Salzbelastung in deutschen Flüssen

Ein Jahr nach dem Fischsterben in der Oder kämpft Polen noch immer nicht gegen die Wurzel der Katastrophe. Doch auch in Deutschland gibt es Flüsse, die stark mit Salz belastet sind. Die Lutter ein kleines Flüsschen in Ostwestfalen bekommet im Sommer sein Wasser aus einer Kläranlage, die industrielle Abwässer aus dem niedersächsischen erhält und die darin enthaltenen Salzfrachten nicht bewältigen kann. So landet das Salz in der Lutter. Mit dem Eintrag endet das natürliche Leben in dem Flüsschen, das seine Frachten später mit in die Ems nimmt. Ein Radiobeitrag des Deutschlandfunks (DLF) beleuchtet am Beispiel der Lutter, was in Deutschland beim Schutz der Flüsse schief läuft.

Klarwasser muss nicht sauber sein

Im Spätsommer, wenn die Trockenheit auf dem Höhepunkt ist und in den Flüssen Niedrigwasser herrscht, sind diese in manchen Regionen auf den Zulauf von Kläranlagen angewiesen. Einer UBA-Studie zufolge weisen Teileinzugsgebiete des Neckars, der Ostsee, des Nieder- und Mittelrheins sowie der Ems Niedrigwasser-Bedingungen Klarwasseranteile, so heißt das Kläranlagenzufluss-Wasser in der Fachsprache, von über 50 Prozent auf. Nicht alle Kläranlagen bewältigen die Schadstofffrachten, die mit häuslichem oder industriellem Abwasser auf sie zukommt. So gelangen dann Salze, Spurenstoffe oder Mikropartikel in die natürlichen Fließgewässer und zerstören das darin enthaltene Leben.

Kläranlagen-Zulauf in die Lippe bei Hultrop (Foto: Gendries)

Ziele der Wasserrahmenrichtlinie verfehlt

Deutsche Politiker kritisieren die polnische Regierung, dass sie zu wenig gegen das tödliche Salz in der Oder unternimmt. Diese Politiker tragen aber auch die Verantwortung dafür, dass Deutschland die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie, bis 2027 die Oberflächengewässer in einen sehr guten oder guten chemischen und ökologischen Zustand zu bringen, krachend verfehlen wird. Gegenwärtig erreichen gerade mal neun Prozent aller Oberflächengewässer einen sehr guten oder guten ökologischen Zustand bzw. Potenzial. Das ist etwa ein Prozent mehr als 2015. Beim chemischen Zustand lautet derselbe Wert „Null“ Prozent. Da gibt es noch viel zu tun.

Die DLF-Geschichte der Lutter zeigt , dass die vielen unterschiedlichen Zuständigkeiten eine ganz wesentliche Mitschuld daran tragen, dass es den Gewässern in Deutschland so schlecht geht. Aber am Ende ist niemand wirklich schuld.

Quellen / Weiterführendes

Beitragsfoto: Gendries (Drainagezulauf Lippe)

Hinweis zum Foto mit dem Klarwasserzufluss: es muss sich beim Schaum nicht zwingend um Reinigungsmittel gehandelt haben, der Schaum kann auch auf biologische Abbauprozesse in der Kläranlage zurückzuführen sein. Dabei handelt es sich dann um „Eiweiß-Schaum“.

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