 2021. Die Umstellung hatte DEW21 in einem fast einjährigen Projekt geprüft, da sich beim bestehenden System Reformbedarf offenbart hatte. Damit vollzieht der Dortmunder Wasser- und Energieversorger einen Schritt in ein zukunftssicheres und gerechteres Wasserpreissystem und vollzieht eine Umstellung, die schon zahlreiche andere Versorger gemacht haben: auf das Systempreismodell.

Notwendige Änderung der Preisstruktur angesichts geänderter Rahmenbedingungen

Wie DEW21 in der Pressemitteilung erklärt, hat sich In den vergangenen Jahren das Verbrauchsverhalten der TrinkwasserkundIinnen durch verschiedene Einflussfaktoren wie den Struktur- und Klimawandel sowie durch demographische Entwicklungen nachhaltig verändert. Während die Bevölkerungszahl in Dortmund sich nur marginal geändert hat, hat sich der Wasserverbrauch nahezu halbiert. Das Wasserpreissystem wurde jedoch noch nicht auf diese Veränderungen angepasst. Die Trinkwasserversorgung ist – wie in der Branche üblich – zu rund 80 Prozent durch Fixkosten gekennzeichnet. Dies wurde aber in der früheren Preisstruktur für die Kund*innen nicht abgebildet – hier dominierte der mengenabhängige Arbeitspreis gegenüber dem jährlichen Grundpreis.

Kostenverteilung mit Zählergrundpreisen benachteiligt tendenziell Familien

Aber genau diese Missverhältnis von Kosten und Entgelten auf der einen sowie fixen und variablen Entgelt- bzw. Kostenbestandteilen auf der anderen Seite, hat zu einer zunehmenden Unausgewogenheit geführt. Letztendlich bildeten die jährlichen festen Grundpreise die tatsächlichen Kosten der Vorhaltung des Wasserpreissystems nicht mehr verursachungsgerecht ab. Bisher haben Ein- und Mehrfamilienhäuser von wenigen Ausnahmen abgesehen, die gleichen Grundpreise bezahlt. Dieser war an der Zählergröße gekoppelt, obwohl dieser nichts mit der Kostenverteilung zu tun hat. Ein gängiger Konstruktionsfehler bei Wasserpreissystemen. Die Kosten kamen bei diesen Preisen unterschiedlich hoch bei den Haushalten an. Während sich BewohnerInnen von Mehrfamilienhäusern diese mit allen anderen Mietparteien aufteilen konnten, und daher in einem 8-Familienhaus die Familien jeweils nur ein Achtel des Grundpreises zahlten, mussten die Einfamilienhaushalte die Kosten alleine tragen – bei gleicher Leistung.

Denn das bisherige Preissystem wälzte – wie in der Branche üblich – einen Großteil der Kosten auf die Verbrauchspreise ab. Wer viel Wasser benötigte, subventionierte jene die wenig verbrauchen, aber dieselbe Leistungsvorhaltung erhielten. Kosten- und damit Leidtragende waren aber auch die Familien. Sie waren die zweite Gruppe der bisherigen Verlierer, da diese wegen der höheren Personenzahl und des Hygienebedarfs von Kindern mehr Wasser verbrauchen mussten. Daher ist es nur konsequent und richtig, wenn sich die Dortmunder an eine Änderung begeben haben.

Die Kunst der Modellierung: Be- und Entlastungen sind nur minimal

Das neue Preismodell, das auf dem von MOcons und der RWW Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft in Mülheim/Ruhr entwickelten Systempreismodell basiert, gilt sowohl für Wohngebäude als auch für Nicht-Wohngebäude (u.a. Gewerbe, öffentliche Einrichtungen). Es wird zukünftig stärker die unterschiedliche Nutzung des Trinkwasserversorgungssystems dieser Kundengruppen berücksichtigen.

DEW21 hat sich mit Rückendeckung aus der Politik entschieden, die Systempreise von der Anzahl der Wohneinheiten abhängig zu machen und so für eine gerechtere Verteilung der Fixkosten zwischen Ein- und Mehrfamilienhäuser zu sorgen. Einfamilienhäuser zahlen zukünftig jährlich einen Systempreis in Höhe von 252,34 Euro brutto (bisher 233,58 Euro brutto jährlich). Bei Mehrfamilienhäusern staffelt sich der Systempreis nach der Anzahl der Wohneinheiten. Als Ausgleich dazu hat DEW21 den Verbrauchspreis von 1,675 €/m³ auf 1,263 €/m³ reduziert. Durch die Umstellung werden Familien im Vergleich zu Ein-Personen-Haushalten leicht entlastet, da sie stärker von dem abgesenkten Verbrauchspreis profitieren. Insgesamt bewegen sich die Be- und Entlastungen für die KundIinnen nur in einer sehr engen Bandbreite von maximal plus / minus 5 Prozent bezogen auf die Durchschnittsverbräuche. Wer deutlich mehr oder weniger verbraucht, profitiert mehr oder weniger von der Veränderung. Drei weitere Aspekte sind wichtig:

  • Für DEW21 erfolgt die Umstellung umsatzneutral, d.h. es werden in Folge der Umstellung keine Mehrerlöse erzielt. Zwischen den Kunden wird nur umverteilt, um ein ausgewogeneres und gerechteres Preissystem zu schaffen.
  • Auch wenn sich DEW21 noch so sehr bemüht, die unvermeidbaren Be- und Entlastungen für die Haushalte werden durch die Nebenkostenabrechnungen der Vermieter verzerrt, je nachdem wie der Vermieter abrechnet (nach Personenzahl, gemessen oder nach Wohnfläche) und welche Kostenpositionen er noch einfließen läßt (z.B. Abwassergebühren). So kommt die Veränderung mit dem einen oder dem anderen Vorzeichen bei den Mietern an.
  • Eine Vielzahl an Analysen hat belegt, dass sich die Höhe des Wasserpreise so gut wie gar nicht auf das Verbrauchsverhalten auswirkt. Das leuchtet ja auch unmittelbar ein, wenn, wie bei den Mietern die Nebenkostenabrechnung die Wasserpreise verschleiert.

Insgesamt betrachtet, kann den Dortmundern zu diesem Schritt gratuliert werden. Die Modernisierung der Wasserwirtschaft und die Anpassung an die Bedingungen des Klimawandels wird – wie auch in anderen Infrastrukturen – zusätzliche Investitionen unabdingbar machen. Da braucht es ein faires und verursachungsgerechtes Wasserpreissystem, damit nicht die Falschen die Zeche zahlen.

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