Bevor der nächste Frost kommt: Wasserleitungen winterfest machen. Andernfalls drohen Rohrbrüche

Erst Frost, dann Rohrbruch. Besonders betroffen sind Bauprojekte – seien es Neu- oder Umbauten. Defekte Leitungen sind eine Hauptursache für Bauschäden. Gerade jetzt, wo die Neu- oder Umbauobjekte still stehen, weil die Witterung die Arbeiten nicht zuläßt oder auf die Materialien gewartet werden muss, drohen Wasserschäden. Besonders gefährdet sind sie in den Zeiten, wo sich frostige und wärmere Tage regelmäßig abwechseln. Wenn die Arbeiten ruhen und plötzlich der Frost kommt, entstehen die Wasserschäden häufig unbemerkt in Folge von Leckagen in den unter Druck stehenden Trinkwasser- oder Löschwassersystemen. Nicht immer werden die Leitungswasserschäden rechtzeitig erkannt, dann drohen auch noch Folgeschäden.

Bauobjekte sind besonders gefährdet

Wasseraustritte sind dann am kostspieligsten, wenn der Innenausbau abgeschlossen ist oder wasserempfindliche Geräte vor dem Rohrbruch installiert wurden. Aber damit ist der Schaden noch nicht komplett. Zusätzlich zu teuren Reparaturen können Nacharbeiten auch zu Projektverzögerungen führen. Womöglich muss erneut gewartet werden, bis die beschädigten Materialien ersetzt werden können. Die Lieferkettenausfälle und Verzögerungen können Bauherrn somit doppelt treffen – neben den Kosten für die Schadensbeseitigung.

Während bei Bestandsgebäuden viele Schäden vermeidbar wären, wenn Wasserleitungen und wasserführende Armaturen regelmäßig überprüft und gewartet würden, sind bei Bauprojekten oft Unachtsamkeiten und fehlende Überwachung an arbeitsfreien Tagen die Ursache für Schäden, warnt der Industrieversicherer Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS). Denn wenn eine Anlage über das Wochenende oder die Feiertage stillgelegt wird, sich aber noch Restmengen an Wasser in den Leitungen befinden, können diese bei niedrigen Temperaturen gefrieren und die Leitungen zum Platzen bringen. Allein an Silvester waren laut einer weiteren Untersuchung der AGCS über 36 Prozent aller Sachversicherungsschäden der vergangenen zehn Jahre auf diese Ursache zurückzuführen.

Neue Überwachungslösungen und engmaschige Begutachtung

Um diese häufigen Leitungsschäden einzudämmen, empfehlen die Risikoberater der AGCS Überwachungslösungen zur Leckerkennung, um die Häufigkeit und Schwere von Wasserschäden durch die Einbau eines Früherkennungssystems zu reduzieren. Sobald die Wasserversorgungssysteme eingerichtet sind, sollten an den unter Druck stehenden Trinkwasser- und/oder Löschwasserleitungen Durchflussüberwachungsgeräte installiert werden. Neue mobile Detektoren, wie Funk-Wassermelder, erkennen automatisch den Eintritt von Flüssigkeiten in Räumen und Behältern. Sie können zur Überwachung temporärer Arbeitsstätten wie angemieteten Bürogebäuden und Wanderbaustellen eingesetzt werden. Bei anderen Lösungen werden Detektoren so programmiert, dass sie bei einem unerwarteten Wasserfluss nach Feierabend einen Alarm auslösen, worauf ein Überwachungsdienst Vertreter der Baustelle auf ein mögliches Leck aufmerksam macht.

Neben diesen Technologien trägt ein aktives Programm zur vorbeugenden Instandhaltung maßgeblich zur Verhinderung von Leitungswasserschäden bei. „Vor allem sensible Bereiche sollten engmaschig von Experten begutachtet werden, um Ausfallzeiten zu reduzieren und die Zuverlässigkeit zu erhöhen“, empfiehlt Wolfgang Goschenhofer, Senior Risk Consultant der AGCS Central and Eastern Europe: „Außerdem verringert sich durch Schadenminimierung erheblich die Risiken bei der späteren Inbetriebnahme.” Rechtzeitiges Erkennen sei entscheidend, um hohe Schäden zu vermeiden. Dort, wo bereits digitale Wasserzähler installiert sind, die aus der Ferne beobachtet werden können, sollte kontrolliert werden, ob eine ungewollte Wasserentnahme stattfindet. Einige Zählersysteme verfügen auch über Warnsysteme, um Leckagen frühzeitig zu erkennen. So können zumindest Folgeschäden verhindert werden. Es gibt auch SmartHome-Warnsysteme, die bei Schäden Alarme über Funk oder Tonsignale auslösen und so ein schnelles Eingreifen ermöglichen. (Einige dieser Geräte werde ich in den nächste Wochen testen und darüber berichten.)

Vorbereitungen für die Kälte: Wie Wasserleitungen winterfest machen?

Nicht nur bei Neu- oder Umbauten, auch in bewohnten Häusern und Wohnungen können einige Maßnahmen getroffen werden, um gefrorenen Wasserleitungen vorzubeugen:

  • Wasserhähne, die häufig Minustemperaturen ausgesetzt sind, sollten abends kurz aufgedreht und laufen gelassen werden. Die Bewegung kann vor Gefrieren schützen – allerdings nicht bei dauerhaftem Frost.
  • Trotz Energiesparens sollten selten genutzte Räume nicht ganz auskühlen, wenn Trinkwasserleitungen darin enthalten sind. Besonders auch vor einer längeren Abwesenheit. So wird vermieden, dass Rohre auskühlen und einfrieren. Sollte dies nicht möglich sein, wird empfohlen, das Wasser aus der Leitung ablaufen zu lassen, so dass kein Wasser darin stehen bleiben und gefrieren kann.
  • In absoluten Notfällen kann zudem für besonders kalte Räume eine Standheizung in Betracht gezogen werden. Da diese sehr viel Strom verbraucht, sollte die Nutzung allerdings die Ausnahme sein; besser sind andere vorbeugende Maßnahmen.

Das Entleeren der Leitungen ist simpel: Zunächst wird das Absperrventil für die jeweilige Leitung geschlossen. Im Anschluss wird der entsprechende Wasserhahn geöffnet, damit jegliches Wasser aus der Leitung ablaufen kann. Wichtig ist hierbei, dass der Wasserhahn im Anschluss nicht komplett verschlossen wird – so dass auch im Laufe der nächsten Zeit überschüssiges Wasser hinaustropfen kann.

Was tun, wenn die Wasserleitung eingefroren ist?

Wenn trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch einmal der Ernstfall eintritt, heißt es zunächst: Ruhe bewahren und behutsam handeln.

An erster Stelle sollte bei der Schadensbegrenzung immer die Schließung des Wasserhaupthahns stehen. Nur so kann vermieden werden, dass der Eispfropfen in der Leitung noch weiter anwächst und es zu einem folgenschweren Wasserrohrbruch kommt.

Anschließend müssen sämtliche Wasserhähne geöffnet werden, damit Wasser während des Auftauens der Leitungen ungehindert abfließen kann.

Im Haus oder der Wohnung befindliche Räume sollten so schnell es geht geheizt werden, damit die dort verlaufenden Leitungen allmählich wieder auftauen können. Bei gut zugänglichen Leitungen kann auch ein Föhn hilfreich sein. Bei diesem Schritt gilt: Je schneller, desto besser. Bleiben die Leitungen über einen längeren Zeitraum eingefroren, dehnt sich das Material weiter aus und der Wasserrohrbruch droht. Für Leitungen in Außenbereichen können auch Heizstrahler oder ähnliche Geräte als Hilfe herbeigezogen werden. Sollte an diesem Punkt bereits ein Verdacht auf beschädigte Leitungen bestehen, muss in jedem Fall auch die Feuerwehr vor Ort informiert werden – tritt der Ernstfall ein, sind die Einsatzkräfte schnell vor Ort.

Trotz der gebotenen Eile sollte von allzu hastigen und unüberlegten Maßnahmen zum Auftauen abgesehen werden. Ein gleichmäßiges, vorsichtiges Auftauen ist zur Schadensbegrenzung unerlässlich.

Quellen: IDEAL Versicherung, Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS)

Beitragsfoto: Gendries

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