Dürre in Australien: Sydney verhängt Geldstrafen gegen Wasserverschwendung

Letztes Jahr Kapstadt, jetzt Sydney. Nach dem heißesten Sommer in der Geschichte Australiens geht die Metropole gegen Wasserverschwendung vor. Am Dienstag wurden für Bürger und Unternehmen Geldstrafen für Wasserverschwender verkündet. Die Regeln treten am 1. Juni 2019 in Kraft. Angesichts der derzeitigen Dürre müssen die sich verschärfenden Wasserengpässe gelindert werden. Die Regenfälle bleiben aus. Mehr als 85 Prozent der Wasserversorgung im Großraum Sydney hängt vom Regen ab.

Aber Sydney ist kein Einzelfall. Immer mehr Metropolen wachsen unaufhörlich. Mehr Menschen brauchen mehr Wasser. Doch Wasserverluste in maroden Netzen und der Klimawandel vergrößern das Problem. Zudem wird der Wasserstress durch den wachsenden Ernährungsbedarf verschärft. Also muss die Landwirtschaft mehr produzieren und bei zunehmender Trockenheit stärker bewässern. Immer mehr Städte greifen angesichts der Wasserprobleme zu rigorosen Maßnahmen.

Nicht nur Gartenbesitzer in Sydney müssen sich umstellen

Ab 1. Juni 2019 greifen nun Beschränkungen bei der Wassernutzung in Sydney. Mit Water Wise-Tipps werden die Kunden über wassersparendes Verhalten aufgeklärt. So soll vierminütiges Duschen ausreichen (siehe Beitragsfoto). Waschmaschine oder Geschirrspüler sollen erst nach vollständiger Befüllung gestartet werden. Während des Zähneputzens soll der Wasserhahn ausgestellt und das Obst nicht unter einem laufenden Wasserhahn gewaschen werden. Viele Tipps betreffen auch die Gartennutzung und -bewässerung. So dürfen Gärten nur bewässert werden, wenn Gießkannen, Wasserspardüsen an Schläuchen oder Tröpfchenbewässerung zum Einsatz kommen. Die Bepflanzung soll dem Klima angepasst sein. Das Autowaschen ist nur noch wassersparend möglich. Nur bestehende Pools dürfen mit Frischwasser nachgefüllt werden, neue Pools brauchen Ausnahmegenehmigungen.

Sorgsamer Umgang mit Wasser bedeutet aber nicht nur Wasser sparen. Andere Methoden sollen den Menschen die Wassernutzung erleichtern. Daher sind die Wasserwiederverwendung (z.B. aus Waschmaschinen), Recycling (mit Filtersystemen) und die Regenwassernutzung von den Beschränkungen ausgenommen.

Wer gegen die Beschränkungen beim Frischwassereinsatz verstößt, wird mit Bußgeldern von bis zu 220 AUS$ bestraft. Anders als 2018 in Kapstadt wurde in Sydney das Wasserpreissystem noch nicht geändert. In Kapstadt waren angesichts des so genanten Day Zero die Wasserpreise drastisch angehoben und vom Füllstand der Staudämme abhängig gemacht worden.

Wasservorräte in den Staudämmen sinken

Die Füllstände in den Staudämmen in Sydney liegen derzeit bei 53,6 Prozent (20.5.2019) und damit nur geringfügig über dem offiziellen Auslöser für Wasserrestriktionen der Stufe 1 von 50 Prozent. Der Wasserstand in Sydney ist in nur zwei Jahren um 40 Prozent gesunken und hat damit ein historisch niedriges Niveau erreicht. Schon Ende Januar war die zwischenzeitlich still gelegte Meerwasserentsalzungsanlage wieder in Betrieb genommen worden. Diese liefert bis zu 15 Prozent des Wasserbedarfs.

„Dies ist die höchste Erschöpfungsrate seit Jahrzehnten und der niedrigste Zufluss in die Dämme seit Anfang der 1940er Jahre“, sagte Catherine Port, Geschäftsführerin von Sydney Water Drought, gegenüber der Tageszeitung The New Daily.

21 Staudämme, darunter 11 Großstaudämme, können in der Region Greater Sydney mehr als 2,6 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen. Das Wasser für diese Dämme wird in fünf Einzugsgebieten auf einer Fläche von 16.000 Quadratkilometern gesammelt. Verwaltet wird das Wasser von der „Water North South Wales“ – WaterNSW.

Der nachstehende Screenshot der Echtzeit-Daten des Windamere-Staudamms in der Nähe von Sydney zeigt, wie der Level der Vorräte kontinuierlich zurückgeht und der Stand im Vergleich zum 30. Mai 2018 (blaue Linie) am heutigen Tage um 10 Prozentpunkte niedriger liegt.

Wasservorrats-Level im Windamere-Staudamm (Echtzeit 30.5.2019), NSW

Bürger in Sydney nahmen die Dürre lange Zeit nicht ernst

Befragungen von Bürgern der Stadt hatten noch vor wenigen Wochen ergeben, dass trotz laufender Vorwarnungen, Zweidrittel der Befragten den Mangel nicht bemerkt hatten. Viele Städter hatten demnach geglaubt, dass die Dürre nur die ländlichen Australier beträfe. Womöglich wird hieran deutlich, dass die Kommunikation über die sich verschärfenden Dürre unzureichend gewesen ist.

Meine Meinung: Sicher sind die Australier heiße Sommer eher gewohnt, als wir Deutschen. Daher dürften sie aber auch mit dem Wasserstress eher vertraut sein. Insoweit erscheint die Gelassenheit überraschend. Auch hierbei zeigt sich, wie wichtig eine gezielte Wasserkommunikation ist. Gerade den sozialen Medien kommt bei dieser Thematik eine besondere Bedeutung zu. Hier können Influencer eine wichtige Rolle spielen, da sie dank ihrer Reichweite und der Wahrnehmung durch ihre Follower die Kommunikation der Unternehmen, Institutionen und Medien zielgerichtet unterstützen können.

Sydney Water auf Facebook

Metropolen unter Druck – Sydney wird kein Einzelfall bleiben

Die Metropolen wachsen weltweit. Die Urbanisierung schreitet ebenso voran, wie sich der Klimawandel verschärft. Heute leben 54 % der Weltbevölkerung in Städten. Bis 2050 werden voraussichtlich 5,4 Milliarden sein. Im Jahr 2014 gab es 488 Städte mit mehr als eine Million Einwohner, für 2030 werden 662 geschätzt. Die eigenen Wasserressourcen reichen in der Regel in den Städten nicht aus. Aktuell sind bereits global etwa ein Viertel der Bevölkerung in Metropolen, das sind rund 400 Millionen Menschen, Wasserstress ausgesetzt. Es wird erwartet, dass sich dieser Trend bis 2050 fortsetzt und bis zu 30 Prozent über dem derzeitigen Wasserverbrauch liegt. Diese Zahlen werden sich nach vorliegenden Studien voraussichtlich dramatisch verschärfen, wenn der Klimawandel anhält.

Schon heute sind viele Metropolen nicht (mehr) in der Lage, auf eigene Wasservorräte zurückzugreifen. Diese müssen statt dessen über zum Teil lange Strecken herangeschafft werden. Oder Städte müssen sich neue Ressourcen erschließen. dazu zählt auch die Meerwasserentsalzung und das Wasserrecycling. Immer größer müssen die Erfassungsregionen für Regenwasser und die Staudämme werden. In den Wasser-Herkunftsregionen löst dieser „urbane Durst“ nicht selten Proteste hervor. Zu den Ursachen für die Wasserknappheit zählt auch die unzureichende Netz-Infrastruktur. Durch Leckagen gehen dann wertvolle Wasser-Ressourcen verloren. Durch den mit dem urbanen Bevölkerungswachstum einhergehenden Anstieg des Nahrungsmittelbedarfs braucht auch die Landwirtschaft immer mehr Wasser – schon ohne Dürre ein Problem. Denn schon heute braucht der Agrarsektor über 70 % der Wasserressourcen.

Durch diese Entwicklungen sind regionale und sektorale Nutzungskonkurrenzen bei Wasser die zwangsläufige Folge – vielleicht werden es aber auch Konflikte.

Wasser in Metropolen, 2014, McDonald e.a.

Quellen / Weiterführendes

  • Water restrictions – Sydney Water hier
  • Water Wise Tipps, hier
  • New South Wales Dürre Information hier
  • Greater Sydney Dürre Report vom 28.5.2019 hier
  • Water Real time data WSN hier
  • Water restrictions, Australian Government, hier
  • Wasserpreise Sydney hier
  • Water on an urban planet: Urbanization and the reach of urban water infrastructure, Robert I. McDonald e.a., 2014, hier
  • Preiselastizität der Wassernachfrage, Sydney Water, 2011
  • The New Daily, hier
  • Kapstadt Day Zero, Lebensraumwasser, hier
  • Fotos/Screenshot: Water SNW

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