Wasserpreismonitor der IHK Hessen zeigt auch Unterschiede in den Rahmenbedingungen

Einfache Preisvergleiche machen nur wenig Sinn. Das hat auch das Bundeskartellamt festgestellt, als es um die Bewertung der Wuppertaler Wasserpreise ging. Die Industrie- und Handelskammern in Hessen haben jetzt einen eigenen Vergleich angestellt. Sie stellen die Belastungsunterschiede in den hessischen Kommunen in dem gerade veröffentlichten Frisch- und Abwassermonitor Hessen dar. Die IHK verfolgt damit ein aus ihrer Sicht nachvollziehbar erscheinendes Ziel: Unternehmen sollen erkennen können, was sie mit ihrem Wasserverbrauch an Frisch- und Abwasserentgelten in einer Kommune zu zahlen haben. Die Belastungsunterschiede, so die IHK, habe Bedeutung  für die Standortwahl.

Unverändert große Unterschiede

Der Frisch- und Abwassermonitor zeigt unverändert große Unterschiede bei Wasserpreisen in hessischen Kommunen. „Die Frischwasserpreise in Hessen sind 2015 im Durchschnitt um 1,6 Prozent zum Vorjahr gestiegen, das ist schneller als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre“, sagte Burghard Loewe, Federführer Umwelt der hessischen Industrie- und Handelskammern. Positiv sei, dass immer mehr Kommunen die Frisch- und Abwassergebühren getrennt berechneten und damit den tatsächlichen Verbrauch besser abbildeten.

Die Vorjahresstudie, der seit 2006 stattfindenden Erhebungen dokumentierte aus Sicht der IHK, dass die zahlreichen Kartellverfahren des hessischen Wirtschaftsministeriums die Preiserhöhung nicht auf breiter Front gedämpft haben. Schon gar nicht führten sie dazu, dass die erheblichen Unterschiede zwischen den verschiedenen Orten eingeebnet wurden. Die Kammern leiten daraus die Forderung ab, dass die Preise und Gebühren für Leitungswasser stärker als bisher vom Staat kontrolliert werden müssten.

1,99 Euro je Kubikmeter 

Durchschnittlich sind nach Zahlen der hessischen Industrie- und Handelskammern für den Kubikmeter Frischwasser derzeit 1,99 Euro zu bezahlen, drei Cent mehr als 2014. In Lorsch (Kreis Bergstraße) aber kostet der Kubikmeter nur 91 Cent, in Hohenstein (Rheingau-Taunus-Kreis) werden dagegen 4,64 Euro verlangt – also mehr als das Vierfache. Und bei den Gebühren für Abwasser ist die Spanne nicht kleiner. Nach einem Beispielrechner der Kammern hätte eine Großbäckerei in Wildeck (Kreis Hersfeld-Rotenburg) dieses Jahr gut 130 000 Euro mehr zu zahlen als in Flieden (Landkreis Fulda), eine Spedition in Nentershausen (Hersfeld-Rotenburg) 20 000 Euro mehr als in Mühlheim (Kreis Offenbach). Vergleichsweise günstig sind die Preise im Rhein-Main-Gebiet. Darmstadt und Frankfurt etwa liegen mit 1,39 und 1,50 beim Preis für den Kubikmeter Frischwasserpreis jeweils deutlich unter dem Durchschnittswert.

Frisch- und Abwassermonitor IHK Hessen, 2015
Frisch- und Abwassermonitor IHK Hessen, 2015 (Beispiel Großbäckerei)

Lag die Metropole Frankfurt im Vergleich von 2005 noch mit rund 65.000 Euro für den Beispielfall auf Rang 39 von 427 Kommunen, haben sie es womöglich Dank der Preissenkungsverfügung des hessischen Kartellbehörde in 2014 mit rund 58.000 Euro auf Rang 11 geschafft.

Wasserpreise sind so unterschiedlich wie die Rahmenbedingungen 

Ziel der Untersuchung sei es nicht, einzelne Kommunen an den Pranger zu stellen, sagte Loewe im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau. Das sehr unterschiedliche Preisniveau habe etwa mit der unterschiedlich schwierigen Wasserförderung, aber auch der Lage der Kommune im sehr ländlichen oder verdichteten Raum zu tun. Im ländlichen Raum könne man Fixkosten auf weniger Verbraucher umlegen. Diese Unterscheide bei den strukturellen Rahmenbedingungen werden auch in den FAQ des Webportals der IHK näher erläutert.

Die Kommunen sollten allerdings darüber nachdenken, ob sie alle selbst Wasser fördern müssen, regte Loewe an. Kooperationen könnten zu günstigeren Preisen führen.

Unternehmen und private Haushalte können ihre Wasserkosten in Frisch- und Abwassermonitor unter  www.ihk-hessen.de vergleichen.

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