Forschungsprojekt Kupferkorrosion gestartet – Ein Lichtstreif am Horizont

Endlich! Der DVGW hat ein Forschungsprojekt zur Kupferkorrosion in Trinkwasserleitungen gestartet, um Aufklärung in das Mysterium „Lochfraß“ zu bringen. In seiner aktuellen Pressemitteilung (siehe unten) verkündet der technische Fachverband eine Förderzusage seines Forschungsbeirates Wasser. Demzufolge soll zunächst eine Erhebung der Schäden durch eine bundesweite Umfrage in der Wasserversorgung über die DVGW-Mitgliedsunternehmen stattfinden. Hierzu werden nicht nur Wasserversorger, sondern auch anderen Branchen wie die Sanitärindustrie und das Handwerk gehören. Darauf aufbauend wird ein detailliertes Untersuchungsprogramm betroffener Kupferrohre und eine Bewertungssystematik für den Einsatz von Kupferrohren in Verbindung mit der Trinkwasserbeschaffenheit und möglichen anderen qualitätssichernden Parametern abgeleitet werden.

Gestartet wird mit einer bundesweiten Schadenstatistik

„Wir brauchen jetzt eine valide Schadenstatistik, um der Ursache für den neuartigen Schadentyp, für den es bislang keine hinreichende wissenschaftliche Erklärung gibt, auf den Grund zu gehen. Im Schulterschluss mit den zentralen Instanzen der Wasser- und Versicherungswirtschaft, des Handwerks und der Forschung werden wir die Signifikanz des Phänomens und die Schadenursachen zügig identifizieren“, so der DVGW-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Gerald Linke. Mit den Ergebnissen des

Neue Kupferrohre im Handel
Neue Kupferrohre im Handel

Forschungsprojekts, das vom IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasserforschung in Mülheim geleitet wird, sollen Spekulationen hierzu der Vergangenheit angehören und verlässliche Antworten gegeben werden. Mögliche Schadensursachen des bundesweit vereinzelt auftretenden Phänomens können Materialmängel, Lager-, Einbau-, Betriebsfehler und/oder die Wasserbeschaffenheit sein. Die Auswahl geeigneter Rohre in der Trinkwasser-Installation richtet sich immer nach der jeweiligen Trinkwasserbeschaffenheit am Anschlussort. Informationen darüber erhält man bei seinem Wasserversorger. So die Pressemitteilung. Ihr letzter Satz hat eine große Bedeutung, denn der Wasserversorger kann immer nur Auskunft über die Wasserqualitiät geben, nicht aber darüber welches Material zum Wasser passt. Diese Entscheidung muss der Planer oder der Installateur treffen.

Niemand kann sich erklären, warum in letzter Zeit immer häufiger Korrosionsschäden auftreten. Womöglich hat sich ein neues Schadenbild entwickelt. Genau deshalb kommt das Forschungsvorhaben zur richtigen Zeit. Dr. J.W. Erning, Korrosionsexperte der Bundesanstalt für Materialforschung und –Prüfung (BAM) hatte LebensraumWasser die Notwendigkeit eines solchen Forschungsvorhabens erläutert: „Es gibt tatsächlich neuartige Korrosionserscheinungen. Was genau die Ursache für die auffällige Häufung dort ist, ist dagegen bisher nicht geklärt.“ Fehlende Klarheit geht bei Wasser gar nicht, deshalb warten alle Betroffenen jetzt gespannt darauf wie es weiter geht.

Anscheinend machen nicht alle mit 

Dieses Forschungsprojekt sollte eigentlich von allen betroffenen Branchen mitgetragen und mitfinanziert werden. Einzig die Kupferindustrie, vertreten durch das Deutsche Kupferinstitut (DKI), fehlt in der Aufzählung der beteiligten Branchen durch den DVGW-Vorstandschef. Man sollte erwarten, dass gerade die Hersteller der betroffenen Kupferrohre an einer qualifizierten und neutralen Aufklärung interessiert sein müssten. Denn schliesslich war es die „Kupfer-Abempfehlung“ des NRW-Fachverbandes SANITÄR-HEIZUNG-KLIMA (SHK) für die Region Dorsten, die die Suche nach den neuen Schadensursachen ausgelöst hat. Der Verband hatte nämlich die Handwerker vor dem Einsatz von Kupferrohren gewarnt, solange die Ursachen für die auftretenden Löcher in den Kupferrohren nicht geklärt sind.

Wie nachhaltig diese Empfehlung wirkt, zeigt die Reaktion von Kunden und Handwerkern: „Wasserrohre aus Kupfer baut eine Reihe von Sanitärfirmen so schnell nicht mehr in Gebäude ein,“ erklärte der Geschäftsführer Jörg Grieben des gleichnamigen Sanitär-Handwerksbetrieb gegenüber der WAZ. Auch wird sich das „mysteriöse Kupferrohrproblem“ schon weit über die Region Dorsten hinaus herumgesprochen haben und Bauwillige sowie Handwerker in anderen Regionen aufgeschreckt haben. Dafür hatte auch die WDR Lokalzeit Ruhr mit mehreren Fernsehbeiträgen gesorgt. Freuen werden sich darüber mittlerweile die Hersteller von Verbundrohren und Edelstahlinstallationen.

Wie es jetzt weiter geht

Jetzt darf nur noch abgewartet werden, an wen sie die Geschädigten jetzt wenden sollen, um ihre schadhaften Rohre untersuchen zu lassen. So viel ist bereits sicher, die Untersuchung wird geführt von Dr. Angelika Becker vom IWW, eine der wohl kompetentesten Expertinnen zur Kupferkorrosion. Zudem hat sie zu dem Thema promoviert.

Wer jetzt seinen löchrigen Kupferschrott aus dem Keller holt, wird vermutlich nicht ausreichend Daten liefern können. Wichtig ist für die Analyse auch, wo und in welcher Umgebung die Rohre eingebaut waren sowie die Richtung, also vertikal und horizontal. Ebenso wichtig sind später die Angaben, ob es sich um Kalt- oder Warmwasser gehandelt hat, das durch die Rohre geflossen. Alles Angaben, die bei der systematischen Schadenanalyse und -erfassung helfen können. Sicher wird der DVGW in Kürze dazu informieren, wie weiter verfahren wird. Hier geht es zur Pressemittung_DVGW-zur-Kupferkorrosion-in-Trinkwasser-Installationen_11-12-15

Aktualisierung vom 25. Januar 2016:
Der WDR hat in seiner Sendung Lokalzeit Ruhr einen Beitrag zu den aktuellen Entwicklungen ausgestrahlt. Hier geht es zu der Sendung in der Mediathek (leider nur befristet verfügbar; ggf. folgt ein YouTube-Beitrag)

 

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