Poolwassertarife – eine Wasserpreisinnovation aus Flandern als Lösung für deutsche Versorger?

Die Befüllung von Swimmingpools führt angesichts regional knapper werdender Wasservorräte und Tiefststände in Flüssen und Seen zu breiter Kritik. Nicht immer ist es rational, denn das problem ist anders gelagert. Können Wasserpreise bei der Lösung helfen? Es lohnt vielleicht ein Blick in die belgische Provinz Flandern.

Flandern ist bisher nicht durch wasserpolitische Pioniertaten aufgefallen. Das mag sich ändern. Cathy Berx, die Gouverneurin der Provinz Antwerpen, deutet an, dass Leitungswasser zum Füllen von Swimmingpools viel teurer sein sollte, als das im Haushalt verwendete Wasser. Der mögliche Poolwassertarif sorgt in den Sozialen Medien kurz nach Bekanntwerden der Idee bereits “für Stimmung“.

Die Wassertarife in Flandern sind im Vergleich zu anderen Regionen Europas schon vergleichsweise innovativ. So wird bereits ein Unterschied zwischen einem sogenannten „Basisverbrauch“ eines Privathaushalts und dem „Komfortverbrauch“, der einen gewissen Grenzwert überschreitet, gemacht. Der Wasserpreis ist dann ungefähr doppelt so hoch. Jetzt könnte möglicherweise noch ein Poolwassertarif hinzu kommen.

Zunächst muss die flämische Landesregierung bzw. die Landesumweltministerin Zuhal Demir (N-VA), die bereits mit ihrem „Blue Deal“ an der Grundwassersicherheit arbeitet, aktiv werden. Das flämische Onlinemagazin NWS flanderninfo.be berichtet, die Ministerin führe diesbezüglich schon Gespräche mit Fachleuten. Dabei geht es wohl darum, die gesamte Tarifstruktur für den Trinkwasserverbrauch in Flandern zu analysieren – übrigens unabhängig von der hier erwähnten Problematik der Poolbefüllung.

Dabei ist bei genauer Betrachtung ehedem nicht unbedingt die Wassermenge das Problem der Wasserversorger, sondern die nicht selten dafür verwendeten Standrohre, die einen hohen Wasserdruck benötigen, und die Gleichzeitigkeit der Wasserentnahmen. Darüber klagen auch hierzulande immer mehr Wasserversorger und machen die vorausgehende Anmeldung der Wasserentnahmen für die Poolbefüllungen zur Pflicht, so dass diese sich darauf vorbereiten können und hinter der kurzfristigen Spitzenentnahmen nicht Leckagen im Leitungsnetz vermuten müssen und ihre Leckage-Suchtrupps losschicken.

Ich hatte mich vor einigen Wochen bei den Schwimmbad- und Pool-Fachleuten des Bundesverbandes Schwimmbad & Wellness (bsw) e.V. erkundigt, wie dort die Reaktion eingeschätzt wird. Deren Sprecher, Dieter C. Rangol, machte das Problem an der unzureichenden Fachkenntnis bzw. technischen Ausstattung der Pools fest. Wenn die Wasseraufbereitung fachlich qualifiziert eingestellt ist und ordnungsmäßig betrieben würde, müsste das Wasser nicht so oft gewechselt werden und die Wasserbedarfe würden deutlich sinken. Nur leider, so Rangol, würden viele Besitzer von Baumarkt-Pools sich die Kosten für diese Anlagen lieber sparen. Abgesehen davon seien die Wassermengen gar nicht so groß.

Ob also, wie in Flandern überlegt wird, ein Poolwassertarif wirklich Entspannung mit sich bringen wird, muss abgewartet werden. Das setzt natürlich voraus, dass die Poolbesitzer auch auf die Preisanreize reagieren. Meine Frage in einem Social Media-Forum von Poolbegeisterten, ab welchem Wasserpreis sie ihr Nutzungsverhalten ändern würden, war mit viel Häme aufgenommen worden. Auf den Punkt gebracht: “Wenn wir 20.000 Euro für einen Pool ausgeben, dann lassen wir uns den Spaß doch nicht durch höhere Wasserpreise verderben.“ Im Gegensatz dazu könnten aber Tarife, die die Spitzenbedarfe dämpfen, eine Lösung sein. Dazu müssten aber auch Smarte Zähler eingebaut werden, die die Wasserabnahme mit einem Zeitfaktor und den Preisen in Verbindung bringen können. Wie aus dem Umweltministerium zu hören ist, will Bundesumweltministerin Steffi Lemke in der Wasserstrategie, die bereits kursiert, Smart Meter unterstützen. Man darf also gespannt sein, welche Projekte und Lösungen diesem Vorstoß folgen werden. Man darf wohl schon davon ausgehen, dass sich in den nächsten Jahren noch einige Innovationen bei den Wassertarifen kommen werden.

2 Kommentare

  1. M.E. müssen hier zwei Aspekte unterschieden werden:
    (1) Kommt die Infrastruktur mit den Wasseranforderungen seitens der Poolbefüller klar? Hier spielt sicher das Timing eine Rolle und die von Herrn Kukuczka beispielhaft erwähnte Befüllung über Nacht kann Entlastung bringen.
    (2) Die andere Frage ist die der Knappheit von Wasser, wie sie im Sommer in einigen Regionen zutage trat. Hier hilft auch die zeitlich gestreckte Befüllung der Pools nicht weiter, hier muss gespart, d.h. der Wasserbedarf reduziert werden.

  2. Sehr geehrte Damen und Herren,

    die Befüllung der Pools erfolgt bei uns über die Hausinstallation. Bei einem Durchfluss von einem Kubikmeter pro Stunde ist eine normaler Pool in ein bis zwei Tagen befüllt. Das ist zumutbar.

    Das Nachfüllen von Wasser ist in weitaus weniger Zeit möglich. Auch könnte die Befüllung in die Nachtstunden verlegt werden. Hydraulische Engpässe sind dann nicht zu befürchten.

    Das Poolwasser ist Abwasser und wird über die Messeinrichtung mit erfasst. Die Benutzung von Standrohren führt zu hohen Fließgeschwindigkeiten und zur Mobilisierung von Eisen- und Manganablagerungen bzw. zu Braunwasser.

    In ländlich strukturierten Versorgungsgebieten könnten größere Pools mangels Alternative oder teurer Zisternen auch der Löschwasserentnahme im Ernstfall dienen. Auch darüber sollte man nachdenken.

    Mit freundlichen Grüßen

    Wasserversorgung Weißeritzgruppe
    GmbH

    Kukuczka
    Geschäftsführer

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