Wie geht es weiter bei Smart Metern in der globalen Wasserwirtschaft? (Gastbeitrag)

Viel ist von Smart Meter oder intelligenten Funkwasserzählern die Rede. Sie dienen der Bewältigung der Wasserverluste, weil sie Leckagen frühzeitig erkennen, und bieten den Wasserkunden Erleichterungen bei der Abrechnung, weil die Daten abgerufen werden können. In Deutschland hat man das Thema eher zögerlich gestartet. International zählt ausgerechnet England zu den Vorreitern, obwohl es dort noch nicht überall Wasserzähler gibt. Dieser Gastbeitrag von Avinash Vijay, Project Manager im Pariser Office des US-Strategieberatungsunternehmens Amane Advisors, skizziert die internationale Entwicklung der Smart Meter und deren Perspektiven. Interessant erscheint mit dieser Beitrag auch für die aktuelle Diskussion über den Einsatz digitaler Funkwasserzähler in Deutschland.

Vermeidung von Wasserverlusten und Steigerung der Kundenzufriedenheit die primären Ziele beim Smart Metering

Smart Metering, international als Advanced Metering Infrastructure (AMI) bezeichnet, begann in Europa Anfang der 2000er Jahre und noch früher in Nordamerika. Von 2010 bis 2016 verzeichneten wir einen deutlichen Anstieg der Anzahl der angekündigten und eingesetzten Projekte, wobei Europa an vorderster Front stand, insbesondere in Frankreich, Spanien, Italien, den Niederlanden, Dänemark und Großbritannien. Zu den Treibern zählen Ziele wie die Reduzierung des „non revenue water“ (NRW), also „nicht umsatzwirksamen Wassers“, hierzu gehören auch Wasserdiebstahl durch Zählermanipulationen und Wasserverluste, sowie die Erkennung von Leckagen und die Verbesserung des Kundendienstes. Insgesamt waren die Vorteile des Einsatz intelligenter Zähler ganz wesentlich auf Seiten der Kunden.

Daher war es in Großbritannien, wo lange Zeit gänzlich auf Wasserzähler verzichtet worden war, die Regulierungsbehörde für Wasser, die von den Wasserversorgern Initiativen für das „Asset Management“ gefordert hat, im Zuge derer die intelligenten Zähler zum Einsatz gelangten. Damit sollten die von der Regulierung gesetzten Ziele wie die Verbesserung des Betriebs und die Senkung ihrer Betriebskosten erreicht werden. Daraus folgte in der 5. Regulierungsperiode (AMP 5) im Zeitraum von 2010 – 2015 ein deutlicher Anstieg des Einsatzes intelligenter Zähler und eine höhere Verbreitung von Wasserzählern überhaupt. Wasserversorger in anderen Teilen der Welt u.a. Chile, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten schauten auf die Entwicklungen in Großbritannien und wählten anschließend die bewährten Best Practices aus.

Internationales Wachstum geriet wegen der Kosten ins Stocken

International hat sich das Wachstum bei Smart Meter und die angekündigten Projekte in den letzten Jahren jedoch international verlangsamt, da viele Utilities und Wasserversorger auf der ganzen Welt Schwierigkeiten hatten, Vorteile aus der Reduzierung von „nicht umsatzwirksamen Wasser“ und der Verbesserung der Wassereffizienz im Verhältnis zu den erforderlichen Investitionen zu ziehen. Zwar ist es eine Technologie, das alle Versorgungsunternehmen brauchen – aber noch nicht alle haben den Bedarf erkannt. In den letzten Jahren hat Amane Advisors mit vielen Zählerexperten aus verschiedensten Versorgungsunternehmen in vielen Ländern gesprochen. Das gemeinsame Thema war, dass sie Schwierigkeiten hatten, Einsparungen zu identifizieren. Eine Schwierigkeit liegt auch darin, dass mit den Zählern Daten erhoben werden, deren Auswertung und Verwendung noch nicht vollends erschlossen werden konnte. Zum Beispiel haben wir Kommentare gehört wie: „Einige unserer Zähler erfassen alle 15 Minuten Daten, und all diese wertvollen Daten befinden sich dort, ohne vollständig in Echtzeit genutzt oder analysiert zu werden.

Da sich die Utilities und Wasserversorger mit der Herausforderung auseinandersetzen, die große Datenmenge von Smart Metern zu nutzen, liegt die Lösung – und die Chance für Marktanbieter – in dieser Erkenntnis: Smart Metering ist nur ein Teil des Puzzles in einem größeren Effizienzspiel der Wasserinfrastruktur. Die Lösung liegt in einem integrierten Ansatz, der mit einer robusten Kommunikationsnetzinfrastruktur – dem Rückgrat von AMI – beginnt und intelligente Infrastrukturtechnologien umfasst, die die vielfältigen Herausforderungen bewältigen, denen sich Versorgungsunternehmen gegenübersehen. Diese reichen von der Verbesserung der Genauigkeit und Aktualität der Abrechnung bis zur Verwaltung von nicht umsatzwirksamen Wassers und münden letztendlich in der Steigerung der Kundenzufriedenheit. Zu diesen Technologien gehören intelligente Zähler, Lecksucher, Drucküberwachungssysteme und mehr – eine Reihe von Hardware, Software, Sensoren und Analysen, die umsetzbare Erkenntnisse liefern, damit Versorgungsunternehmen ihre spezifischen Ziele erreichen und die Grundlage für zukünftige Anforderungen legen können.

Wasserversorger und Zählerhersteller müssen die Entwicklung Hand-in-Hand vorantreiben

Hier müssen die Zähleranbieter international erhebliche Anstrengungen unternehmen, um Chancen zu schaffen und die Versorgungsunternehmen über die Funktionen und Vorteile intelligenter Infrastrukturlösungen zu informieren, einschließlich, aber nicht beschränkt auf intelligente Zähler. Dies schafft aber auch ein perfektes Szenario für Wasserversorger, um in Ländern, in denen solche Mechanismen möglich sind, einen Vorteil bei der Auftragsvergabe zu erzielen.

Einige erfolgreiche Unternehmen haben dies verstanden und frühzeitig auf die neue Technologie gesetzt. Damit haben sie in Märkten auf der ganzen Welt, einschließlich neuerer Märkte wie Lateinamerika und Afrika, Erfolge erzielt, indem sie langfristige Verträge gewonnen haben, in denen sie alle Investitionen in die Verbesserung der Netzwerkinfrastruktur und die Installation neue Zähler zur Optimierung der Effizienz des Trinkwassernetzes übernommen haben.

Smart Metering wird voraussichtlich weiterhin Teil der Agenden der Versorgungsunternehmen bleiben, jedoch eher als Teil einer integrierten digitalen Gesamtstrategie zur Verbesserung der Gesamteffizienz und Kostensenkung, und weniger als eigenständiges Projekt zur Verbesserung eines bestimmten Leistungsindikators. Betreiber, die sich diesem Markt mit einem ganzheitlichen Lösungsansatz nähern, um die Leistung der Versorgungsunternehmen in der gesamten Infrastruktur zu verbessern, um den Wasserverlust zu verringern und die Wassereffizienz zu fördern, werden letztendlich erfolgreich sein.

Woher kommt der nächste internationale Wachstumsschub im Messwesen? Vielleicht sind es die Haushaltszähler für Abwasser. Anstatt das Abwasser als Ergebnis des Wasserverbrauchs zu betrachten, könnte die Messung des Abwassers durch geeignete Zähler erfolgen und eine zusätzliche Einnahmequelle für die Versorgungsunternehmen darstellen. Um diese Chance zu nutzen, wäre jedoch eine Weiterentwicklung der Abwasserzähler durch die Anbieter erforderlich.

Mein Blick auf digitale Wasserzähler in Deutschland

In Deutschland entwickeln immer mehr Wasserversorger Projekte mit digitalen Funkwasserzählern oder Smart Meter, wie sie auch genannt werden. Dabei ist festzustellen, dass es häufig noch holpernd vorangeht. Nicht selten liegt dies in einer nicht vollumfänglich verständlichen Kommunikation mit den Wasserkunden begründet oder darin, dass im Vorfeld gar nicht kommuniziert wird. Aber auch auf Kundenseite gibt es häufig Ablehnung, ohne dass man sich mit den Vorteilen auseinandergesetzt hat. Bei mir mehren sich in letzter Zeit Anfragen von LeserInnen, die anfragen, was sie gegen die Installation von Funkwasserzählern tun können. Erst kürzlich führte ich ein solches Telefonat mit einer Wasserkundin aus NRW. Nachdem ich ihr die Vorteile der Zähler erklärt hatte und ihr die Sorge vor den funkenden Geräten nehmen konnte, zeigte sie sich beruhigt. Hier ist allem Anschein nach noch mehr Aufklärung erforderlich – bei Wasserversorgern und Wasserkunden gleichermaßen.

Ich werde in 2021 das Thema „digitale Funkwasserzähler“ aus verschiedenen Blickwinkeln in diesem Blog vertiefen. Über Hinweise und Vorschläge für Gastbeiträge würde ich mich wie immer sehr freuen.




Ansprechpartner:

Bill Malarkey

Managing Partner
Amane Advisors
Mobile: +1 610 906 2916
122 E. Lancaster Avenue, Suite 300 
Wayne, PA  19087   USA
www.amaneadvisors.com

Beitragsphoto: Canstockphoto (C) leowolfe

2 Kommentare

  1. Die Begriffe werden häufig synonym verwendet. Eine Standardisierung per Gesetz wie bei Strom gibt es bei Wasser nicht. Im Text ist dessen ungeachtet aber von „digitalen Funkwasserzählern oder Smart Meter“ die Rede.

    Ich stimme Ihnen zu, dass mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden sollte. Einige Wasserversorger machen das auch schon sehr vorbildlich.

  2. Bei Stromzähler gibt es die Unterscheidung in digitale Stromzähler und Smartmeter.Ist dies bei Trinwasserzählern nicht auch so? Im Beitrag hier heisst es“ digitale Zähler oder Smartmeter, wie die auch genannt werden“.

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