Es verdichten sich die Anzeichen, dass die „Sektoruntersuchung Trinkwasser“ des Bundeskartellamtes Ende des Monats endlich erscheinen wird. Statt aber die gesamte Branche mit ihren über 6.000 Unternehmen zu erfassen, wird sich die Untersuchung wohl auf drei Dutzend großstädtische Wasserversorger aus dem Kartellverfahren um Berlinwasser beschränken. Wenngleich noch keine Inhalte bekannt sind, so darf doch erwartet werden, dass auch wieder so genannte Typfälle, d.h. hypothetische Verbrauchs- und Versorgungssituationen, gebildet wurden, um Preisvergleiche darzustellen. Die Veröffentlichung wird die Branche vermutlich kurz vor dem „medialen Sommerloch“ treffen. Es ist nicht auszuschließen, dass einige Medien den Bericht zum Anlass nehmen, Fragen zu stellen. Preisvergleiche sorgen – egal aus welcher Quelle – regelmäßig für große Aufmerksamkeit und nicht minder große Unsicherheit. Verbraucher werden eher verunsichert als informiert. Dieser Verunsicherung können die Versorger entgegen steuern. Es erscheint aus Sicht der Versorgungsunternehmen empfehlenswert, die Veröffentlichung selbst und die Fragen als Chance zu verstehen, über die Preisvergleiche, die Preiseinflussfaktoren und die Wasserversorgungsbedingungen zu informieren. Die Preiskommunikation sollte nicht nur jetzt für den aktiven Kundendialog genutzt werden.
Bedauerlicherweise erzeugen die Preisvergleiche eigentlich nur eine Scheintransparenz, denn je nachdem wie eine hypothetische Verbrauchs- und Versorgungssituation in die Rechnung eingeht, kann ein Versorger als sehr preiswert im Vergleich zu anderen oder als sehr teuer erscheinen. Die Experten sind sich einig, dass es keine bundesweit allgemein gültigen Verbrauchsfälle geben kann die sich für derartige Vergleiche eignen. Unabhängig davon muss die Frage gestellt werden, welchen Mehrwert derartige Vergleiche überhaupt stiften sollen. Denn die Unterschiedlichkeit der Wasserpreise in Deutschland liegt nicht in einer unternehmerischen Willkür, sondern in der Unterschiedlichkeit der Rahmenbedingungen bzw. strukturellen Gegebenheiten begründet. Viele Faktoren können oder sollen nicht beeinflusst werden. Während in manchen Regionen die Kosten für den vorsorgenden Gewässerschutz unvermeidbar sind und Aufbereitungen weitere Kosten erzeugen (z.B. wegen der Nitrateinträge aus der Landwirtschaft), kann in anderen Regionen das Trinkwasser quasi aus der „Quelle“ genommen werden. Unschwer ist zudem nachvollziehbar, dass Oberflächenwasser aus einem Fluss einer anderen Behandlung bedarf, als Grundwasser, und die Versorgung im Mittelgebirge andere Pumpkosten erzeugt, als auf dem „flachen Land“. Das alles sind Kosteneinflussgrößen, die sich in den Preisen niederschlagen, in einfachen Preisvergleichen aber nicht erkannt werden können. Folge dieser sehr verschiedenen Strukturen vor Ort sind unterschiedliche Kosten, die wiederum zu deutlichen, aber dennoch gerechtfertigten Preisunterschieden führen können. Ein schlichter Preisvergleich, der diese Faktoren nicht berücksichtigt, muss daher zwangsläufig in die Irre führen. Das hat der Wasser-Preisvergleich von billiger.de gezeigt.
Lebensraumwasser wird nach Veröffentlichung des Berichts über die Ergebnisse berichten.
Fotos: Bundeskartellamt
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