„Wasserbesorgnis“: Mehr als die Hälfte der Deutschen wegen aktueller Trockenheit besorgt

Das nächste Hitze-Wochenende steht bevor. Heiß her geht es ungeachtet der jüngsten Regenperioden bei Verteilung der knapper werdenden Wasserressourcen. Während die Nutzungskonkurrenzen stürmischer werden, zeigt sich die Politik vielerorts ahnungslos. Da kommt die Umfrage des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gerade recht. Von Civey wurden in diesem Monat rund 5.000 Bundesbürger befragt nach ihren Sorgen wegen der rückläufigen Wasserverfügbarkeit und wo sie am ehesten Einschränkungen bei der Wassernutzung in Kauf nehmen würden. Die Ergebnisse geben einen guten Einblick in die „Wasserbesorgnis“ der Gesellschaft.

Besorgnis wegen der Trockenheit – aber bei den Älteren größer, als in der jungen Generation

Kurz gefasst, ist die Besorgnis wegen der Trockenheit bei älteren Bevölkerungsgruppen am höchsten, ein regionaler Schwerpunkt ist Hessen, das Bundesland mit zunehmenden Engpässen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Besorgnis wegen der Trockenheit mit zunehmenden Alter steigt. Von 34 Prozent bei den 18- bis 29-Jährigen steigt die „Wasserbesorgnis“ auf 64 Prozent bei der Generation 65Plus. Diese Verteilung ist bemerkenswert. Denn eigentlich würde man wie bei der „Klimabesorgnis“ vermuten, dass es eine stärkere Annäherung der Generationen gibt. So sorgt sich mehr als jeder Zweite der 14- bis 29-Jährigen in Deutschland wegen der Klimakrise, so die Trendstudie Jugend in Deutschland.

Bei den erforderlichen Einschränkungen in Folge der Trockenheit zeigten sich Zweidrittel der Teilnehmer der Befragung beim Autowaschen und bei der Poolnutzung einsichtig. Nur jede zweite befragte Person würde die Bewässerung im Garten einschränken. Gut zu wissen, dass beim Gartenbewässern ehedem Allgemeinverfügungen der Behörden greifen werden.

Keine Gebühren-Ausnahmen für wassernutzende Wirtschaftszweige

Eindeutig ist die Forderung nach höheren Wasserentnahmeabgaben (auch „Wassercent“ genannt). Fast zwei Drittel (61 Prozent) der Befragten erklärten, dass Unternehmen mit hohem Wasserverbrauch auch höhere Entnahmeabgaben zahlen. Besonders hohe Zustimmungswerte haben die Fragesteller in jenen Bundesländern von den Befragten erhalten, die noch gar keine Entgelte für Wasserentnahmen erheben. Damit dürfte die Politik mindestens in Bayern und Hessen erkennen, wie die Bevölkerung in ihren Bundesländern denkt, denn gerade dort ist die Trockenheit regelmäßig am höchsten – wie ihre Besorgnis.

Doch auch bei den Bundesländern, die schon Abgaben bei Wasserentnahmen aus Flüssen oder Brunnen entnehmen gibt es Ausnahmen. Es gibt in Deutschland keine einheitliche Regelung. Abhängig vom Bundesland findet die Mitfinanzierung der Aufrechterhaltung der Wasserressourcen über die Wasserentnahmeentgelte durch Wirtschaftszweige, die Kühlwasser entnehmen oder Wasser für die Bewässerung einsetzen, gar nicht oder nur in geringem Maß statt. Dort will die Bundesregierung mit der Nationalen Wasserstrategie ansetzen. Demnach ist eine Prüfung vorgesehen, diese Einnahmen dann zweckgebunden zur Finanzierung von wasserwirtschaftlichen Maßnahmen zu nutzen, wie zum Beispiel der Verbesserung der Gewässer in einen guten chemischen und ökologischen Zustand nach der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Bis dahin können die Bundesländer „weiterwurschteln“ und mit Wasser- und Entnahmeentgelten Standortpolitik betreiben.

Die Studie ist Auftakt des BUND zur Information über Trockenheit in Deutschland

Die repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag des BUND ist der Auftakt einer Serie zum Thema Trockenheit. In den kommenden Wochen beleuchten BUND-Expert*innen immer donnerstags verschiedene Aspekte des drängenden Problems und bieten Lösungen: von der Stadtnatur über Infrastruktur und Wald bis zur Industrie. Trockenheit als Folge der Klimakrise betrifft alle Lebensbereiche. Angesichts von drohender Wasserknappheit, mehr Hitzewellen und anhaltender Trockenheit brauchen wir dringend größere Anstrengungen beim Klima- und Biodiversitätsschutz.

Sascha Maier, der BUND-Gewässerexperte, bringt es auf den Punkt: „Den meisten Menschen in Deutschland ist wohl bewusst, dass die Verfügbarkeit von Wasser in näherer Zukunft leider keine Selbstverständlichkeit mehr sein wird und die länger dauernden Dürreperioden auch zu Nutzungs-Einschränkungen führen können. Aber es wurden auch starke Abweichungen unter den jeweiligen Altersgruppen festgestellt. Deshalb müssen zielgruppenspezifische Informations- und Kommunikationsmaßnahmen für eine wasserbezogene Allgemeinbildung zeitnah starten. Dies fordert auch die Nationale Wasserstrategie der Bundesregierung.“

Es ist von größter Wichtigkeit, den natürlichen Wasserbedarf der Ökosysteme in allen Bereichen zu gewährleisten, denn dies dient nicht nur der Natur, sondern auch unserer Daseinsvorsorge. Darüber hinaus kann aus Sicht des BUND durch das Entgelt eine Lenkungswirkung hin zu einem bewussteren Umgang mit der Ressource Wasser erreicht werden. 

Die Nationale Wasserstrategie der Bundesregierung sieht als kurzfristig umzusetzende Maßnahmen unter anderem eine Kommunikationsstrategie „Wasser“ sowie die Weiterentwicklung und bundesweite Einführung von Wasserentnahmeentgelten vor. Damit wären schon einmal die Aufgaben definiert. Was jetzt fehlt, ist die Umsetzung. Die Bürger warten darauf, die Natur schon lange….

Hintergrund

Zur Methode: Das Markt- und Meinungsforschungsunternehmen Civey hat für den BUND vom 3. bis 5.Juli 2023 rund 5.000 Bundesdeutsche ab 18 Jahren online befragt. Alle Daten wurden im Civey-eigenen Panel mit verifizierten Teilnehmern erhoben. Die Ergebnisse sind unter Berücksichtigung des angegebenen statistischen Fehlers repräsentativ für die deutsche Bevölkerung.

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Beitragsfoto: Gendries

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