Warum Kunden das Benchmarking in der Wasserwirtschaft fordern sollten

„Effizienz und Transparenz in der Wasserversorgung dauerhaft sichern und weiterentwickeln!“ Dazu haben die wasserwirtschaftlichen Branchenverbände BDEW, DVGW und VKU diese Woche ihre Mitgliedsunternehmen in einer gemeinsamen öffentlichen Erklärung aufgerufen und rufen ihre Mitglieder zur Teilnahme am Benchmarking auf. Was haben die Kunden davon und warum sollten Sie diesen Aufruf unterstützen?

„In allen Bundesländern haben sich Länderbenchmarking-Projekte in der Wasserversorgung mit hohen Beteiligungsquoten etabliert. Dies macht deutlich, dass die Wasserversorger vom Instrument Benchmarking überzeugt sind und daraus Verbesserungspotenziale für ihr Unternehmen ableiten. Die jeweiligen Projekte haben sich in den letzten Jahren erfolgreich weiterentwickelt, beispielsweise durch die Aufnahme von Kundenbefragungen oder durch Erfahrungsaustauschrunden“, heißt es. Die Spitzenverbände werben bei Ihren Mitgliedern dafür, den bürgernahen Dialog mit den Verbrauchern sowie der örtlichen Politik und der Öffentlichkeit weiter auszubauen und setzen sich auf Bundesebene für eine höhere Transparenz der Branche insgesamt ein.

Verweigerer gefährden den Erfolg des Benchmarking – zum Nachteil für die Wasserkunden

So sinnvoll die Ziele sein mögen, von deren Erreichen ist man noch weit entfernt. Denn zahlreiche Unternehmen haben die Bedeutung des Benchmarking immer noch nicht erkannt. Daher wollen die Verbände die Beteiligungsquoten steigern und der Öffentlichkeit ihre Handlungsbereitschaft dokumentieren. Aus Sicht der Kunden muss diese öffentliche Erklärung, die einer Aufforderung gleich kommt, eigentlich Unverständnis erzeugen. Denn es wird vermutlich mindestens für Verwunderung sorgen, dass es nicht zu gelingen scheint, das Ziel höherer Beteiligungsquoten branchenintern zu erreichen. Des Rätsels Lösung ist die Freiwilligkeit der Teilnahme und die Eigenständigkeit der Unternehmen. Viele glauben nicht an den Mehrwert für sich und ihre Kunden. Sie glauben sich den Projekten entziehen zu können. Andere wiederum halten sich für so gut, dass sie von anderen nicht lernen müssen. Auch fehlende Mitarbeiter für die Teilnahme oder aufwändige Datenaufbereitung, sind als Argumente zu vernehmen. Wie, fragt sich der kundige Ökonom, will man eigentlich Wasserpreise kalkulieren, wenn man nicht einmal über das Datengerüst für das Benchmarking verfügt. In NRW sind dies 40 Kennzahlen. Und: Die Kunden würden nicht danach fragen. WOber, fragt sich der Marktforscher, will man das wissen, wenn man den Kunden nicht befragt.

Benchmarking ist bekanntlich so etwas wie ein Ersatz für Wettbewerb. Diesen gibt es in der Wasserversorgung nicht. Benchmarking ist ein Anreiz dafür, transparenter und effizienter zu werden. Dies wirkt sich auf die Kosten und damit auch auf die Preise und Gebühren aus. Welcher Versorger kann von sich behaupten, dies nicht zu benötigen. Vor einigen Jahren noch schauten viele Versorger besorgt zu den Landeskartellbehörden und fürchteten die Regulierung. Mittlerweile kommt von dort Entwarnung. Besser noch: Die Kartellbehörden fördern und fordern das Benchmarking. Der Leistungsvergleich soll dazu beitragen, dass die Unternehmen sich vergleichen und für mehr Effizienz sorgen, in dem sie ihren Schwächen erkennen und von den Besten lernen. Wer sich dabei verweigert, hat Erklärungsbedarf – auch gegenüber den Kartellbehörden zum Beispiel dann, wenn es um Wasserpreiserhöhungen geht.

„Benchmarking funktioniert dann am besten, wenn sich Wasserversorger freiwillig und vertraulich vergleichen. Dies trägt maßgeblich zu einer kostenbewussten und nachhaltigen Wasserversorgung sowie zur hohen Kundenzufriedenheit und einem dauerhaften Unternehmenserfolg bei“, erklärten die Verbände. Das ist ein starkes Wort. Was fehlt ist die Einsicht der gesamten Branche. Viele Versorger die sich regelmäßig vergleichen und von den Besten zu lernen bereit sind, warten auf die neuen Teilnehmer. In NRW, wo eines der erfolgreichsten Landesbenchmarking-Projekte seit 2007/08 durchgeführt wird, nehmen mit 103 Unternehmen rund 25 Prozent der Versorger teil, die insgesamt fast 90% der Wasserabgabemenge abdecken. Die Wiederholerquote von über 95 Prozent dokumentiert die Kontinuität in dem Projekt, offenbart aber auch die Beharrlichkeit der Teilnahmeverweigerer.

Mein Vorschlag: Der Aufruf der Verbände könnte sich auch an die Kunden, Verbraucher und die Kommunalpolitik richten. Vielleicht so: „Fordern Sie von Ihrem Versorger die Teilnahme am Benchmarking. Fordern Sie mehr Transparenz und Effizienz! Nur so kann die Modernisierung der deutschen Wasserwirtschaft gelingen und sind faire Preise machbar.“ – Vielleicht sollten in Zukunft jene Unternehmen benannt werden, die nicht am Benchmarking teilnehmen.

Teilnahmezertifikat für das Landesprojekt Benchmarking Trinkwasser NRW
Teilnahmezertifikat für das Landesprojekt Benchmarking Trinkwasser NRW

Hier geht es zur Erklärung der Verbände klick hier!

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