Mit einem KI-Lab kämpft Umweltbundesamt ab heute gegen die Datendürre

Für die allerseits beklagte Datendürre bei Umweltinformationen könnte es ab heute eine Lösung geben: das KI-Lab am Umweltbundesamt. Diese Einrichtung mit ihren IT-ExpertInnen dürfte auch die vielen Akteure aus dem Wasserbereich aufhorchen und hoffen lassen, dass mit digitalen Systemen erfassten Daten mit Hilfe Künstlicher Intelligenz aussagekräftige und transparente Informationen zugänglich gemacht werden.

Das Anwendungslabor für Künstliche Intelligenz und Big Data, kurz: KI-Lab, am UBA wurde heute von Bundesumweltministerin Steffi Lemke und dem Präsidenten des Umweltbundesamts (UBA), Prof. Dr. Dirk Messner, eröffnet.

Datenvereinfachung als wichtige Aufgabe

Das KI-Lab soll Grundlagen schaffen, um mit Künstlicher Intelligenz (KI) die Analyse großer Mengen von Umweltdaten (Big Data) stärker zu vereinfachen. Alle Behörden im Umweltressort werden das KI-Lab für ihre Arbeit nutzen, das heute seine Arbeit aufnimmt.

Steffi Lemke, Bundesumwelt- und -verbraucherschutzministerin: „Die Potentiale von KI und Big Data sind immens – auch für den Schutz von Umwelt, ⁠ Klima ⁠ und Natur. Sie auf nachhaltige Weise zu heben, ist eine wichtige Gemeinschaftsaufgabe und gehört zu verantwortungsvoller Digitalisierung. Das neue KI-Lab ist innovativ und ermöglicht den Behörden des Umweltressorts, passgenaue Anwendungen für Herausforderungen zu entwickeln – zum Beispiel für die effizientere Auswertung von Satellitendaten, um den Ausbau von Wind- und Sonnenstrom besser planen zu können. Diese Anwendungen sollen die Arbeit der Behörden unterstützen und das Verständnis von Problemen, Lösungen und Zusammenhängen im Umweltbereich sowohl bei den Behörden selbst als auch in der Öffentlichkeit verbessern. Das hat Modellcharakter.“

KI-Labor als einmaliger Experimentier- und Gestaltungsraum für die Analyse von Umweltdaten

UBA ⁠-Präsident Prof. Dr. Dirk Messner: „Digitale Transformation und künstliche Intelligenz sind ein Paradigmenwechsel auch im Umweltschutz. Wir werden Umweltdaten künftig völlig anders und auch besser analysieren können. Dazu müssen wir neue datenwissenschaftliche Methoden für die Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung nutzen und Kompetenzen im gesamten Umweltressort aufbauen. Sonst werden wir nicht Schritt halten bei der so wichtigen Verwaltungsdigitalisierung. Unser Anwendungslabor ist dafür ein einmaliger Experimentier- und Gestaltungsraum für die Analyse von Umweltdaten.“

Das KI-Lab nutzt datenwissenschaftliche Methoden und Technologien, um die heterogenen, komplexen und bisher oft schwer zugänglichen Datenbestände in der Umweltverwaltung besser zu verwerten. Das umfasst Erdbeobachtungs- und Messdaten, Prozessdaten für eine Verwaltungs- und Vollzugsoptimierung und viele andere weitere Umwelt-, Natur- und Strahlenschutzdaten.

Erste Beispiele für die mögliche Anwendung von KI sind etwa das Identifizieren von Wind- und Photovoltaik-Anlagen in Satellitendaten für eine bessere Planung. Auch lassen sich illegal in Online-Handelsplattformen angebotene und geschützte Tier- und Pflanzenarten besser aufspüren. Mit dem KI-Lab können alle Behörden des Umweltressorts KI-Anwendungen auf Basis von Umweltdaten entwickeln – neben dem UBA sind dies das Bundesamt für Naturschutz, das Bundesamt für Strahlenschutz und das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung.

KI-Lab erhält bis 2025 insgesamt 26 Millionen Euro

Das KI-Lab ist eine Initiative im Rahmen der Umweltpolitischen Digitalagenda des BMUV und Teil des BMUV 5-Punkte-Programms „Künstliche Intelligenz für Umwelt und Klima“. Hierfür stehen aus Mitteln des Konjunktur- und Zukunftspaketes der Bundesregierung (2021) 26,4 Millionen Euro zur Verfügung. Es werden rund 30 Mitarbeitende, zunächst befristet bis 2025, an den Standorten Leipzig, Berlin und Dessau-Roßlau beschäftigt. Das KI-Lab legt besonderen Wert auf den verantwortungsvollen Umgang mit Daten und entwickelt Lösungen zur ressourcenschonenden Nutzung von KI und Big Data (Responsible & Green AI). Dabei stehen verschiedene Aspekte nachhaltiger Software im Raum: Vom möglichst energieeffizienten Einsatz der Hardware über passgenaue und ethische Auswahl der Daten und Algorithmen, bis zur Verwertbarkeit durch Dritte im Rahmen von Open-Source.

Das KI-Lab arbeitet aktuell daran, wirkungsvolle nationale und internationale Netzwerke und Kollaborationen zum Thema KI und deren Nutzung im Umweltressort zu etablieren. Ziel ist es, im gesamten Umweltressort methodisch und technisch relevante Kompetenzen aufzubauen. Die Behörden wollen voneinander lernen und so der digitalen Transformation in der Umweltverwaltung Anschub geben. „Wir arbeiten bei der Umsetzung von Beispielanwendungen (Use Cases) mit ganz unterschiedlichen Expertinnen und Experten aus dem Umweltressort eng zusammen: von der Meeresforschung, über Strahlenschutz bis hin zur Atmosphärenphysik im urbanen Raum. Es ist uns ein Anliegen, dass das KI-Lab sowohl eine Wirkung nach außen entfacht, als auch ins eigene Haus wirkt.“ so Robert Wagner, Leiter des KI-Lab am UBA.

Die Aufgabe ist ein Windhundrennen

Robert Wagner beschreibt auf LinkedIn „Wir sind ein ein Team von Experten*innen – von Projektmanager*innen über Data Scientists und Data Engineers bis hin zu High Performance Computing Spezialist*innen.“ Das läßt hoffen! Ich werde mal nachfragen, welche Wasserthemen auf der Agenda stehen.

So sehr die Maßnahme zu begrüßen ist, aber Ende 2023 zu starten und und ein derart komplex angelegtes Thema auf zwei Jahre zu befristen, ist zumindest mutig. Wer vor dem Hintergrund dieses Zeitpfades für den Bereich Wasser Verwertbares aus dem KI-Lab erwartet, sollte schnellstmöglich Ansprüche stellen. Das hört sich nach einem „Windhundrennen“ an. Diese ExpertInnen dürften von der Wirtschaft händeringend gesucht werden. Ein auf zwei angelegtes Projekt erfordert schon viel intrinsische Motivation der Teammitglieder. Wir wünschen es Robert Wagner und seinem Team viel Erfolg!

Quellen Weiterführendes

Beitragsfoto:  Gerd Altmann auf Pixabay

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