Ergebnisse der BDEW-Befragung zu Preisumstellungen in der Wasserwirtschaft liegen vor
Demografischer Wandel und Rückgänge der Wassernachfrage setzen die Wasserversorger zunehmend unter Druck. Vereinzelt haben Wasserversorger und Stadtwerke neue Preismodelle entwickelt, um die Wasserpreise zu stabilisieren und die Investitionsfähigkeit zu erhalten. Es ist davon auszugehen, dass sich die Umstellungen auf höhere Grundpreise häufen werden, nachdem die ersten Umstellungen erfolgreich waren. Mehr als die Hälfte der Wasserversorger hält eine Umstellung des unternehmenseigenen Tarifsystems für notwendig. Das ist eines der Ergebnisse einer Expertenbefragung, die der BDEW gemeinsam mit der Hochschule Ruhr West (HRW) und der RWW Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft mbH gemeinsam durchgeführt hat. Ziel war es, ein aktuelles Stimmungsbild sowie Ziele, Planungen und Befürchtungen in Bezug auf Tarifumstellungen von Trinkwasserversorgungsunternehmen zu erfassen. Letztendlich sollen Kunden und Öffentlichkeit gezielter informiert werden können.
Die Expertenbefragung, an der über 20 Prozent der bundesweit befragten 1.300 Mitgliedsunternehmen teilgenommen haben, zeigt deutlich, dass die bestehenden Entgeltsysteme vielerorten ungeeignet sind, den aktuellen Herausforderungen Rechnung zu tragen. So sind häufig die Mengenpreise im Vergleich zu den Kostenstrukturen schlicht zu hoch, weshalb die Wasserpreise bei Nachfragerückgängen zwangsläufig ansteigen müssen. Obwohl es unter den Befragten weitgehend Übereinstimmung in Bezug auf die Herausforderungen und Gründe für Tarifumstellungen gibt und mit den bereits verfügbaren sowie weiterentwickelten innovativen Preis- und Gebührenmodellen ausreichend Beispiele für erfolgreiche Umstellungen vorliegen, herrscht bei den umstellungswilligen Verantwortlichen viel Unsicherheit vor. Dies belegen Risikoeinschätzungen und Zeitplanung für die Projektumsetzung. Hier fürchtet man insbesondere Unverständnis bei den Kunden und bei den verantwortlichen Politikern. Damit zeigt sich, wie groß die Notwendigkeit ist, die Motive für die Umstellungen frühzeitig offen zu kommunizieren.
Die Befragungsergebnisse belegen zudem, dass es seitens der Versorger ein großes Interesse an neuen Preis- oder Gebührensystemen besteht. Die Mehrzahl der Unternehmensvertreter, zumeist Geschäftsführer und Vorstände, befasst sich teilweise intensiv mit dem Thema. Ein großer Teil hat konkrete Planungen, die mehrheitlich auf eine Umstellung nach 2015 abzielen. Viele Versorger insbesondere in NRW bereiten Umstellungen zum 1.1.2015 vor.
70 Prozent sehen eine Umstellung zumindest als notwendig an oder haben bereits umgestellt
Auf die Frage „Für wie notwendig halten Sie es, dass Ihr Unternehmen sein Tarifsystem im Bereich der Wasserversorgung umstellt?“ hat die überwiegende Mehrheit erklärt, dass es als mindestens notwendig erachtet wird, eine Tarifumstellung vorzunehmen.
Die Befragungsergebnisse erlauben die Schlussfolgerung, dass es in nächster Zukunft weitere Preisumstellungen in der deutschen Wasserwirtschaft geben wird. Vielleicht wird die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung mit ihrem Artikel vom 30.7.2012 im Nachhinein recht behalten. Sie hat in Aussicht gestellt, dass es eine Preisrevolution in der deutschen Wasserwirtschaft geben könnte, weil die Versorger auf den zunehmenden Rückgang der Kostendeckung und Preissteigerung mit Umstellungen des Tarifsystems reagieren werden. Diese Perspektive müsste für die Kunden vielerorten beruhigend wirken, werden sie doch dann eine höhere Preisstabilität erwarten können.
FAZ-Artikel „Wasser marsch“ http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/steigende-wasserpreise-wasser-marsch-11835625.html
Beispiel für eine Preisumstellung: http://www.rww.de/index.php?id=176
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