Ja, eigentlich schon. Aber wer dabei an den Wasserhahn denkt, der irrt. Der Grund für das Wassersparen der Vegetarier ist etwas komplizierter. Der so genannte „Wasserfussabdruck“, also jene Wassermengen die bei der Herstellung von Produkten wie Nahrungsmitteln zum Einsatz gelangen (auch „virtuelles Wasser“ genannt), sind bei Fleisch deutlich höher als bei Gemüse und Obst – und Vegetarier essen nun mal keine tierischen Nahrungsmittel.
Wie ist das nun mit dem Fleisch und dem Wasser? Natürlich brauchen die Tiere Wasser zum Trinken. Aber bedeutender sind andere Mengen. Denn beim Anbau und der Verarbeitung von Futtermitteln für Rinder, Schweine und Geflügel kommt Wasser zum Einsatz – und zwar in erheblichen Mengen. In einem Kilogramm Rindfleisch stecken somit am Ende 15.000 Liter Wasser, so genanntes „virtuelles Wasser„. Zwar stammt nicht alles aus künstlichen Bewässerungsanlagen oder Flüssen („blaues Wasser“), sondern aus Regenfällen („grünes Wasser“), aber je nach Herkunftsland ist es mal mehr oder weniger, was anderen Wassernutzern entzogen wird, um schliesslich „im Fleisch zu landen“. Diese Mengen sind dann der so genannte Wasserfussabdruck eines Kilogramms Rindfleisches und bei der Berechnung des Wasserfussabdrucks von Konsumenten von Bedeutung.
Forscher von Waterfootprint.org, quasi die Vordenker bei Wasserfussabdruck, haben daher berechnet, wie viel Wasser bei den verschiedenen Ernährungsweisen verbraucht werden. Dabei haben sie eine typische fleischhaltige Kost von Westeuropäern mit einer vegetarischen Kost verglichen. Während mit herkömmlicher Ernährung mit Fleisch und Gemüse rund 3761 Liter virtuelles Wasser täglich verzehrt werden, sind es bei Vegetariern, die auf „Wasserintensives“ Fleisch verzichten, nur 2208 Liter, also 41 Prozent weniger Wasser. Also doch Wassersparer?
Bevor jetzt zu schnell geurteilt wird, hier zum Abschluss noch ein paar weitere Fakten: Beim Wassereinsatz für den Anbau von Agrarerzeugnissen gibt es je nach Region zum Teil gravierende Unterschiede. So müssen in Italien angebaute Tomaten aus klimatischen Gründen mit 100 Litern je Frucht zehnmal stärker bewässert werden, als in den Niederlanden. Dort reichen 10 Liter. Aber dies hat nichts „mit Fleisch“ oder „ohne Fleisch“ zu tun. Diese Wasserfussabdrücke können für die Wahl des Herkunftsortes von Gemüse oder Fleisch entscheidend sein – also für alle Verbraucher. Die beste Wahl ist sowieso meistens „aus der eigenen Region“, denn das ist gut für den CO2-Fussabdruck – aber das eine andere Geschichte.
Weiter führende Informationen:
- Ein früherer Beitrag auf LebensraumWasser: „Wasserverbrauch und Konsumverhalten – Auswirkungen auf den persönlichen Wasserfussabdruck“ klick hier!
- Water Footprint of Nations mit Daten zu Ländern und Produkten klick hier!
- Sehr informativ auch die Seiten des WWF aus der Schweiz (dem ich die Grafik verdanke) klick hier! und aus Deutschland – quasi der Klassiker klick hier!
Ein kleiner Nachtrag: im ersten Absatz heißt es: „…und Vegetarier essen nun mal keine tierischen Nahrungsmittel.“ Doch das tun sie, da Vegetarier nur auf Fleisch verzichten. Veganer widerum verzichten auf jegliche tierische Nahrungsmittel.
Ansonsten ein sehr interessanter Artikel.
Danke für die Präzisierung und für das Lob. Tut beides gut 🙂